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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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Mukker gegen mir thust, so schick ich drey Kerl
zu Dir, die sollen Dich lebendig oder tot zu mich
bringen. Da sollt Du Deine liebe Not haben.
Braten will ich Dich, wie 'n Hasen, Lauskerl Du!
Jch hab meine Spijon, Einen Buochstaben, und
Du bist hin, und Deine Hur auch. Jch hab mir
g'ärgert, daß ich nicht mer schreiben kan. Du
weist noch nit, wie ich bin, wenn ich wild werd.
Schwör mir heilig, daß Du nit mer an sie den-
cken, und noch minder schreiben willt, sonst sind
auf d' Woch die drey Kerl bey Dir, und holen
Dich, und ich laß Dich schliessen, und beym Mä-
del forbey führen, und sie mit der Kugel vor
den Kopf brennen, daß sie verrecken muß, wie
'n ang'schoßnes Thier. Schreib mirs nur gleich,
oder du lebst keine 6 Täg mehr, das schwör ich dir
bey allen Teufeln.

Veit Kronehelm.

Kronhelm stand, wie vom Blitz getroffen da,
als er diesen Brief gelesen hatte. Er ward blaß,
und zitterte an allen Gliedern. -- Da, lies!
sagte er zu Siegwart, gieng einigemal auf und
ab; blieb oft plötzlich stehen, als ob er nach-
dächte, und konnte doch keinen Gedanken halb
ausdenken. -- Hasts gelesen? Nicht wahr[,]



Mukker gegen mir thuſt, ſo ſchick ich drey Kerl
zu Dir, die ſollen Dich lebendig oder tot zu mich
bringen. Da ſollt Du Deine liebe Not haben.
Braten will ich Dich, wie ’n Haſen, Lauskerl Du!
Jch hab meine Spijon, Einen Buochſtaben, und
Du biſt hin, und Deine Hur auch. Jch hab mir
g’aͤrgert, daß ich nicht mer ſchreiben kan. Du
weiſt noch nit, wie ich bin, wenn ich wild werd.
Schwoͤr mir heilig, daß Du nit mer an ſie den-
cken, und noch minder ſchreiben willt, ſonſt ſind
auf d’ Woch die drey Kerl bey Dir, und holen
Dich, und ich laß Dich ſchlieſſen, und beym Maͤ-
del forbey fuͤhren, und ſie mit der Kugel vor
den Kopf brennen, daß ſie verrecken muß, wie
’n ang’ſchoßnes Thier. Schreib mirs nur gleich,
oder du lebſt keine 6 Taͤg mehr, das ſchwoͤr ich dir
bey allen Teufeln.

Veit Kronehelm.

Kronhelm ſtand, wie vom Blitz getroffen da,
als er dieſen Brief geleſen hatte. Er ward blaß,
und zitterte an allen Gliedern. — Da, lies!
ſagte er zu Siegwart, gieng einigemal auf und
ab; blieb oft ploͤtzlich ſtehen, als ob er nach-
daͤchte, und konnte doch keinen Gedanken halb
ausdenken. — Haſts geleſen? Nicht wahr[,]

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[451/0031] Mukker gegen mir thuſt, ſo ſchick ich drey Kerl zu Dir, die ſollen Dich lebendig oder tot zu mich bringen. Da ſollt Du Deine liebe Not haben. Braten will ich Dich, wie ’n Haſen, Lauskerl Du! Jch hab meine Spijon, Einen Buochſtaben, und Du biſt hin, und Deine Hur auch. Jch hab mir g’aͤrgert, daß ich nicht mer ſchreiben kan. Du weiſt noch nit, wie ich bin, wenn ich wild werd. Schwoͤr mir heilig, daß Du nit mer an ſie den- cken, und noch minder ſchreiben willt, ſonſt ſind auf d’ Woch die drey Kerl bey Dir, und holen Dich, und ich laß Dich ſchlieſſen, und beym Maͤ- del forbey fuͤhren, und ſie mit der Kugel vor den Kopf brennen, daß ſie verrecken muß, wie ’n ang’ſchoßnes Thier. Schreib mirs nur gleich, oder du lebſt keine 6 Taͤg mehr, das ſchwoͤr ich dir bey allen Teufeln. Veit Kronehelm. Kronhelm ſtand, wie vom Blitz getroffen da, als er dieſen Brief geleſen hatte. Er ward blaß, und zitterte an allen Gliedern. — Da, lies! ſagte er zu Siegwart, gieng einigemal auf und ab; blieb oft ploͤtzlich ſtehen, als ob er nach- daͤchte, und konnte doch keinen Gedanken halb ausdenken. — Haſts geleſen? Nicht wahr,

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/31>, abgerufen am 23.11.2024.