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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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der Amtmann todt sey, und wollten also bey der
Nacht nicht weiter fahren, weil sie doch nichts mehr
ereilen konnten. Therese stieg weinend aus dem
Wagen, und sank ihrem Bruder in den Arm.
Beyde konnten nichts sprechen. Kronhelm war
auch sehr bewegt, und umarmte seinen lieben Sieg-
wart. Gottlob! sagte er, daß ich dich wieder
sehe! Aber leider bey der traurigsten Begeben-
heit! Sie giengen schweigend auf das Zimmer.
Als Therese sich von ihrer ersten Erschütterung wie-
der etwas erholt hatte, mußte man ihr einige Um-
stände von ihres Vaters Krankheit und Tod er-
zählen. Sie vergoß dabey tausend Thränen. Kron-
helm zog unsern Siegwart auf die Seite, und
befrug ihn wegen Marianens. Therese kam auch
noch dazu. Siegwart erzählte ihnen alles, daß
sein Vater es zufrieden gewesen sey, und was sich
gestern zwischen ihm und seinem Bruder zugetragen;
auch daß er ihnen deswegen gestern geschrieben habe.
Kronhelm und Therese erstaunten über die Härte
des Bruders und der Schwägerin. Kronhelm
erklärte sich sogleich, alles zu übernehmen, und
die Kosten zum Studieren aus seinem Beutel her-
zugeben. Jch will dir keine Wohlthat erzeigen,

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der Amtmann todt ſey, und wollten alſo bey der
Nacht nicht weiter fahren, weil ſie doch nichts mehr
ereilen konnten. Thereſe ſtieg weinend aus dem
Wagen, und ſank ihrem Bruder in den Arm.
Beyde konnten nichts ſprechen. Kronhelm war
auch ſehr bewegt, und umarmte ſeinen lieben Sieg-
wart. Gottlob! ſagte er, daß ich dich wieder
ſehe! Aber leider bey der traurigſten Begeben-
heit! Sie giengen ſchweigend auf das Zimmer.
Als Thereſe ſich von ihrer erſten Erſchuͤtterung wie-
der etwas erholt hatte, mußte man ihr einige Um-
ſtaͤnde von ihres Vaters Krankheit und Tod er-
zaͤhlen. Sie vergoß dabey tauſend Thraͤnen. Kron-
helm zog unſern Siegwart auf die Seite, und
befrug ihn wegen Marianens. Thereſe kam auch
noch dazu. Siegwart erzaͤhlte ihnen alles, daß
ſein Vater es zufrieden geweſen ſey, und was ſich
geſtern zwiſchen ihm und ſeinem Bruder zugetragen;
auch daß er ihnen deswegen geſtern geſchrieben habe.
Kronhelm und Thereſe erſtaunten uͤber die Haͤrte
des Bruders und der Schwaͤgerin. Kronhelm
erklaͤrte ſich ſogleich, alles zu uͤbernehmen, und
die Koſten zum Studieren aus ſeinem Beutel her-
zugeben. Jch will dir keine Wohlthat erzeigen,

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[889/0469] der Amtmann todt ſey, und wollten alſo bey der Nacht nicht weiter fahren, weil ſie doch nichts mehr ereilen konnten. Thereſe ſtieg weinend aus dem Wagen, und ſank ihrem Bruder in den Arm. Beyde konnten nichts ſprechen. Kronhelm war auch ſehr bewegt, und umarmte ſeinen lieben Sieg- wart. Gottlob! ſagte er, daß ich dich wieder ſehe! Aber leider bey der traurigſten Begeben- heit! Sie giengen ſchweigend auf das Zimmer. Als Thereſe ſich von ihrer erſten Erſchuͤtterung wie- der etwas erholt hatte, mußte man ihr einige Um- ſtaͤnde von ihres Vaters Krankheit und Tod er- zaͤhlen. Sie vergoß dabey tauſend Thraͤnen. Kron- helm zog unſern Siegwart auf die Seite, und befrug ihn wegen Marianens. Thereſe kam auch noch dazu. Siegwart erzaͤhlte ihnen alles, daß ſein Vater es zufrieden geweſen ſey, und was ſich geſtern zwiſchen ihm und ſeinem Bruder zugetragen; auch daß er ihnen deswegen geſtern geſchrieben habe. Kronhelm und Thereſe erſtaunten uͤber die Haͤrte des Bruders und der Schwaͤgerin. Kronhelm erklaͤrte ſich ſogleich, alles zu uͤbernehmen, und die Koſten zum Studieren aus ſeinem Beutel her- zugeben. Jch will dir keine Wohlthat erzeigen, L l l

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/469>, abgerufen am 24.11.2024.