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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Joas; Kronhelm sollte den Hohenpriester Jojada
und Grünbach die Athalia machen. Sie ka-
men nun täglich zusammen, und spielten ihre Rol-
len. Siegwart machte die seinige besonders sehr
natürlich. Als das Schauspiel aufgeführt wurde,
erhielt er auch den grösten Beyfall, zumal da er
in dem Zwischenspiel, das ein Singspiel war,
auch eine Hauptrolle hatte, und sehr vorzüglich
sang. Den Abend nach der Komödie wurden
P. Philipp, Kronhelm, und Siegwart vom
alten Grünbach zum Essen gebeten, und sehr kost-
bar bewirthet. Der Krämer machte tausend
Komplimente, und nöthigte sie unauf hörlich zum
Essen und zum Trinken. Er hatte eine herzliche
Freude über seinen Sohn, daß seine theatralische
Probe heut so gut von statten gegangen sey. Er
fieng alle Augenblicke davon an, um nur vom
P. Philipp und den andern das Lob seines
Sohns zu hören. Er glaubte, einen recht witzi-
gen Einfall zu haben, und lachte lange drüber,
als er die Gesundheit der Königinn Athalia aus-
brachte. Dießmal durften seine Frau und seine
Tochter auch mit gegenwärtig seyn. Die Frau
war ein recht gutes wolmeynendes Bürgerweib,
die zu allem ihre einfältige Meynung mit sagte,



Joas; Kronhelm ſollte den Hohenprieſter Jojada
und Gruͤnbach die Athalia machen. Sie ka-
men nun taͤglich zuſammen, und ſpielten ihre Rol-
len. Siegwart machte die ſeinige beſonders ſehr
natuͤrlich. Als das Schauſpiel aufgefuͤhrt wurde,
erhielt er auch den groͤſten Beyfall, zumal da er
in dem Zwiſchenſpiel, das ein Singſpiel war,
auch eine Hauptrolle hatte, und ſehr vorzuͤglich
ſang. Den Abend nach der Komoͤdie wurden
P. Philipp, Kronhelm, und Siegwart vom
alten Gruͤnbach zum Eſſen gebeten, und ſehr koſt-
bar bewirthet. Der Kraͤmer machte tauſend
Komplimente, und noͤthigte ſie unauf hoͤrlich zum
Eſſen und zum Trinken. Er hatte eine herzliche
Freude uͤber ſeinen Sohn, daß ſeine theatraliſche
Probe heut ſo gut von ſtatten gegangen ſey. Er
fieng alle Augenblicke davon an, um nur vom
P. Philipp und den andern das Lob ſeines
Sohns zu hoͤren. Er glaubte, einen recht witzi-
gen Einfall zu haben, und lachte lange druͤber,
als er die Geſundheit der Koͤniginn Athalia aus-
brachte. Dießmal durften ſeine Frau und ſeine
Tochter auch mit gegenwaͤrtig ſeyn. Die Frau
war ein recht gutes wolmeynendes Buͤrgerweib,
die zu allem ihre einfaͤltige Meynung mit ſagte,

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[335/0339] Joas; Kronhelm ſollte den Hohenprieſter Jojada und Gruͤnbach die Athalia machen. Sie ka- men nun taͤglich zuſammen, und ſpielten ihre Rol- len. Siegwart machte die ſeinige beſonders ſehr natuͤrlich. Als das Schauſpiel aufgefuͤhrt wurde, erhielt er auch den groͤſten Beyfall, zumal da er in dem Zwiſchenſpiel, das ein Singſpiel war, auch eine Hauptrolle hatte, und ſehr vorzuͤglich ſang. Den Abend nach der Komoͤdie wurden P. Philipp, Kronhelm, und Siegwart vom alten Gruͤnbach zum Eſſen gebeten, und ſehr koſt- bar bewirthet. Der Kraͤmer machte tauſend Komplimente, und noͤthigte ſie unauf hoͤrlich zum Eſſen und zum Trinken. Er hatte eine herzliche Freude uͤber ſeinen Sohn, daß ſeine theatraliſche Probe heut ſo gut von ſtatten gegangen ſey. Er fieng alle Augenblicke davon an, um nur vom P. Philipp und den andern das Lob ſeines Sohns zu hoͤren. Er glaubte, einen recht witzi- gen Einfall zu haben, und lachte lange druͤber, als er die Geſundheit der Koͤniginn Athalia aus- brachte. Dießmal durften ſeine Frau und ſeine Tochter auch mit gegenwaͤrtig ſeyn. Die Frau war ein recht gutes wolmeynendes Buͤrgerweib, die zu allem ihre einfaͤltige Meynung mit ſagte,

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/339>, abgerufen am 22.11.2024.