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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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Mein, o mein ist er, der Engel Gottes!
Banges Herz, wie kannst dus fassen? Brich nur!
Schmelz in Thränen hin! denn dein ist
Die Erwählte Gottes.
O ich sink in Staub vor Dir, Du Geber!
Alle Thränen hast Du weggetrocknet!
Freuden hast Du mir erschaffen,
Ewig, wie mein Herz liebt!
Rein und heilig ist die Auserwählte!
Mach, o Gott! mein Herz, wie sie, so heilig!
Daß ich werth sey dieses Kleinods,
Das vor allen schimmert!
O, Du Heilige! Sieh an dieß Streben,
Das, Dir gleich zu werden, hoch mein Herz hebt!
Sieh es an! Und, wann ich strauchle,
Heb mich durch Dein Lächeln!
Kronen hätt' ich nicht für Dich genommen!
Tausend Kronen legt' ich Dir zu Füssen!
Engel, sieh, ich wein' vor Freuden,
Daß Du ewig mein bist!

Noch eine halbe Stunde blieb er auf, und sagte
diese Verse oft zum Fenster hinaus. Endlich leg-
te er sich zu Bette, aber es kam wenig Schlaf



Mein, o mein iſt er, der Engel Gottes!
Banges Herz, wie kannſt dus faſſen? Brich nur!
Schmelz in Thraͤnen hin! denn dein iſt
Die Erwaͤhlte Gottes.
O ich ſink in Staub vor Dir, Du Geber!
Alle Thraͤnen haſt Du weggetrocknet!
Freuden haſt Du mir erſchaffen,
Ewig, wie mein Herz liebt!
Rein und heilig iſt die Auserwaͤhlte!
Mach, o Gott! mein Herz, wie ſie, ſo heilig!
Daß ich werth ſey dieſes Kleinods,
Das vor allen ſchimmert!
O, Du Heilige! Sieh an dieß Streben,
Das, Dir gleich zu werden, hoch mein Herz hebt!
Sieh es an! Und, wann ich ſtrauchle,
Heb mich durch Dein Laͤcheln!
Kronen haͤtt’ ich nicht fuͤr Dich genommen!
Tauſend Kronen legt’ ich Dir zu Fuͤſſen!
Engel, ſieh, ich wein’ vor Freuden,
Daß Du ewig mein biſt!

Noch eine halbe Stunde blieb er auf, und ſagte
dieſe Verſe oft zum Fenſter hinaus. Endlich leg-
te er ſich zu Bette, aber es kam wenig Schlaf

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[701/0281] Mein, o mein iſt er, der Engel Gottes! Banges Herz, wie kannſt dus faſſen? Brich nur! Schmelz in Thraͤnen hin! denn dein iſt Die Erwaͤhlte Gottes. O ich ſink in Staub vor Dir, Du Geber! Alle Thraͤnen haſt Du weggetrocknet! Freuden haſt Du mir erſchaffen, Ewig, wie mein Herz liebt! Rein und heilig iſt die Auserwaͤhlte! Mach, o Gott! mein Herz, wie ſie, ſo heilig! Daß ich werth ſey dieſes Kleinods, Das vor allen ſchimmert! O, Du Heilige! Sieh an dieß Streben, Das, Dir gleich zu werden, hoch mein Herz hebt! Sieh es an! Und, wann ich ſtrauchle, Heb mich durch Dein Laͤcheln! Kronen haͤtt’ ich nicht fuͤr Dich genommen! Tauſend Kronen legt’ ich Dir zu Fuͤſſen! Engel, ſieh, ich wein’ vor Freuden, Daß Du ewig mein biſt! Noch eine halbe Stunde blieb er auf, und ſagte dieſe Verſe oft zum Fenſter hinaus. Endlich leg- te er ſich zu Bette, aber es kam wenig Schlaf

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/281>, abgerufen am 22.11.2024.