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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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herrliche Schwester haben, sagte sie zu Siegwart.
Was ich von ihr hörte, hat mich ganz für sie
eingenommen. Jch wünschte nichts mehr, als sie
von Person zu kennen. -- Ja, es ist ein braves
Mädchen, versetzte Siegwart, und es wär ein
Glück für sie, mit Jhnen bekannt zu seyn. Jch
liebe sie herzlich, und ihr Schicksal geht mir tief
zu Herzen, denn es ist gewiß sehr traurig. Die
Liebe hat sie ganz unglücklich gemacht. -- Jch hoff
immer noch, es soll ein gutes Ende nehmen; sagte
Mariane. Herr von Kronhelm verdient sie gar zu sehr,
und würde sie gewiß glücklich machen. Wenn Sie nur
Geduld haben können, Herr von Kronhelm! Jch
habe Ahndungen -- Wollte Gott! sie träfen ein!
sagte dieser seufzend, nahm ein Glas, sah gen
Himmel und trank. Wir wollens auch mit trin-
ken, sagte sie zu Siegwart, und sah ihn mit einem
sehr bedeutenden Blick an, den sein Herz verstand.
Er hub sein feuchtes Auge gen Himmel, und
trank. Nun ist mirs um ein gutes leichter, sagte
Kronhelm.

Es war jetzt abgespeist, und ein Paar fieng
an zu tanzen. Siegwart tanzte auch mit Maria-
nen. Er merkte wieder, daß sie ihm immer in
die Augen sah. Nachher gab er Acht, als ein an-



herrliche Schweſter haben, ſagte ſie zu Siegwart.
Was ich von ihr hoͤrte, hat mich ganz fuͤr ſie
eingenommen. Jch wuͤnſchte nichts mehr, als ſie
von Perſon zu kennen. — Ja, es iſt ein braves
Maͤdchen, verſetzte Siegwart, und es waͤr ein
Gluͤck fuͤr ſie, mit Jhnen bekannt zu ſeyn. Jch
liebe ſie herzlich, und ihr Schickſal geht mir tief
zu Herzen, denn es iſt gewiß ſehr traurig. Die
Liebe hat ſie ganz ungluͤcklich gemacht. — Jch hoff
immer noch, es ſoll ein gutes Ende nehmen; ſagte
Mariane. Herr von Kronhelm verdient ſie gar zu ſehr,
und wuͤrde ſie gewiß gluͤcklich machen. Wenn Sie nur
Geduld haben koͤnnen, Herr von Kronhelm! Jch
habe Ahndungen — Wollte Gott! ſie traͤfen ein!
ſagte dieſer ſeufzend, nahm ein Glas, ſah gen
Himmel und trank. Wir wollens auch mit trin-
ken, ſagte ſie zu Siegwart, und ſah ihn mit einem
ſehr bedeutenden Blick an, den ſein Herz verſtand.
Er hub ſein feuchtes Auge gen Himmel, und
trank. Nun iſt mirs um ein gutes leichter, ſagte
Kronhelm.

Es war jetzt abgeſpeiſt, und ein Paar fieng
an zu tanzen. Siegwart tanzte auch mit Maria-
nen. Er merkte wieder, daß ſie ihm immer in
die Augen ſah. Nachher gab er Acht, als ein an-

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[668/0248] herrliche Schweſter haben, ſagte ſie zu Siegwart. Was ich von ihr hoͤrte, hat mich ganz fuͤr ſie eingenommen. Jch wuͤnſchte nichts mehr, als ſie von Perſon zu kennen. — Ja, es iſt ein braves Maͤdchen, verſetzte Siegwart, und es waͤr ein Gluͤck fuͤr ſie, mit Jhnen bekannt zu ſeyn. Jch liebe ſie herzlich, und ihr Schickſal geht mir tief zu Herzen, denn es iſt gewiß ſehr traurig. Die Liebe hat ſie ganz ungluͤcklich gemacht. — Jch hoff immer noch, es ſoll ein gutes Ende nehmen; ſagte Mariane. Herr von Kronhelm verdient ſie gar zu ſehr, und wuͤrde ſie gewiß gluͤcklich machen. Wenn Sie nur Geduld haben koͤnnen, Herr von Kronhelm! Jch habe Ahndungen — Wollte Gott! ſie traͤfen ein! ſagte dieſer ſeufzend, nahm ein Glas, ſah gen Himmel und trank. Wir wollens auch mit trin- ken, ſagte ſie zu Siegwart, und ſah ihn mit einem ſehr bedeutenden Blick an, den ſein Herz verſtand. Er hub ſein feuchtes Auge gen Himmel, und trank. Nun iſt mirs um ein gutes leichter, ſagte Kronhelm. Es war jetzt abgeſpeiſt, und ein Paar fieng an zu tanzen. Siegwart tanzte auch mit Maria- nen. Er merkte wieder, daß ſie ihm immer in die Augen ſah. Nachher gab er Acht, als ein an-

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/248>, abgerufen am 22.11.2024.