ver, müssen wir zu meinem lieben Pater Anton, nach Füllendorf! Jch verschob es immer, aber jetzt müssen wir hin; da wir übermorgen abrei- sen! Jch önnt es nicht übers Herz bringen, den alten ehrwürdigen Mann, und überhaupt mein liebes Kloster nicht zu sehen; da ich ihm so na- he bin. Du kannst auch mit, Therese! Ja, sagte sie; aber ich dachte, man liese keine Mädchen in die Mannsklöster? Das ist schon wahr, antwortete ihr Bruder; aber wir geben dich für jünger aus, und sagen, du seyest 15 oder 16 Jahr alt. Die Pa- ters thun mirs schon zu Gefallen, und lassen dich mit hinein. Man nimmts so genau nicht. -- Sie giengen aus der Laube nach einer andern Seite des Berges. Nun, leb wohl! sagte Kronhelm; sobald seh ich dich nicht wieder! Aber ich will oft an dich, und den schönen Abend denken. Therese! Thun Sies auch, und denken Sie an mich, wenn Sie hier sind! Tausendmal! antwor- tete sie, und drückte ihm die Hand. -- Sie la- gerten sich auf einem schönen Platz ins Gras, wie Schäfer; pflückten Gänseblümchen; warfen sie sich zu; und betrachteten jedes Gräschen und jedes Blümchen genauer. Kronhelm spielte mit hrem weissen Gewand, und der rosenrothen
ver, muͤſſen wir zu meinem lieben Pater Anton, nach Fuͤllendorf! Jch verſchob es immer, aber jetzt muͤſſen wir hin; da wir uͤbermorgen abrei- ſen! Jch oͤnnt es nicht uͤbers Herz bringen, den alten ehrwuͤrdigen Mann, und uͤberhaupt mein liebes Kloſter nicht zu ſehen; da ich ihm ſo na- he bin. Du kannſt auch mit, Thereſe! Ja, ſagte ſie; aber ich dachte, man lieſe keine Maͤdchen in die Mannskloͤſter? Das iſt ſchon wahr, antwortete ihr Bruder; aber wir geben dich fuͤr juͤnger aus, und ſagen, du ſeyeſt 15 oder 16 Jahr alt. Die Pa- ters thun mirs ſchon zu Gefallen, und laſſen dich mit hinein. Man nimmts ſo genau nicht. — Sie giengen aus der Laube nach einer andern Seite des Berges. Nun, leb wohl! ſagte Kronhelm; ſobald ſeh ich dich nicht wieder! Aber ich will oft an dich, und den ſchoͤnen Abend denken. Thereſe! Thun Sies auch, und denken Sie an mich, wenn Sie hier ſind! Tauſendmal! antwor- tete ſie, und druͤckte ihm die Hand. — Sie la- gerten ſich auf einem ſchoͤnen Platz ins Gras, wie Schaͤfer; pfluͤckten Gaͤnſebluͤmchen; warfen ſie ſich zu; und betrachteten jedes Graͤschen und jedes Bluͤmchen genauer. Kronhelm ſpielte mit hrem weiſſen Gewand, und der roſenrothen
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ver, muͤſſen wir zu meinem lieben Pater Anton,
nach Fuͤllendorf! Jch verſchob es immer, aber
jetzt muͤſſen wir hin; da wir uͤbermorgen abrei-
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alten ehrwuͤrdigen Mann, und uͤberhaupt mein
liebes Kloſter nicht zu ſehen; da ich ihm ſo na-
he bin. Du kannſt auch mit, Thereſe! Ja, ſagte
ſie; aber ich dachte, man lieſe keine Maͤdchen in die
Mannskloͤſter? Das iſt ſchon wahr, antwortete ihr
Bruder; aber wir geben dich fuͤr juͤnger aus, und
ſagen, du ſeyeſt 15 oder 16 Jahr alt. Die Pa-
ters thun mirs ſchon zu Gefallen, und laſſen dich
mit hinein. Man nimmts ſo genau nicht. — Sie
giengen aus der Laube nach einer andern Seite
des Berges. Nun, leb wohl! ſagte Kronhelm;
ſobald ſeh ich dich nicht wieder! Aber ich will
oft an dich, und den ſchoͤnen Abend denken.
Thereſe! Thun Sies auch, und denken Sie an
mich, wenn Sie hier ſind! Tauſendmal! antwor-
tete ſie, und druͤckte ihm die Hand. — Sie la-
gerten ſich auf einem ſchoͤnen Platz ins Gras,
wie Schaͤfer; pfluͤckten Gaͤnſebluͤmchen; warfen
ſie ſich zu; und betrachteten jedes Graͤschen und
jedes Bluͤmchen genauer. Kronhelm ſpielte mit
hrem weiſſen Gewand, und der roſenrothen
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/414>, abgerufen am 21.11.2024.
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