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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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durch Briefe unterhält, erwarb. Er ist ein trefli-
cher Mann, der alle Weisheit der Alten und der
Neuen aus ihren Schriften sammelt, und auf sich
und den Zustand seiner Mitbürger anwendet, denn
er ist ein ächter deutscher Patriot, der auf seinen
Reisen nach Frankreich und Jtalien nicht, wie ge-
wöhnlich, Thorheiten oder Laster, sondern Wissen-
schaften, Menschenkenntniß und Weltklugheit einge-
erndtet hat, und sie nun unter seine Mitbürger
und in seine Schriften ausstreut. Er hat bey sei-
nem standhaften, deutschen, männlichen Karakter,
die uneingeschränkteste Menschenliebe und Recht-
schaffenheit. Kurz er ist ein Mann, wie es heut
zu Tage wenig mehr gibt. Machen Sie ihm nur
eine Empfehlung von mir! Er wird Jhnen auch
um meinet willen viele Freundschaft erweisen. --
Nach Tische zeigte Herr von Eller unsern Jünglin-
gen seine ansehnliche Kupfersammlung, und ver-
wunderte sich über den natürlich guten Geschmack,
den sie zeigten. Er war aufmerksam, als er sie mit
so vieler Wärme von neuern deutschen Schriftstel-
lern reden hörte, und ließ sich sogleich einige Tratt-
nersche Nachdrücke von deutschen Dichtern aus dem
Buchladen holen.



durch Briefe unterhaͤlt, erwarb. Er iſt ein trefli-
cher Mann, der alle Weisheit der Alten und der
Neuen aus ihren Schriften ſammelt, und auf ſich
und den Zuſtand ſeiner Mitbuͤrger anwendet, denn
er iſt ein aͤchter deutſcher Patriot, der auf ſeinen
Reiſen nach Frankreich und Jtalien nicht, wie ge-
woͤhnlich, Thorheiten oder Laſter, ſondern Wiſſen-
ſchaften, Menſchenkenntniß und Weltklugheit einge-
erndtet hat, und ſie nun unter ſeine Mitbuͤrger
und in ſeine Schriften ausſtreut. Er hat bey ſei-
nem ſtandhaften, deutſchen, maͤnnlichen Karakter,
die uneingeſchraͤnkteſte Menſchenliebe und Recht-
ſchaffenheit. Kurz er iſt ein Mann, wie es heut
zu Tage wenig mehr gibt. Machen Sie ihm nur
eine Empfehlung von mir! Er wird Jhnen auch
um meinet willen viele Freundſchaft erweiſen. —
Nach Tiſche zeigte Herr von Eller unſern Juͤnglin-
gen ſeine anſehnliche Kupferſammlung, und ver-
wunderte ſich uͤber den natuͤrlich guten Geſchmack,
den ſie zeigten. Er war aufmerkſam, als er ſie mit
ſo vieler Waͤrme von neuern deutſchen Schriftſtel-
lern reden hoͤrte, und ließ ſich ſogleich einige Tratt-
nerſche Nachdruͤcke von deutſchen Dichtern aus dem
Buchladen holen.

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[735/0315] durch Briefe unterhaͤlt, erwarb. Er iſt ein trefli- cher Mann, der alle Weisheit der Alten und der Neuen aus ihren Schriften ſammelt, und auf ſich und den Zuſtand ſeiner Mitbuͤrger anwendet, denn er iſt ein aͤchter deutſcher Patriot, der auf ſeinen Reiſen nach Frankreich und Jtalien nicht, wie ge- woͤhnlich, Thorheiten oder Laſter, ſondern Wiſſen- ſchaften, Menſchenkenntniß und Weltklugheit einge- erndtet hat, und ſie nun unter ſeine Mitbuͤrger und in ſeine Schriften ausſtreut. Er hat bey ſei- nem ſtandhaften, deutſchen, maͤnnlichen Karakter, die uneingeſchraͤnkteſte Menſchenliebe und Recht- ſchaffenheit. Kurz er iſt ein Mann, wie es heut zu Tage wenig mehr gibt. Machen Sie ihm nur eine Empfehlung von mir! Er wird Jhnen auch um meinet willen viele Freundſchaft erweiſen. — Nach Tiſche zeigte Herr von Eller unſern Juͤnglin- gen ſeine anſehnliche Kupferſammlung, und ver- wunderte ſich uͤber den natuͤrlich guten Geſchmack, den ſie zeigten. Er war aufmerkſam, als er ſie mit ſo vieler Waͤrme von neuern deutſchen Schriftſtel- lern reden hoͤrte, und ließ ſich ſogleich einige Tratt- nerſche Nachdruͤcke von deutſchen Dichtern aus dem Buchladen holen.

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/315>, abgerufen am 22.11.2024.