Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.te unserm Siegwart auch brav zu, und empfahl ihm seinen Sohn mit tausend Flüchen und Betheurun- gen, daß er ein rechtschaffener Kerl werden müsse, weil er schon dreyhundert Gulden an ihn gewen- det habe. Mitmachen darf mein Kaspar alles! sagte er. Es will mir gar nicht eingehn, daß meine Amtmännin so ein Ammensöhnchen aus ihm ziehen will. Sakrebleu! ich hab ihm einen Degen angeschafft, mit dem er sich herum hauen kann, daß es eine Lust ist. Er soll mir kein Hundsfott werden! Eine Schramme im Gesicht mehr oder weniger! Mit Mädels mag ers auch zu thun haben! Nur vor liederlichen Nickeln soll er sich in Acht nehmen! Da kömmt nichts Gutes hinterher. He! Kaspar! was greinst wieder, wie eine alte Hure? Komm her! trink! Vivat die Universität! Jch sag dirs; werd mir ein braver Kerl! Laß dir keinen zu nah kommen! Oder stich ihn nieder! Hör ich einen schlechten Streich von dir; so sollst du deine liebe Noth haben. Da, das ist ein rechter Herr, (auf Siegwart deutend) der sticht jeden übern Haufen, der ihm auf die Zähne fühlen will. Siehst, was er für einen Schläger an hat? Der hat gewiß schon Blut gesehen. Nicht wahr, Herr? Siegwart sagte, daß er ihn erst vor te unſerm Siegwart auch brav zu, und empfahl ihm ſeinen Sohn mit tauſend Fluͤchen und Betheurun- gen, daß er ein rechtſchaffener Kerl werden muͤſſe, weil er ſchon dreyhundert Gulden an ihn gewen- det habe. Mitmachen darf mein Kaſpar alles! ſagte er. Es will mir gar nicht eingehn, daß meine Amtmaͤnnin ſo ein Ammenſoͤhnchen aus ihm ziehen will. Sakrebleu! ich hab ihm einen Degen angeſchafft, mit dem er ſich herum hauen kann, daß es eine Luſt iſt. Er ſoll mir kein Hundsfott werden! Eine Schramme im Geſicht mehr oder weniger! Mit Maͤdels mag ers auch zu thun haben! Nur vor liederlichen Nickeln ſoll er ſich in Acht nehmen! Da koͤmmt nichts Gutes hinterher. He! Kaſpar! was greinſt wieder, wie eine alte Hure? Komm her! trink! Vivat die Univerſitaͤt! Jch ſag dirs; werd mir ein braver Kerl! Laß dir keinen zu nah kommen! Oder ſtich ihn nieder! Hoͤr ich einen ſchlechten Streich von dir; ſo ſollſt du deine liebe Noth haben. Da, das iſt ein rechter Herr, (auf Siegwart deutend) der ſticht jeden uͤbern Haufen, der ihm auf die Zaͤhne fuͤhlen will. Siehſt, was er fuͤr einen Schlaͤger an hat? Der hat gewiß ſchon Blut geſehen. Nicht wahr, Herr? Siegwart ſagte, daß er ihn erſt vor <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0120" n="540"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> te unſerm Siegwart auch brav zu, und empfahl ihm<lb/> ſeinen Sohn mit tauſend Fluͤchen und Betheurun-<lb/> gen, daß er ein rechtſchaffener Kerl werden muͤſſe,<lb/> weil er ſchon dreyhundert Gulden an ihn gewen-<lb/> det habe. Mitmachen darf mein Kaſpar alles!<lb/> ſagte er. Es will mir gar nicht eingehn, daß<lb/> meine Amtmaͤnnin ſo ein Ammenſoͤhnchen aus<lb/> ihm ziehen will. Sakrebleu! ich hab ihm einen<lb/> Degen angeſchafft, mit dem er ſich herum hauen kann,<lb/> daß es eine Luſt iſt. Er ſoll mir kein Hundsfott<lb/> werden! Eine Schramme im Geſicht mehr oder<lb/> weniger! Mit Maͤdels mag ers auch zu thun<lb/> haben! Nur vor liederlichen Nickeln ſoll er ſich in<lb/> Acht nehmen! Da koͤmmt nichts Gutes hinterher.<lb/> He! Kaſpar! was greinſt wieder, wie eine alte<lb/> Hure? Komm her! trink! Vivat die Univerſitaͤt!<lb/> Jch ſag dirs; werd mir ein braver Kerl!<lb/> Laß dir keinen zu nah kommen! Oder ſtich ihn<lb/> nieder! Hoͤr ich einen ſchlechten Streich von dir;<lb/> ſo ſollſt du deine liebe Noth haben. Da, das iſt<lb/> ein rechter Herr, (auf Siegwart deutend) der<lb/> ſticht jeden uͤbern Haufen, der ihm auf die Zaͤhne<lb/> fuͤhlen will. Siehſt, was er fuͤr einen Schlaͤger<lb/> an hat? Der hat gewiß ſchon Blut geſehen. Nicht<lb/> wahr, Herr? Siegwart ſagte, daß er ihn erſt vor<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [540/0120]
te unſerm Siegwart auch brav zu, und empfahl ihm
ſeinen Sohn mit tauſend Fluͤchen und Betheurun-
gen, daß er ein rechtſchaffener Kerl werden muͤſſe,
weil er ſchon dreyhundert Gulden an ihn gewen-
det habe. Mitmachen darf mein Kaſpar alles!
ſagte er. Es will mir gar nicht eingehn, daß
meine Amtmaͤnnin ſo ein Ammenſoͤhnchen aus
ihm ziehen will. Sakrebleu! ich hab ihm einen
Degen angeſchafft, mit dem er ſich herum hauen kann,
daß es eine Luſt iſt. Er ſoll mir kein Hundsfott
werden! Eine Schramme im Geſicht mehr oder
weniger! Mit Maͤdels mag ers auch zu thun
haben! Nur vor liederlichen Nickeln ſoll er ſich in
Acht nehmen! Da koͤmmt nichts Gutes hinterher.
He! Kaſpar! was greinſt wieder, wie eine alte
Hure? Komm her! trink! Vivat die Univerſitaͤt!
Jch ſag dirs; werd mir ein braver Kerl!
Laß dir keinen zu nah kommen! Oder ſtich ihn
nieder! Hoͤr ich einen ſchlechten Streich von dir;
ſo ſollſt du deine liebe Noth haben. Da, das iſt
ein rechter Herr, (auf Siegwart deutend) der
ſticht jeden uͤbern Haufen, der ihm auf die Zaͤhne
fuͤhlen will. Siehſt, was er fuͤr einen Schlaͤger
an hat? Der hat gewiß ſchon Blut geſehen. Nicht
wahr, Herr? Siegwart ſagte, daß er ihn erſt vor
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |