dir nicht ins Aug sehen. Du bist gar zu freund- lich. -- Jesus, Maria! Was ich für ein Mensch gewesen bin! --
Kronhelm. Jch bitte dich, Siegwart, sey doch ruhig! Was hab ich denn gethan? Mußt ich denn das nicht? Du weist gar nicht, was ich auf dich halte! Wenn ich dirs nur zeigen könnte! Sieh! du bist eine Zeitlang mit Kreutznern gegangen, das ist nun vorbey. Wir sind wieder Freunde. Jch, und P. Philipp wa- rens immer, und du wirst sehen, daß wirs immer bleiben.
Siegwart. Pater Philipp auch? Großer Gott? Was das Leute sind! -- Jsts wahr, Kron- helm? bey Gott! Lüg mich nicht an! Jst er mir noch gut, P. Philipp? Kann er mich noch leiden? Hat er mich nicht längst vergessen? Mir sein Herz verschlossen? Sag!
Kronhelm. So wahr ich selig werden will! Er ist dir noch so gut, wie ehmals.
Siegwart. Nun, so will ich gern sterben! Mags nun gehen wie's will! Hör', Kronhelm, das hätt ich nimmermehr geglaubt. Aber ihr seyd Heilige; thut mehr, als alle Menschen. Nun, Gott wird sich meiner nun auch erbarmen, da ihrs
dir nicht ins Aug ſehen. Du biſt gar zu freund- lich. — Jeſus, Maria! Was ich fuͤr ein Menſch geweſen bin! —
Kronhelm. Jch bitte dich, Siegwart, ſey doch ruhig! Was hab ich denn gethan? Mußt ich denn das nicht? Du weiſt gar nicht, was ich auf dich halte! Wenn ich dirs nur zeigen koͤnnte! Sieh! du biſt eine Zeitlang mit Kreutznern gegangen, das iſt nun vorbey. Wir ſind wieder Freunde. Jch, und P. Philipp wa- rens immer, und du wirſt ſehen, daß wirs immer bleiben.
Siegwart. Pater Philipp auch? Großer Gott? Was das Leute ſind! — Jſts wahr, Kron- helm? bey Gott! Luͤg mich nicht an! Jſt er mir noch gut, P. Philipp? Kann er mich noch leiden? Hat er mich nicht laͤngſt vergeſſen? Mir ſein Herz verſchloſſen? Sag!
Kronhelm. So wahr ich ſelig werden will! Er iſt dir noch ſo gut, wie ehmals.
Siegwart. Nun, ſo will ich gern ſterben! Mags nun gehen wie’s will! Hoͤr’, Kronhelm, das haͤtt ich nimmermehr geglaubt. Aber ihr ſeyd Heilige; thut mehr, als alle Menſchen. Nun, Gott wird ſich meiner nun auch erbarmen, da ihrs
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dir nicht ins Aug ſehen. Du biſt gar zu freund-
lich. — Jeſus, Maria! Was ich fuͤr ein Menſch
geweſen bin! —
Kronhelm. Jch bitte dich, Siegwart,
ſey doch ruhig! Was hab ich denn gethan?
Mußt ich denn das nicht? Du weiſt gar
nicht, was ich auf dich halte! Wenn ich dirs nur
zeigen koͤnnte! Sieh! du biſt eine Zeitlang mit
Kreutznern gegangen, das iſt nun vorbey. Wir
ſind wieder Freunde. Jch, und P. Philipp wa-
rens immer, und du wirſt ſehen, daß wirs immer
bleiben.
Siegwart. Pater Philipp auch? Großer
Gott? Was das Leute ſind! — Jſts wahr, Kron-
helm? bey Gott! Luͤg mich nicht an! Jſt er mir
noch gut, P. Philipp? Kann er mich noch leiden?
Hat er mich nicht laͤngſt vergeſſen? Mir ſein Herz
verſchloſſen? Sag!
Kronhelm. So wahr ich ſelig werden will!
Er iſt dir noch ſo gut, wie ehmals.
Siegwart. Nun, ſo will ich gern ſterben!
Mags nun gehen wie’s will! Hoͤr’, Kronhelm,
das haͤtt ich nimmermehr geglaubt. Aber ihr ſeyd
Heilige; thut mehr, als alle Menſchen. Nun,
Gott wird ſich meiner nun auch erbarmen, da ihrs
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/211>, abgerufen am 24.11.2024.
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