Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.brauchen, wenn Noth an Mann geht. -- Nun, Fritz, ists bestellt? -- Jch sag euch, Jungens, keine Stunde reut mich, die ich auf der Jagd zubracht hab, denn da wird man frisch und mun- ter, wie ein Rehbock; aber das andere Zeugs hätt ich freylich können bleiben lassen. Nun, nun, was geschehen ist, läst sich nicht mehr ändern! Wenns nur nicht gar zu lang anhält; denn dieß- mal hat michs recht niederg'worfen. Heut müst ihr schon zu Haus Geduld haben! Morgen kön- nen wir vielleicht wieder 'naus, wenns besser wird! -- Verzeihen Sie, Papa, sagte Kron- helm, auf den Montag gehn unsre Schulstunden wieder an, und da werden wir wol übermorgen reisen müssen. Was? schrie Junker Veit, schon wieder fort? Und seyd kaum herausgekommen? Sapperment! Erst zweymal sind wir auf der Jagd gewesen, und ich wollt euch noch in allen meinen Forsten rumsühren! Nein, das geht nicht an! Seht, jetzt wollt ihr mich verlassen, da ich wie ein Krüppel da liege, und mir nicht zu hel- fen weiß. Nein, bey meiner Seel! ihr müst noch bleiben! Siegwart sagte, daß es schlechter- dings nicht angehe; Sie würden bey ihren Pro- fessoren in Ungelegenheit darüber kommen, und brauchen, wenn Noth an Mann geht. — Nun, Fritz, iſts beſtellt? — Jch ſag euch, Jungens, keine Stunde reut mich, die ich auf der Jagd zubracht hab, denn da wird man friſch und mun- ter, wie ein Rehbock; aber das andere Zeugs haͤtt ich freylich koͤnnen bleiben laſſen. Nun, nun, was geſchehen iſt, laͤſt ſich nicht mehr aͤndern! Wenns nur nicht gar zu lang anhaͤlt; denn dieß- mal hat michs recht niederg’worfen. Heut muͤſt ihr ſchon zu Haus Geduld haben! Morgen koͤn- nen wir vielleicht wieder ’naus, wenns beſſer wird! — Verzeihen Sie, Papa, ſagte Kron- helm, auf den Montag gehn unſre Schulſtunden wieder an, und da werden wir wol uͤbermorgen reiſen muͤſſen. Was? ſchrie Junker Veit, ſchon wieder fort? Und ſeyd kaum herausgekommen? Sapperment! Erſt zweymal ſind wir auf der Jagd geweſen, und ich wollt euch noch in allen meinen Forſten rumſuͤhren! Nein, das geht nicht an! Seht, jetzt wollt ihr mich verlaſſen, da ich wie ein Kruͤppel da liege, und mir nicht zu hel- fen weiß. Nein, bey meiner Seel! ihr muͤſt noch bleiben! Siegwart ſagte, daß es ſchlechter- dings nicht angehe; Sie wuͤrden bey ihren Pro- feſſoren in Ungelegenheit daruͤber kommen, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0301" n="297"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> brauchen, wenn Noth an Mann geht. — Nun,<lb/><hi rendition="#fr">Fritz,</hi> iſts beſtellt? — Jch ſag euch, Jungens,<lb/> keine Stunde reut mich, die ich auf der Jagd<lb/> zubracht hab, denn da wird man friſch und mun-<lb/> ter, wie ein Rehbock; aber das andere Zeugs<lb/> haͤtt ich freylich koͤnnen bleiben laſſen. Nun, nun,<lb/> was geſchehen iſt, laͤſt ſich nicht mehr aͤndern!<lb/> Wenns nur nicht gar zu lang anhaͤlt; denn dieß-<lb/> mal hat michs recht niederg’worfen. Heut muͤſt<lb/> ihr ſchon zu Haus Geduld haben! Morgen koͤn-<lb/> nen wir vielleicht wieder ’naus, wenns beſſer<lb/> wird! — Verzeihen Sie, Papa, ſagte <hi rendition="#fr">Kron-<lb/> helm,</hi> auf den Montag gehn unſre Schulſtunden<lb/> wieder an, und da werden wir wol uͤbermorgen<lb/> reiſen muͤſſen. Was? ſchrie Junker <hi rendition="#fr">Veit,</hi> ſchon<lb/> wieder fort? Und ſeyd kaum herausgekommen?<lb/> Sapperment! Erſt zweymal ſind wir auf der<lb/> Jagd geweſen, und ich wollt euch noch in allen<lb/> meinen Forſten rumſuͤhren! Nein, das geht nicht<lb/> an! Seht, jetzt wollt ihr mich verlaſſen, da ich<lb/> wie ein Kruͤppel da liege, und mir nicht zu hel-<lb/> fen weiß. Nein, bey meiner Seel! ihr muͤſt<lb/> noch bleiben! <hi rendition="#fr">Siegwart</hi> ſagte, daß es ſchlechter-<lb/> dings nicht angehe; Sie wuͤrden bey ihren Pro-<lb/> feſſoren in Ungelegenheit daruͤber kommen, und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [297/0301]
brauchen, wenn Noth an Mann geht. — Nun,
Fritz, iſts beſtellt? — Jch ſag euch, Jungens,
keine Stunde reut mich, die ich auf der Jagd
zubracht hab, denn da wird man friſch und mun-
ter, wie ein Rehbock; aber das andere Zeugs
haͤtt ich freylich koͤnnen bleiben laſſen. Nun, nun,
was geſchehen iſt, laͤſt ſich nicht mehr aͤndern!
Wenns nur nicht gar zu lang anhaͤlt; denn dieß-
mal hat michs recht niederg’worfen. Heut muͤſt
ihr ſchon zu Haus Geduld haben! Morgen koͤn-
nen wir vielleicht wieder ’naus, wenns beſſer
wird! — Verzeihen Sie, Papa, ſagte Kron-
helm, auf den Montag gehn unſre Schulſtunden
wieder an, und da werden wir wol uͤbermorgen
reiſen muͤſſen. Was? ſchrie Junker Veit, ſchon
wieder fort? Und ſeyd kaum herausgekommen?
Sapperment! Erſt zweymal ſind wir auf der
Jagd geweſen, und ich wollt euch noch in allen
meinen Forſten rumſuͤhren! Nein, das geht nicht
an! Seht, jetzt wollt ihr mich verlaſſen, da ich
wie ein Kruͤppel da liege, und mir nicht zu hel-
fen weiß. Nein, bey meiner Seel! ihr muͤſt
noch bleiben! Siegwart ſagte, daß es ſchlechter-
dings nicht angehe; Sie wuͤrden bey ihren Pro-
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