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Micraelius, Johann: Ander Theil Deß Dritten Buches Vom Alten Sächsischen PommerLand. Bd. 3, 2. Stettin, 1639.

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Das ander Theil des dritten Buchs
Kirchensachen verfahren solte/ auch selbst eine allgemeine Visitation
verrichtet. Es ist auch beschlossen/ das Bischoff Erasmus mit gewis-
ser Manier solte allgemeiner Superintendens aller Kirchen in Pommern
seyn. Aber das war jhm von wegen etlicher Politischer Vrsachen
nicht genehm. Darumb ward M. Paulus a Rhoda zum Stettinischen;
Johannes Knipstroh zum Wolgastischen; Johannes Hodsensee zum
Hinter Pommrischen Superintendenten zur Stolpe bestellet/ daß sie das
Bischöffliche Ampt solten verwalten: Zu denen ist hernach Doctor
Georgius Venetus,
als Stifftischer Superintendens, gekommen/ da die
Stetinische vnd Hinter Pommerische Superintendentz in eins gezogen
ward. Darauff ist die Academia zu Greiffswald/ welche etliche Jahr
in abnehmen gerathen war/ instauriret, vnd von den eingezogenen geist-
lichen Gütern mit besserm Vnterhalt versorget/ auch das statliche Klei-
noth in Pommern/ das Fürstliche Paedagogium, im Jahr mdxli. ge-
stifftet. Sonsten ist dieser Bischoff der Augspurgischen Confession
zugethan gewesen/ die er in der Handlung auff der Schwyne mit dem
Fürsten im mdxxxvj. Jahr die reine Lehre des heiligen Evangelij
nennet/ vnd sich dahin erkläret/ das er sie im Stiffte/ so wenig in
Städten/ als auffm Lande anfechten wolle: Hat auch bey seiner Re-
gierung Evangelische Priester examiniret vnd ordiniret, vnd ist beym
wahren Liechte/ laut der Stifftstände Gezeugniß/ biß in die Grube ver-
blieben. Anno mdxlj. haben die Landsfürsten die vorige Erbverträge
mit den Bischofen dermassen extendiret, daß sie das Jus nominandi,
praesentandi
vnd confirmandi sich expreße reserviret, welches auch
beym folgenden Bischoffe anno mdxlv. im Cößlinischen Vertrage
auffs newe sanciret vnd confirmiret ist. Doch haben sie in folgenden
Jahren guthwillig etwas de competenti & acquisito coeligendi Epis-
copi jure
fallen lassen/ doch also/ das niemand wider jhren willen jhnen
kan obtrudieret werden/ vnd jhre Jus patronatus jhnen vnverrücket
bleibe. Als auch numehr die controversia zwischen dem Könige von
Dennemarck Christiano, vnd den Hertzogen von Pommern/ Barnimo
vnd Philippo, wegen der Hebunge/ so der Bischoff von Roschild aus
Rügen fordert/ vnd der geistlichen Jurisdiction in solcher Jnsul/ etliche
Jahr gewehret/ ist derselben das Jahr vor dieses Bischoffes Erasmi
todt abgeholffen. Dann bey vorgehender Veränderung der Religion
zogen
Das ander Theil des dritten Buchs
Kirchenſachen verfahren ſolte/ auch ſelbſt eine allgemeine Viſitation
verrichtet. Es iſt auch beſchloſſen/ das Biſchoff Eraſmus mit gewiſ-
ſer Manier ſolte allgemeiner Superintendens aller Kirchen in Pom̃ern
ſeyn. Aber das war jhm von wegen etlicher Politiſcher Vrſachen
nicht genehm. Darumb ward M. Paulus à Rhoda zum Stettiniſchen;
Johannes Knipſtroh zum Wolgaſtiſchen; Johannes Hodſenſee zum
Hinter Pom̃riſchen Superintendenten zur Stolpe beſtellet/ daß ſie das
Biſchoͤffliche Ampt ſolten verwalten: Zu denen iſt hernach Doctor
Georgius Venetus,
als Stifftiſcher Superintendens, gekommen/ da die
Stetiniſche vnd Hinter Pommeriſche Superintendentz in eins gezogen
ward. Darauff iſt die Academia zu Greiffswald/ welche etliche Jahr
in abnehmen gerathen war/ inſtauriret, vnd von den eingezogenen geiſt-
lichen Guͤtern mit beſſerm Vnterhalt verſorget/ auch das ſtatliche Klei-
noth in Pommern/ das Fuͤrſtliche Pædagogium, im Jahr mdxli. ge-
ſtifftet. Sonſten iſt dieſer Biſchoff der Augſpurgiſchen Confeſſion
zugethan geweſen/ die er in der Handlung auff der Schwyne mit dem
Fuͤrſten im mdxxxvj. Jahr die reine Lehre des heiligen Evangelij
nennet/ vnd ſich dahin erklaͤret/ das er ſie im Stiffte/ ſo wenig in
Staͤdten/ als auffm Lande anfechten wolle: Hat auch bey ſeiner Re-
gierung Evangeliſche Prieſter examiniret vnd ordiniret, vnd iſt beym
wahren Liechte/ laut der Stifftſtaͤnde Gezeugniß/ biß in die Grube ver-
blieben. Anno mdxlj. haben die Landsfuͤrſten die vorige Erbvertraͤge
mit den Biſchofen dermaſſen extendiret, daß ſie das Jus nominandi,
præſentandi
vnd confirmandi ſich expreßè reſerviret, welches auch
beym folgenden Biſchoffe anno mdxlv. im Coͤßliniſchen Vertrage
auffs newe ſanciret vnd confirmiret iſt. Doch haben ſie in folgenden
Jahren guthwillig etwas de competenti & acquiſito côeligendi Epiſ-
copi jure
fallen laſſen/ doch alſo/ das niemand wider jhren willen jhnen
kan obtrudieret werden/ vnd jhre Jus patronatus jhnen vnverruͤcket
bleibe. Als auch numehr die controverſia zwiſchen dem Koͤnige von
Dennemarck Chriſtiano, vnd den Hertzogen von Pommern/ Barnimo
vnd Philippo, wegen der Hebunge/ ſo der Biſchoff von Roſchild aus
Ruͤgen fordert/ vnd der geiſtlichen Jurisdiction in ſolcher Jnſul/ etliche
Jahr gewehret/ iſt derſelben das Jahr vor dieſes Biſchoffes Eraſmi
todt abgeholffen. Dann bey vorgehender Veraͤnderung der Religion
zogen
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[652/0142] Das ander Theil des dritten Buchs Kirchenſachen verfahren ſolte/ auch ſelbſt eine allgemeine Viſitation verrichtet. Es iſt auch beſchloſſen/ das Biſchoff Eraſmus mit gewiſ- ſer Manier ſolte allgemeiner Superintendens aller Kirchen in Pom̃ern ſeyn. Aber das war jhm von wegen etlicher Politiſcher Vrſachen nicht genehm. Darumb ward M. Paulus à Rhoda zum Stettiniſchen; Johannes Knipſtroh zum Wolgaſtiſchen; Johannes Hodſenſee zum Hinter Pom̃riſchen Superintendenten zur Stolpe beſtellet/ daß ſie das Biſchoͤffliche Ampt ſolten verwalten: Zu denen iſt hernach Doctor Georgius Venetus, als Stifftiſcher Superintendens, gekommen/ da die Stetiniſche vnd Hinter Pommeriſche Superintendentz in eins gezogen ward. Darauff iſt die Academia zu Greiffswald/ welche etliche Jahr in abnehmen gerathen war/ inſtauriret, vnd von den eingezogenen geiſt- lichen Guͤtern mit beſſerm Vnterhalt verſorget/ auch das ſtatliche Klei- noth in Pommern/ das Fuͤrſtliche Pædagogium, im Jahr mdxli. ge- ſtifftet. Sonſten iſt dieſer Biſchoff der Augſpurgiſchen Confeſſion zugethan geweſen/ die er in der Handlung auff der Schwyne mit dem Fuͤrſten im mdxxxvj. Jahr die reine Lehre des heiligen Evangelij nennet/ vnd ſich dahin erklaͤret/ das er ſie im Stiffte/ ſo wenig in Staͤdten/ als auffm Lande anfechten wolle: Hat auch bey ſeiner Re- gierung Evangeliſche Prieſter examiniret vnd ordiniret, vnd iſt beym wahren Liechte/ laut der Stifftſtaͤnde Gezeugniß/ biß in die Grube ver- blieben. Anno mdxlj. haben die Landsfuͤrſten die vorige Erbvertraͤge mit den Biſchofen dermaſſen extendiret, daß ſie das Jus nominandi, præſentandi vnd confirmandi ſich expreßè reſerviret, welches auch beym folgenden Biſchoffe anno mdxlv. im Coͤßliniſchen Vertrage auffs newe ſanciret vnd confirmiret iſt. Doch haben ſie in folgenden Jahren guthwillig etwas de competenti & acquiſito côeligendi Epiſ- copi jure fallen laſſen/ doch alſo/ das niemand wider jhren willen jhnen kan obtrudieret werden/ vnd jhre Jus patronatus jhnen vnverruͤcket bleibe. Als auch numehr die controverſia zwiſchen dem Koͤnige von Dennemarck Chriſtiano, vnd den Hertzogen von Pommern/ Barnimo vnd Philippo, wegen der Hebunge/ ſo der Biſchoff von Roſchild aus Ruͤgen fordert/ vnd der geiſtlichen Jurisdiction in ſolcher Jnſul/ etliche Jahr gewehret/ iſt derſelben das Jahr vor dieſes Biſchoffes Eraſmi todt abgeholffen. Dann bey vorgehender Veraͤnderung der Religion zogen

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Ander Theil Deß Dritten Buches Vom Alten Sächsischen PommerLand. Bd. 3, 2. Stettin, 1639, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland04_1639/142>, abgerufen am 03.05.2024.