Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.Werber. Hundert Thaler, und 'n andern Mutter. Hundert Thaler? Lieber Gott! Werber. Was hilft mir das? Und, wenn Mutter. Ach du lieber himmlischer Vater! Hanns. Nun, Mutter, mach mir 's Werber. Hundert Thaler, und ’n andern Mutter. Hundert Thaler? Lieber Gott! Werber. Was hilft mir das? Und, wenn Mutter. Ach du lieber himmliſcher Vater! Hanns. Nun, Mutter, mach mir ’s <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0010" n="430"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#fr">Werber.</hi> Hundert Thaler, und ’n andern<lb/> Kerl dazu, von ſeiner Groͤſſe!</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Mutter.</hi> Hundert Thaler? Lieber Gott!<lb/> hab keine hundert Kreuzer! wenn ich auch mein<lb/> Aeckerlein verkaufen wollte, wuͤrd ich doch keine<lb/> 70 Gulden draus loͤſen. Ach lieber Herr Feld-<lb/> waibel! hab er doch Mitleiden mit einer armen<lb/> Frau! Jch will ja gerne hundert Roſenkraͤnze<lb/> fuͤr ihn beten.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Werber.</hi> Was hilft mir das? Und, wenn<lb/> ihr zweyhundert fuͤr mich betet! Wir muͤſſen Leut<lb/> haben, und da iſt uns euer Sohn eben recht. Er<lb/> gibt ’n guten Fluͤgelmann.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Mutter.</hi> Ach du lieber himmliſcher Vater!<lb/> Jſt denn gar keine Barmherzigkeit mehr auf der<lb/> Welt? — <hi rendition="#fr">Hanns, Hanns!</hi> das wird mich noch<lb/> vor der Zeit ins Grab bringen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr"><choice><sic>Hannns</sic><corr>Hanns</corr></choice>.</hi> Nun, Mutter, mach mir ’s<lb/> Herz nicht weich! Ein Soldat muß Kourage ha-<lb/> ben! ’s thut mir leid; aber du haſts nicht anders<lb/> haben wollen. Gruͤß mir <hi rendition="#fr">Kathrinen!</hi> Jch werd<lb/> ſie doch nicht mehr ſehen. Das arme Ding<lb/> wird ſich wol zu todt heulen. Aber ohne ſie haͤtt<lb/> ich doch nicht im Dorf leben koͤnnen. Jetzt iſts<lb/> beſſer, ’n Kugel vor den Kopf! — So gehts,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [430/0010]
Werber. Hundert Thaler, und ’n andern
Kerl dazu, von ſeiner Groͤſſe!
Mutter. Hundert Thaler? Lieber Gott!
hab keine hundert Kreuzer! wenn ich auch mein
Aeckerlein verkaufen wollte, wuͤrd ich doch keine
70 Gulden draus loͤſen. Ach lieber Herr Feld-
waibel! hab er doch Mitleiden mit einer armen
Frau! Jch will ja gerne hundert Roſenkraͤnze
fuͤr ihn beten.
Werber. Was hilft mir das? Und, wenn
ihr zweyhundert fuͤr mich betet! Wir muͤſſen Leut
haben, und da iſt uns euer Sohn eben recht. Er
gibt ’n guten Fluͤgelmann.
Mutter. Ach du lieber himmliſcher Vater!
Jſt denn gar keine Barmherzigkeit mehr auf der
Welt? — Hanns, Hanns! das wird mich noch
vor der Zeit ins Grab bringen.
Hanns. Nun, Mutter, mach mir ’s
Herz nicht weich! Ein Soldat muß Kourage ha-
ben! ’s thut mir leid; aber du haſts nicht anders
haben wollen. Gruͤß mir Kathrinen! Jch werd
ſie doch nicht mehr ſehen. Das arme Ding
wird ſich wol zu todt heulen. Aber ohne ſie haͤtt
ich doch nicht im Dorf leben koͤnnen. Jetzt iſts
beſſer, ’n Kugel vor den Kopf! — So gehts,
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