zum letztenmale kann ich mit dir reden, und auch dieses nur in Briefen. Leb denn wohl, und bleib mir treu! Daß Gott dich stärken mög in allen deinen Leiden! Daß er dich mir wiedergeb im Him- mel.
Leb wohl, leb ewig wohl, und beth für deine
Mariane.
An den Rand war noch folgendes mit grössern Buchstaben, um mehr in die Augen zu fallen, ge- schrieben:
An meinen lieben Bruder Joseph.
Leiste mir den letzten Dienst, Bruder, den du mir in diesem Leben leisten kannst! Gib diesen Brief, versiegelt, an Siegwart, sobald er zurück- kommt! Er ist für ihn unendlich wichtig. Gott und alle Heiligen werden dich dafür segnen. Gib ihm auch in etlich Zeilen Nachricht, wie mirs noch den letzten Tag meines Hierseyns gieng! Jch flehe dich mit heissen Thränen, die hier auf den Brief fliessen, um diese einzige, und letzte Wohl- that. Leiste sie um Gottes und um meiner Ruhe willen! Leb wohl, lieber Bruder! Gott segne dich! Tröst unsre Mutter, und wein um deine unglück- liche Schwester
Mariane Fischern.
zum letztenmale kann ich mit dir reden, und auch dieſes nur in Briefen. Leb denn wohl, und bleib mir treu! Daß Gott dich ſtaͤrken moͤg in allen deinen Leiden! Daß er dich mir wiedergeb im Him- mel.
Leb wohl, leb ewig wohl, und beth fuͤr deine
Mariane.
An den Rand war noch folgendes mit groͤſſern Buchſtaben, um mehr in die Augen zu fallen, ge- ſchrieben:
An meinen lieben Bruder Joſeph.
Leiſte mir den letzten Dienſt, Bruder, den du mir in dieſem Leben leiſten kannſt! Gib dieſen Brief, verſiegelt, an Siegwart, ſobald er zuruͤck- kommt! Er iſt fuͤr ihn unendlich wichtig. Gott und alle Heiligen werden dich dafuͤr ſegnen. Gib ihm auch in etlich Zeilen Nachricht, wie mirs noch den letzten Tag meines Hierſeyns gieng! Jch flehe dich mit heiſſen Thraͤnen, die hier auf den Brief flieſſen, um dieſe einzige, und letzte Wohl- that. Leiſte ſie um Gottes und um meiner Ruhe willen! Leb wohl, lieber Bruder! Gott ſegne dich! Troͤſt unſre Mutter, und wein um deine ungluͤck- liche Schweſter
Mariane Fiſchern.
<TEI><text><body><divn="1"><p><floatingText><body><div><divn="2"><p><pbfacs="#f0496"n="916"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
zum letztenmale kann ich mit dir reden, und auch<lb/>
dieſes nur in Briefen. Leb denn wohl, und bleib<lb/>
mir treu! Daß Gott dich ſtaͤrken moͤg in allen<lb/>
deinen Leiden! Daß er dich mir wiedergeb im Him-<lb/>
mel.</p><closer><salute>Leb wohl, leb ewig wohl, und beth fuͤr<lb/>
deine</salute><lb/><signed><hirendition="#et">Mariane.</hi></signed></closer></div></div></body></floatingText></p><lb/><p>An den Rand war noch folgendes mit groͤſſern<lb/>
Buchſtaben, um mehr in die Augen zu fallen, ge-<lb/>ſchrieben:<lb/><floatingText><body><divtype="letter"><opener><salute><hirendition="#et">An meinen lieben Bruder Joſeph.</hi></salute></opener><lb/><p>Leiſte mir den letzten Dienſt, Bruder, den du<lb/>
mir in dieſem Leben leiſten kannſt! Gib dieſen<lb/>
Brief, verſiegelt, an Siegwart, ſobald er zuruͤck-<lb/>
kommt! Er iſt fuͤr ihn unendlich wichtig. Gott<lb/>
und alle Heiligen werden dich dafuͤr ſegnen. Gib<lb/>
ihm auch in etlich Zeilen Nachricht, wie mirs<lb/>
noch den letzten Tag meines Hierſeyns gieng! Jch<lb/>
flehe dich mit heiſſen Thraͤnen, die hier auf den<lb/>
Brief flieſſen, um dieſe einzige, und letzte Wohl-<lb/>
that. Leiſte ſie um Gottes und um meiner Ruhe<lb/>
willen! Leb wohl, lieber Bruder! Gott ſegne dich!<lb/>
Troͤſt unſre Mutter, und wein um deine ungluͤck-<lb/>
liche Schweſter</p><lb/><closer><signed><hirendition="#et">Mariane Fiſchern.</hi></signed></closer></div></body></floatingText></p><lb/></div></body></text></TEI>
[916/0496]
zum letztenmale kann ich mit dir reden, und auch
dieſes nur in Briefen. Leb denn wohl, und bleib
mir treu! Daß Gott dich ſtaͤrken moͤg in allen
deinen Leiden! Daß er dich mir wiedergeb im Him-
mel.
Leb wohl, leb ewig wohl, und beth fuͤr
deine
Mariane.
An den Rand war noch folgendes mit groͤſſern
Buchſtaben, um mehr in die Augen zu fallen, ge-
ſchrieben:
An meinen lieben Bruder Joſeph.
Leiſte mir den letzten Dienſt, Bruder, den du
mir in dieſem Leben leiſten kannſt! Gib dieſen
Brief, verſiegelt, an Siegwart, ſobald er zuruͤck-
kommt! Er iſt fuͤr ihn unendlich wichtig. Gott
und alle Heiligen werden dich dafuͤr ſegnen. Gib
ihm auch in etlich Zeilen Nachricht, wie mirs
noch den letzten Tag meines Hierſeyns gieng! Jch
flehe dich mit heiſſen Thraͤnen, die hier auf den
Brief flieſſen, um dieſe einzige, und letzte Wohl-
that. Leiſte ſie um Gottes und um meiner Ruhe
willen! Leb wohl, lieber Bruder! Gott ſegne dich!
Troͤſt unſre Mutter, und wein um deine ungluͤck-
liche Schweſter
Mariane Fiſchern.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/496>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.