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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Therese. Thun Sie sich nicht Unrecht,
Herr von Kronhelm? Es ist gut, daß Sie hef-
tig sind. Vergessen Sie nur den fatalen Lieute-
nant! Er soll mich so leicht nicht wieder führen!
Aber, Gott weiß! ich war unschuldig; wenn Sie
nur davon überzeugt sind!

Kronhelm. Ganz, ganz! Mein Engel!
(Und hier küßte er sie wieder) Jch schäme mich
wegen meiner Heftigkeit. Sie waren ja ganz un-
schuldig. Der Lieutenant bot Jhnen seine Hand
an; Sie sahen sich nach mir um! Jch sah alles,
und war doch verblendet. Verzeihen Sie mir
nur! --

Therese weinte, und Er auch. Sie setzten
sich auf eine Rasenbank. Der Mond schien ih-
nen ins Gesicht. Sie sahen sich oft lang an;
schlugen die Augen nieder; seufzten; und lächel-
ten dann einander halb wehmüthig zu. Dann
blickten sie zum Mond auf, betrachteten jedes
Wölkchen, jeden hellen Stern. Künftig will ich
immer an Sie denken, wenn ich den Mond sehe,
sagte Kronhelm. -- Es ist so traurig, daß man
sich verlassen muß, wenn man sich erst recht kennen
lernt! Aber, wir sehen uns doch wieder. Hier
sah ihn Therese traurig an. Eine Thräne rollte,



Thereſe. Thun Sie ſich nicht Unrecht,
Herr von Kronhelm? Es iſt gut, daß Sie hef-
tig ſind. Vergeſſen Sie nur den fatalen Lieute-
nant! Er ſoll mich ſo leicht nicht wieder fuͤhren!
Aber, Gott weiß! ich war unſchuldig; wenn Sie
nur davon uͤberzeugt ſind!

Kronhelm. Ganz, ganz! Mein Engel!
(Und hier kuͤßte er ſie wieder) Jch ſchaͤme mich
wegen meiner Heftigkeit. Sie waren ja ganz un-
ſchuldig. Der Lieutenant bot Jhnen ſeine Hand
an; Sie ſahen ſich nach mir um! Jch ſah alles,
und war doch verblendet. Verzeihen Sie mir
nur! —

Thereſe weinte, und Er auch. Sie ſetzten
ſich auf eine Raſenbank. Der Mond ſchien ih-
nen ins Geſicht. Sie ſahen ſich oft lang an;
ſchlugen die Augen nieder; ſeufzten; und laͤchel-
ten dann einander halb wehmuͤthig zu. Dann
blickten ſie zum Mond auf, betrachteten jedes
Woͤlkchen, jeden hellen Stern. Kuͤnftig will ich
immer an Sie denken, wenn ich den Mond ſehe,
ſagte Kronhelm. — Es iſt ſo traurig, daß man
ſich verlaſſen muß, wenn man ſich erſt recht kennen
lernt! Aber, wir ſehen uns doch wieder. Hier
ſah ihn Thereſe traurig an. Eine Thraͤne rollte,

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[368/0372] Thereſe. Thun Sie ſich nicht Unrecht, Herr von Kronhelm? Es iſt gut, daß Sie hef- tig ſind. Vergeſſen Sie nur den fatalen Lieute- nant! Er ſoll mich ſo leicht nicht wieder fuͤhren! Aber, Gott weiß! ich war unſchuldig; wenn Sie nur davon uͤberzeugt ſind! Kronhelm. Ganz, ganz! Mein Engel! (Und hier kuͤßte er ſie wieder) Jch ſchaͤme mich wegen meiner Heftigkeit. Sie waren ja ganz un- ſchuldig. Der Lieutenant bot Jhnen ſeine Hand an; Sie ſahen ſich nach mir um! Jch ſah alles, und war doch verblendet. Verzeihen Sie mir nur! — Thereſe weinte, und Er auch. Sie ſetzten ſich auf eine Raſenbank. Der Mond ſchien ih- nen ins Geſicht. Sie ſahen ſich oft lang an; ſchlugen die Augen nieder; ſeufzten; und laͤchel- ten dann einander halb wehmuͤthig zu. Dann blickten ſie zum Mond auf, betrachteten jedes Woͤlkchen, jeden hellen Stern. Kuͤnftig will ich immer an Sie denken, wenn ich den Mond ſehe, ſagte Kronhelm. — Es iſt ſo traurig, daß man ſich verlaſſen muß, wenn man ſich erſt recht kennen lernt! Aber, wir ſehen uns doch wieder. Hier ſah ihn Thereſe traurig an. Eine Thraͤne rollte,

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/372>, abgerufen am 24.11.2024.