Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.setzte. Sie besann sich recht drauf, viele Ge- sundheiten auszubringen, und die jungen Leute mit zu quäten. Da ward aufs hohe Wohl des gnä- digen Herrn Papa; aufs hohe Wohl der gnädi- gen Fräulein Schwester; aufs hohe Wohl der ganzen hochadelichen Familie; dann aufs erwünsch- te Wohl des Herrn Amtmanns Siegwart, seiner beeden Herren Sohne, und seiner hochgeehrten Frau Schwiegertochter getrunken; dann wieder auf das beständige Wohlergehen der hochansehn- lichen Gesellschaft; Kurz es wurde des Gesund- heittrinkens und des Bückens kein Ende; Selbst der siebenjährige Knabe muste rings herum Ge- sundheit trinken, und ward dabey so angst, daß er fast das Glas fallen ließ. Das Nöthigen zum Trinken wollte auch kein Ende nehmen, so daß Kronhelm endlich einen Spatziergang im Gar- ten vorschlug. Die Amtmänninn wollte Anfangs nicht recht dran, weil es jetzt im Garten gar zu unordentlich aussehe; sie suchte es so lange zu ver- zögern, als möglich, weil sie heimlich Befehl ge- geben hatte, daß man die Taxusbäume erst be- schneiden sollte. Endlich, als sie die jungen Leu- te nicht mehr aufhalten konnte, gieng man hin- unter. Kronhelm muste sie aus Höflichkeit am ſetzte. Sie beſann ſich recht drauf, viele Ge- ſundheiten auszubringen, und die jungen Leute mit zu quaͤten. Da ward aufs hohe Wohl des gnaͤ- digen Herrn Papa; aufs hohe Wohl der gnaͤdi- gen Fraͤulein Schweſter; aufs hohe Wohl der ganzen hochadelichen Familie; dann aufs erwuͤnſch- te Wohl des Herrn Amtmanns Siegwart, ſeiner beeden Herren Sohne, und ſeiner hochgeehrten Frau Schwiegertochter getrunken; dann wieder auf das beſtaͤndige Wohlergehen der hochanſehn- lichen Geſellſchaft; Kurz es wurde des Geſund- heittrinkens und des Buͤckens kein Ende; Selbſt der ſiebenjaͤhrige Knabe muſte rings herum Ge- ſundheit trinken, und ward dabey ſo angſt, daß er faſt das Glas fallen ließ. Das Noͤthigen zum Trinken wollte auch kein Ende nehmen, ſo daß Kronhelm endlich einen Spatziergang im Gar- ten vorſchlug. Die Amtmaͤnninn wollte Anfangs nicht recht dran, weil es jetzt im Garten gar zu unordentlich ausſehe; ſie ſuchte es ſo lange zu ver- zoͤgern, als moͤglich, weil ſie heimlich Befehl ge- geben hatte, daß man die Taxusbaͤume erſt be- ſchneiden ſollte. Endlich, als ſie die jungen Leu- te nicht mehr aufhalten konnte, gieng man hin- unter. Kronhelm muſte ſie aus Hoͤflichkeit am <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0387" n="383"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ſetzte. Sie beſann ſich recht drauf, viele Ge-<lb/> ſundheiten auszubringen, und die jungen Leute mit<lb/> zu quaͤten. Da ward aufs hohe Wohl des gnaͤ-<lb/> digen Herrn Papa; aufs hohe Wohl der gnaͤdi-<lb/> gen Fraͤulein Schweſter; aufs hohe Wohl der<lb/> ganzen hochadelichen Familie; dann aufs erwuͤnſch-<lb/> te Wohl des Herrn Amtmanns <hi rendition="#fr">Siegwart,</hi> ſeiner<lb/> beeden Herren Sohne, und ſeiner hochgeehrten<lb/> Frau Schwiegertochter getrunken; dann wieder<lb/> auf das beſtaͤndige Wohlergehen der hochanſehn-<lb/> lichen Geſellſchaft; Kurz es wurde des Geſund-<lb/> heittrinkens und des Buͤckens kein Ende; Selbſt<lb/> der ſiebenjaͤhrige Knabe muſte rings herum Ge-<lb/> ſundheit trinken, und ward dabey ſo angſt, daß er<lb/> faſt das Glas fallen ließ. Das Noͤthigen zum<lb/> Trinken wollte auch kein Ende nehmen, ſo daß<lb/><hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> endlich einen Spatziergang im Gar-<lb/> ten vorſchlug. Die Amtmaͤnninn wollte Anfangs<lb/> nicht recht dran, weil es jetzt im Garten gar zu<lb/> unordentlich ausſehe; ſie ſuchte es ſo lange zu ver-<lb/> zoͤgern, als moͤglich, weil ſie heimlich Befehl ge-<lb/> geben hatte, daß man die Taxusbaͤume erſt be-<lb/> ſchneiden ſollte. Endlich, als ſie die jungen Leu-<lb/> te nicht mehr aufhalten konnte, gieng man hin-<lb/> unter. <hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> muſte ſie aus Hoͤflichkeit am<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [383/0387]
ſetzte. Sie beſann ſich recht drauf, viele Ge-
ſundheiten auszubringen, und die jungen Leute mit
zu quaͤten. Da ward aufs hohe Wohl des gnaͤ-
digen Herrn Papa; aufs hohe Wohl der gnaͤdi-
gen Fraͤulein Schweſter; aufs hohe Wohl der
ganzen hochadelichen Familie; dann aufs erwuͤnſch-
te Wohl des Herrn Amtmanns Siegwart, ſeiner
beeden Herren Sohne, und ſeiner hochgeehrten
Frau Schwiegertochter getrunken; dann wieder
auf das beſtaͤndige Wohlergehen der hochanſehn-
lichen Geſellſchaft; Kurz es wurde des Geſund-
heittrinkens und des Buͤckens kein Ende; Selbſt
der ſiebenjaͤhrige Knabe muſte rings herum Ge-
ſundheit trinken, und ward dabey ſo angſt, daß er
faſt das Glas fallen ließ. Das Noͤthigen zum
Trinken wollte auch kein Ende nehmen, ſo daß
Kronhelm endlich einen Spatziergang im Gar-
ten vorſchlug. Die Amtmaͤnninn wollte Anfangs
nicht recht dran, weil es jetzt im Garten gar zu
unordentlich ausſehe; ſie ſuchte es ſo lange zu ver-
zoͤgern, als moͤglich, weil ſie heimlich Befehl ge-
geben hatte, daß man die Taxusbaͤume erſt be-
ſchneiden ſollte. Endlich, als ſie die jungen Leu-
te nicht mehr aufhalten konnte, gieng man hin-
unter. Kronhelm muſte ſie aus Hoͤflichkeit am
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