Siegwart. Ja, wahrhaftig, gnädiger Herr; Es ist mein ganzer Ernst. Jhr Herr Sohn kanns bezeugen.
Veit. Nun, so bist du ein Narr, und mein Sohn auch! Sapperment! Jch kann die Pfaffen für den Tod nicht auestehen, und nun willst du auch einer werden. Den Einfall hat dir meiner Seel! der bös' Feind eingegeben, anders kann ichs nicht begreifen. Sag, was willt du denn in so ei- ner lausigen Kutt machen?
Siegwart. Ein ehrlicher Mann werden, und Gott und der Kirch, und meinem Nebenmen- schen dienen.
Veit. Geh mir zum Henker! Das sind mir die rechten, die Braunküttler, die Mucker! Jch schwör dir, Junge, 's ist kein Pfaff nichts nutz. Einer ist immer ein ärgrer Schelm, als der andre. Sie haben mich auch 'nmal gehabt; da in Aug- spurg drüben, die Jesuiten, die verfluchten Schlei- cher! Da sollt ich ein Gelehrter werden, so 'n Stubenhocker! Aber, ghorsamer Diener! Jch nahm bald den Reißaus, und ließ ihnen 's Nachsehen. Beym Element, wenn man d' Pfaffen machen ließ, sie zögen uns noch d' Haut über d' Ohren runter! Aber ich habs brav kriegt im letzten Krieg!
Siegwart. Ja, wahrhaftig, gnaͤdiger Herr; Es iſt mein ganzer Ernſt. Jhr Herr Sohn kanns bezeugen.
Veit. Nun, ſo biſt du ein Narr, und mein Sohn auch! Sapperment! Jch kann die Pfaffen fuͤr den Tod nicht aueſtehen, und nun willſt du auch einer werden. Den Einfall hat dir meiner Seel! der boͤs’ Feind eingegeben, anders kann ichs nicht begreifen. Sag, was willt du denn in ſo ei- ner lauſigen Kutt machen?
Siegwart. Ein ehrlicher Mann werden, und Gott und der Kirch, und meinem Nebenmen- ſchen dienen.
Veit. Geh mir zum Henker! Das ſind mir die rechten, die Braunkuͤttler, die Mucker! Jch ſchwoͤr dir, Junge, ’s iſt kein Pfaff nichts nutz. Einer iſt immer ein aͤrgrer Schelm, als der andre. Sie haben mich auch ’nmal gehabt; da in Aug- ſpurg druͤben, die Jeſuiten, die verfluchten Schlei- cher! Da ſollt ich ein Gelehrter werden, ſo ’n Stubenhocker! Aber, ghorſamer Diener! Jch nahm bald den Reißaus, und ließ ihnen ’s Nachſehen. Beym Element, wenn man d’ Pfaffen machen ließ, ſie zoͤgen uns noch d’ Haut uͤber d’ Ohren runter! Aber ich habs brav kriegt im letzten Krieg!
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Siegwart. Ja, wahrhaftig, gnaͤdiger Herr;
Es iſt mein ganzer Ernſt. Jhr Herr Sohn kanns
bezeugen.
Veit. Nun, ſo biſt du ein Narr, und mein
Sohn auch! Sapperment! Jch kann die Pfaffen
fuͤr den Tod nicht aueſtehen, und nun willſt du
auch einer werden. Den Einfall hat dir meiner
Seel! der boͤs’ Feind eingegeben, anders kann ichs
nicht begreifen. Sag, was willt du denn in ſo ei-
ner lauſigen Kutt machen?
Siegwart. Ein ehrlicher Mann werden,
und Gott und der Kirch, und meinem Nebenmen-
ſchen dienen.
Veit. Geh mir zum Henker! Das ſind mir
die rechten, die Braunkuͤttler, die Mucker! Jch
ſchwoͤr dir, Junge, ’s iſt kein Pfaff nichts nutz.
Einer iſt immer ein aͤrgrer Schelm, als der andre.
Sie haben mich auch ’nmal gehabt; da in Aug-
ſpurg druͤben, die Jeſuiten, die verfluchten Schlei-
cher! Da ſollt ich ein Gelehrter werden, ſo ’n
Stubenhocker! Aber, ghorſamer Diener! Jch nahm
bald den Reißaus, und ließ ihnen ’s Nachſehen.
Beym Element, wenn man d’ Pfaffen machen
ließ, ſie zoͤgen uns noch d’ Haut uͤber d’ Ohren
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/268>, abgerufen am 24.11.2024.
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