Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.dem ist er aufsätzig; wie ers mir macht. Und der Kronhelm hat dich nur gern bey sich, damit du ihm bey seinem elenden Gefiedel helfen sollst. Es ist gar nichts an ihm; du darfst mir glauben. Frag nur nach, was sein Vater für ein Kerl ist? Jedermann im ganzen Land kennt ihn; wo soll dann das Gute herkommen? Von ihm hats der Sohn nicht gelernt, aber wol liederliche Streiche. Nicht wahr, um 8 Uhr must du immer von ihm? Da heißts, er will noch studiren. Ja wohl, recht studirt! Bey den Mädels! -- Da schleicht er sich noch Abends aus dem Kloster, und der Pater Philipp hilft ihm. Sieh ihn nur an! wie er immer so blaßgelb aussieht! Das kommt vom lie- derlichen Leben; von nichts anders. Sie können keinen Menschen auf der Schule leiden, und von mir werden sie dir auch nichts Gutes gesagt ha- ben, denn sie machens einem, wie dem andern. Jch wollte dich schon lang warnen, weil ichs so herzlich gut mit dir meyne; aber du bist mir im- mer ausgewichen. Nun muß ich mir einmal Luft machen; ich hab lang genug geschwiegen, und heim- lich Mitleiden mit dir gehabt. Du kannst nun thun, was du willst. Jch möcht aber, daß es jeder so treu mit dir meynte, wie ich! Frag nur all im dem iſt er aufſaͤtzig; wie ers mir macht. Und der Kronhelm hat dich nur gern bey ſich, damit du ihm bey ſeinem elenden Gefiedel helfen ſollſt. Es iſt gar nichts an ihm; du darfſt mir glauben. Frag nur nach, was ſein Vater fuͤr ein Kerl iſt? Jedermann im ganzen Land kennt ihn; wo ſoll dann das Gute herkommen? Von ihm hats der Sohn nicht gelernt, aber wol liederliche Streiche. Nicht wahr, um 8 Uhr muſt du immer von ihm? Da heißts, er will noch ſtudiren. Ja wohl, recht ſtudirt! Bey den Maͤdels! — Da ſchleicht er ſich noch Abends aus dem Kloſter, und der Pater Philipp hilft ihm. Sieh ihn nur an! wie er immer ſo blaßgelb ausſieht! Das kommt vom lie- derlichen Leben; von nichts anders. Sie koͤnnen keinen Menſchen auf der Schule leiden, und von mir werden ſie dir auch nichts Gutes geſagt ha- ben, denn ſie machens einem, wie dem andern. Jch wollte dich ſchon lang warnen, weil ichs ſo herzlich gut mit dir meyne; aber du biſt mir im- mer ausgewichen. Nun muß ich mir einmal Luft machen; ich hab lang genug geſchwiegen, und heim- lich Mitleiden mit dir gehabt. Du kannſt nun thun, was du willſt. Jch moͤcht aber, daß es jeder ſo treu mit dir meynte, wie ich! Frag nur all im <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="196"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> dem iſt er aufſaͤtzig; wie ers mir macht. Und der<lb/><hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> hat dich nur gern bey ſich, damit du<lb/> ihm bey ſeinem elenden Gefiedel helfen ſollſt. Es<lb/> iſt gar nichts an ihm; du darfſt mir glauben.<lb/> Frag nur nach, was ſein Vater fuͤr ein Kerl iſt?<lb/> Jedermann im ganzen Land kennt ihn; wo ſoll<lb/> dann das Gute herkommen? Von ihm hats der<lb/> Sohn nicht gelernt, aber wol liederliche Streiche.<lb/> Nicht wahr, um 8 Uhr muſt du immer von ihm?<lb/> Da heißts, er will noch ſtudiren. Ja wohl, recht<lb/> ſtudirt! Bey den Maͤdels! — Da ſchleicht er<lb/> ſich noch Abends aus dem Kloſter, und der Pater<lb/><hi rendition="#fr">Philipp</hi> hilft ihm. Sieh ihn nur an! wie er<lb/> immer ſo blaßgelb ausſieht! Das kommt vom lie-<lb/> derlichen Leben; von nichts anders. Sie koͤnnen<lb/> keinen Menſchen auf der Schule leiden, und von<lb/> mir werden ſie dir auch nichts Gutes geſagt ha-<lb/> ben, denn ſie machens einem, wie dem andern.<lb/> Jch wollte dich ſchon lang warnen, weil ichs ſo<lb/> herzlich gut mit dir meyne; aber du biſt mir im-<lb/> mer ausgewichen. Nun muß ich mir einmal Luft<lb/> machen; ich hab lang genug geſchwiegen, und heim-<lb/> lich Mitleiden mit dir gehabt. Du kannſt nun<lb/> thun, was du willſt. Jch moͤcht aber, daß es jeder<lb/> ſo treu mit dir meynte, wie ich! Frag nur all im<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0200]
dem iſt er aufſaͤtzig; wie ers mir macht. Und der
Kronhelm hat dich nur gern bey ſich, damit du
ihm bey ſeinem elenden Gefiedel helfen ſollſt. Es
iſt gar nichts an ihm; du darfſt mir glauben.
Frag nur nach, was ſein Vater fuͤr ein Kerl iſt?
Jedermann im ganzen Land kennt ihn; wo ſoll
dann das Gute herkommen? Von ihm hats der
Sohn nicht gelernt, aber wol liederliche Streiche.
Nicht wahr, um 8 Uhr muſt du immer von ihm?
Da heißts, er will noch ſtudiren. Ja wohl, recht
ſtudirt! Bey den Maͤdels! — Da ſchleicht er
ſich noch Abends aus dem Kloſter, und der Pater
Philipp hilft ihm. Sieh ihn nur an! wie er
immer ſo blaßgelb ausſieht! Das kommt vom lie-
derlichen Leben; von nichts anders. Sie koͤnnen
keinen Menſchen auf der Schule leiden, und von
mir werden ſie dir auch nichts Gutes geſagt ha-
ben, denn ſie machens einem, wie dem andern.
Jch wollte dich ſchon lang warnen, weil ichs ſo
herzlich gut mit dir meyne; aber du biſt mir im-
mer ausgewichen. Nun muß ich mir einmal Luft
machen; ich hab lang genug geſchwiegen, und heim-
lich Mitleiden mit dir gehabt. Du kannſt nun
thun, was du willſt. Jch moͤcht aber, daß es jeder
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