den. Aber sonst ists aus, und nichts kann mich davon abbringen! --
Als er hierauf aus dem Fenster in den Gar- ten, und seine Schwester drinnen sah, gieng er zu ihr hinunter, grüßte sie freundlich, und sagte ihr, daß er sich so weit entschlossen habe, nicht blos auf einen Mönch, sondern auch auf einen Weltgeistli- chen zu studieren, und vorjetzt sich weiter für nichts zu bestimmen; mehr könne er nicht thun, so lieb er sie auch habe.
Sie war es zufrieden, dankte ihm für seine Liebe, und sagte, er müßte freylich am ersten sei- ner Einsicht und Ueberzeugung folgen; vorjetzt woll- ten sie von der Sache nicht mehr sprechen, weil es doch nichts helfe. Sie wolle nun sorgen, daß seine nötigsten Kleider in ein paar Tagen fertig würden, wenn er ungefähr bald abreisen müßte. Das übrige könne man ihm leicht nachschicken, da die Stadt ja nur sieben Stunden von ihnen ent- fernt liege.
Auf den Nachmittag, sagte sie, gehn wir doch zu meinem lieben Prediger? -- -- Recht gerne, Schwester, wir müssen doch die kurze Zeit, die wir noch beysammen sind, recht nutzen.
den. Aber ſonſt iſts aus, und nichts kann mich davon abbringen! —
Als er hierauf aus dem Fenſter in den Gar- ten, und ſeine Schweſter drinnen ſah, gieng er zu ihr hinunter, gruͤßte ſie freundlich, und ſagte ihr, daß er ſich ſo weit entſchloſſen habe, nicht blos auf einen Moͤnch, ſondern auch auf einen Weltgeiſtli- chen zu ſtudieren, und vorjetzt ſich weiter fuͤr nichts zu beſtimmen; mehr koͤnne er nicht thun, ſo lieb er ſie auch habe.
Sie war es zufrieden, dankte ihm fuͤr ſeine Liebe, und ſagte, er muͤßte freylich am erſten ſei- ner Einſicht und Ueberzeugung folgen; vorjetzt woll- ten ſie von der Sache nicht mehr ſprechen, weil es doch nichts helfe. Sie wolle nun ſorgen, daß ſeine noͤtigſten Kleider in ein paar Tagen fertig wuͤrden, wenn er ungefaͤhr bald abreiſen muͤßte. Das uͤbrige koͤnne man ihm leicht nachſchicken, da die Stadt ja nur ſieben Stunden von ihnen ent- fernt liege.
Auf den Nachmittag, ſagte ſie, gehn wir doch zu meinem lieben Prediger? — — Recht gerne, Schweſter, wir muͤſſen doch die kurze Zeit, die wir noch beyſammen ſind, recht nutzen.
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den. Aber ſonſt iſts aus, und nichts kann mich
davon abbringen! —
Als er hierauf aus dem Fenſter in den Gar-
ten, und ſeine Schweſter drinnen ſah, gieng er zu
ihr hinunter, gruͤßte ſie freundlich, und ſagte ihr,
daß er ſich ſo weit entſchloſſen habe, nicht blos auf
einen Moͤnch, ſondern auch auf einen Weltgeiſtli-
chen zu ſtudieren, und vorjetzt ſich weiter fuͤr nichts
zu beſtimmen; mehr koͤnne er nicht thun, ſo lieb
er ſie auch habe.
Sie war es zufrieden, dankte ihm fuͤr ſeine
Liebe, und ſagte, er muͤßte freylich am erſten ſei-
ner Einſicht und Ueberzeugung folgen; vorjetzt woll-
ten ſie von der Sache nicht mehr ſprechen, weil
es doch nichts helfe. Sie wolle nun ſorgen, daß
ſeine noͤtigſten Kleider in ein paar Tagen fertig
wuͤrden, wenn er ungefaͤhr bald abreiſen muͤßte.
Das uͤbrige koͤnne man ihm leicht nachſchicken, da
die Stadt ja nur ſieben Stunden von ihnen ent-
fernt liege.
Auf den Nachmittag, ſagte ſie, gehn wir
doch zu meinem lieben Prediger? — — Recht
gerne, Schweſter, wir muͤſſen doch die kurze Zeit,
die wir noch beyſammen ſind, recht nutzen.
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/148>, abgerufen am 21.11.2024.
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