Kronhelm. Ein Bischen, Jungfer Therese. (Siegwart gieng indessen weg.)
Therese. Haben Sie Ursache dazu? Jch werd Jhnen doch keine Veranlassung gegeben haben?
Kronhelm. Nein!
Therese. Nein? Und doch sehen Sie mich so stürmisch, oder gar nicht an.
Kronhelm. Stürmisch? Sie thun mir Un- recht, Jungfer Siegwart. Sie bilden sichs nur ein.
Therese. Jch glaube nicht, Herr von Kron- helm. Mir dünkt, Sie sind über den Lieute- nant unzufrieden.
Kronhelm. Vielleicht! Jch weiß selber nicht!
Therese. Sie wissens selber nicht? Ach, mein lieber Kronhelm; es schmerzt mich sehr, daß Jch das entgelten soll! Sie werden doch nicht glauben, daß mir die Süssigkeiten des Lieutenants angenehm waren? Da würden Sie mich sehr verkennen! Jch versichere Sie, daß mir der Mensch sehr zuwider ist; daß ich ihn, wer weiß, wie weit? weg gewünscht habe!
Kronhelm. Ein Bischen, Jungfer Thereſe. (Siegwart gieng indeſſen weg.)
Thereſe. Haben Sie Urſache dazu? Jch werd Jhnen doch keine Veranlaſſung gegeben haben?
Kronhelm. Nein!
Thereſe. Nein? Und doch ſehen Sie mich ſo ſtuͤrmiſch, oder gar nicht an.
Kronhelm. Stuͤrmiſch? Sie thun mir Un- recht, Jungfer Siegwart. Sie bilden ſichs nur ein.
Thereſe. Jch glaube nicht, Herr von Kron- helm. Mir duͤnkt, Sie ſind uͤber den Lieute- nant unzufrieden.
Kronhelm. Vielleicht! Jch weiß ſelber nicht!
Thereſe. Sie wiſſens ſelber nicht? Ach, mein lieber Kronhelm; es ſchmerzt mich ſehr, daß Jch das entgelten ſoll! Sie werden doch nicht glauben, daß mir die Suͤſſigkeiten des Lieutenants angenehm waren? Da wuͤrden Sie mich ſehr verkennen! Jch verſichere Sie, daß mir der Menſch ſehr zuwider iſt; daß ich ihn, wer weiß, wie weit? weg gewuͤnſcht habe!
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0370"n="366"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#fr">Kronhelm.</hi> Ein Bischen, Jungfer <hirendition="#fr">Thereſe.</hi><lb/>
(<hirendition="#fr">Siegwart</hi> gieng indeſſen weg.)</p><lb/><p><hirendition="#fr">Thereſe.</hi> Haben Sie Urſache dazu? Jch<lb/>
werd Jhnen doch keine Veranlaſſung gegeben<lb/>
haben?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Kronhelm.</hi> Nein!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Thereſe.</hi> Nein? Und doch ſehen Sie mich<lb/>ſo ſtuͤrmiſch, oder gar nicht an.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Kronhelm.</hi> Stuͤrmiſch? Sie thun mir Un-<lb/>
recht, Jungfer <hirendition="#fr">Siegwart.</hi> Sie bilden ſichs nur<lb/>
ein.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Thereſe.</hi> Jch glaube nicht, Herr von <hirendition="#fr">Kron-<lb/>
helm.</hi> Mir duͤnkt, Sie ſind uͤber den Lieute-<lb/>
nant unzufrieden.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Kronhelm.</hi> Vielleicht! Jch weiß ſelber<lb/>
nicht!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Thereſe.</hi> Sie wiſſens ſelber nicht? Ach,<lb/>
mein lieber <hirendition="#fr">Kronhelm;</hi> es ſchmerzt mich ſehr,<lb/>
daß Jch das entgelten ſoll! Sie werden doch nicht<lb/>
glauben, daß mir die Suͤſſigkeiten des Lieutenants<lb/>
angenehm waren? Da wuͤrden Sie mich ſehr<lb/>
verkennen! Jch verſichere Sie, daß mir der<lb/>
Menſch ſehr zuwider iſt; daß ich ihn, wer<lb/>
weiß, wie weit? weg gewuͤnſcht habe!</p><lb/></div></body></text></TEI>
[366/0370]
Kronhelm. Ein Bischen, Jungfer Thereſe.
(Siegwart gieng indeſſen weg.)
Thereſe. Haben Sie Urſache dazu? Jch
werd Jhnen doch keine Veranlaſſung gegeben
haben?
Kronhelm. Nein!
Thereſe. Nein? Und doch ſehen Sie mich
ſo ſtuͤrmiſch, oder gar nicht an.
Kronhelm. Stuͤrmiſch? Sie thun mir Un-
recht, Jungfer Siegwart. Sie bilden ſichs nur
ein.
Thereſe. Jch glaube nicht, Herr von Kron-
helm. Mir duͤnkt, Sie ſind uͤber den Lieute-
nant unzufrieden.
Kronhelm. Vielleicht! Jch weiß ſelber
nicht!
Thereſe. Sie wiſſens ſelber nicht? Ach,
mein lieber Kronhelm; es ſchmerzt mich ſehr,
daß Jch das entgelten ſoll! Sie werden doch nicht
glauben, daß mir die Suͤſſigkeiten des Lieutenants
angenehm waren? Da wuͤrden Sie mich ſehr
verkennen! Jch verſichere Sie, daß mir der
Menſch ſehr zuwider iſt; daß ich ihn, wer
weiß, wie weit? weg gewuͤnſcht habe!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/370>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.