Gottes Gab allein haben sollte? Aber mit den Fürsten ists so eine Sach. Man darf's Maul nicht aufthun.
Gerg. Freylich, Michel! Aber Recht ist doch Recht! Vater Adam durfte schiessen, was er wollte, weils ihm Gott erlaubt hatte! Und da denk ich, wir sind seine Kinder, und wir dürfens auch. Denk dir einmal, wenn's dem Fürsten einfallen wollte, daß das Wasser auch für ihn allein geschaf- fen sey? Was dir da herauskommen würde? Gelt, d' Mäus dürfen wir wohl todtschlagen, weils der Fürst nicht brauchen kann! Man möcht ein Narr werden, wenn man sich so hudeln lassen muß!
Wirth. Gerg, brauch Respekt, sag ich! Oder 's geht nicht gut. Sapperment! weist du nicht, wen du vor dir hast? Bin ich nicht des Fürsten Schulz?
Gerg. Nu ja, Herr Wirth; man kann ja wol im Unwill ein Wort zu viel sagen; wer wirds auch gleich so genau nehmen? Seht, ihr habt da auch ein harts Wort geredt, daß man all auf Hir- sche schmieden soll. Jch bin kein Wilddieb, hab nicht einmal eine Flint zu Haus; aber's thut einem eben weh, wenn man so sein schönes Korn aufm Acker stehen hat, und der liebe Gott hats vor Wet-
Gottes Gab allein haben ſollte? Aber mit den Fuͤrſten iſts ſo eine Sach. Man darf’s Maul nicht aufthun.
Gerg. Freylich, Michel! Aber Recht iſt doch Recht! Vater Adam durfte ſchieſſen, was er wollte, weils ihm Gott erlaubt hatte! Und da denk ich, wir ſind ſeine Kinder, und wir duͤrfens auch. Denk dir einmal, wenn’s dem Fuͤrſten einfallen wollte, daß das Waſſer auch fuͤr ihn allein geſchaf- fen ſey? Was dir da herauskommen wuͤrde? Gelt, d’ Maͤus duͤrfen wir wohl todtſchlagen, weils der Fuͤrſt nicht brauchen kann! Man moͤcht ein Narr werden, wenn man ſich ſo hudeln laſſen muß!
Wirth. Gerg, brauch Reſpekt, ſag ich! Oder ’s geht nicht gut. Sapperment! weiſt du nicht, wen du vor dir haſt? Bin ich nicht des Fuͤrſten Schulz?
Gerg. Nu ja, Herr Wirth; man kann ja wol im Unwill ein Wort zu viel ſagen; wer wirds auch gleich ſo genau nehmen? Seht, ihr habt da auch ein harts Wort geredt, daß man all auf Hir- ſche ſchmieden ſoll. Jch bin kein Wilddieb, hab nicht einmal eine Flint zu Haus; aber’s thut einem eben weh, wenn man ſo ſein ſchoͤnes Korn aufm Acker ſtehen hat, und der liebe Gott hats vor Wet-
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Gottes Gab allein haben ſollte? Aber mit den
Fuͤrſten iſts ſo eine Sach. Man darf’s Maul
nicht aufthun.
Gerg. Freylich, Michel! Aber Recht iſt doch
Recht! Vater Adam durfte ſchieſſen, was er wollte,
weils ihm Gott erlaubt hatte! Und da denk ich,
wir ſind ſeine Kinder, und wir duͤrfens auch.
Denk dir einmal, wenn’s dem Fuͤrſten einfallen
wollte, daß das Waſſer auch fuͤr ihn allein geſchaf-
fen ſey? Was dir da herauskommen wuͤrde? Gelt,
d’ Maͤus duͤrfen wir wohl todtſchlagen, weils der
Fuͤrſt nicht brauchen kann! Man moͤcht ein Narr
werden, wenn man ſich ſo hudeln laſſen muß!
Wirth. Gerg, brauch Reſpekt, ſag ich! Oder
’s geht nicht gut. Sapperment! weiſt du nicht,
wen du vor dir haſt? Bin ich nicht des Fuͤrſten
Schulz?
Gerg. Nu ja, Herr Wirth; man kann ja
wol im Unwill ein Wort zu viel ſagen; wer wirds
auch gleich ſo genau nehmen? Seht, ihr habt da
auch ein harts Wort geredt, daß man all auf Hir-
ſche ſchmieden ſoll. Jch bin kein Wilddieb, hab
nicht einmal eine Flint zu Haus; aber’s thut einem
eben weh, wenn man ſo ſein ſchoͤnes Korn aufm
Acker ſtehen hat, und der liebe Gott hats vor Wet-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/174>, abgerufen am 21.11.2024.
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