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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Das verlohrne Paradies.
420Keinen andern Dienst, als dieses einzige, leichte,
Dieses so leichte Gebot zu halten, von allen Bäumen
Die uns im Paradiese so viel der köstlichsten Früchte
Darreichen, nur vom Baum der Erkenntniß nicht zu kosten,
Den er zunächst beym Baume des Lebens gepflanzet. So nahe
425Wächst der Tod bey dem Leben; was immer der Tod auch nur seyn mag,
Etwas sehr schreckliches ohne Zweifel; denn Gott hat, du weißt es,
Tod es genannt, woferne von diesem Baume wir essen!
Dieses verlangt er zum einzigen Zeichen von unserm Gehorsam,
Unter so vielen Zeichen der Herrschaft und Macht, über alle
430Uebrige Creaturen, von ihm uns verliehn, die die Erde,
Und die Luft, und das Meer, besitzen: So laß denn ein leichtes,
Laß ein einziges leichtes Verbot uns zu schwer nicht bedünken,
Da wir ein freyes Recht auf alle übrigen Dinge
Und die freye Wahl, so vieler verschiedenen Freuden,
435Himmlischer Freuden, haben. Wir wollen vielmehr ihn beständig
Loben, und seine Gütigkeit preisen; indem wir die süße
Tagesarbeit vollbringen, die wachsenden Pflanzen zu schneiden,
Oder auch diese Blumen zu warten. Die Arbeit, die, wenn sie
Wirklich beschwerlich wäre, mit dir doch angenehm würde!

440Jhm gab Eva zur Antwort: O du, für den ich geschaffen,
Und von dem ich, Fleisch von deinem Fleische, gemacht bin,
Ohne den ich von keinem Endzweck wäre; mein Führer,
Und mein Haupt! das was du gesagt hast, ist recht, und ist billig.
Denn in Wahrheit sind wir ihm täglichen Dank zu entrichten,
Und

Das verlohrne Paradies.
420Keinen andern Dienſt, als dieſes einzige, leichte,
Dieſes ſo leichte Gebot zu halten, von allen Baͤumen
Die uns im Paradieſe ſo viel der koͤſtlichſten Fruͤchte
Darreichen, nur vom Baum der Erkenntniß nicht zu koſten,
Den er zunaͤchſt beym Baume des Lebens gepflanzet. So nahe
425Waͤchſt der Tod bey dem Leben; was immer der Tod auch nur ſeyn mag,
Etwas ſehr ſchreckliches ohne Zweifel; denn Gott hat, du weißt es,
Tod es genannt, woferne von dieſem Baume wir eſſen!
Dieſes verlangt er zum einzigen Zeichen von unſerm Gehorſam,
Unter ſo vielen Zeichen der Herrſchaft und Macht, uͤber alle
430Uebrige Creaturen, von ihm uns verliehn, die die Erde,
Und die Luft, und das Meer, beſitzen: So laß denn ein leichtes,
Laß ein einziges leichtes Verbot uns zu ſchwer nicht beduͤnken,
Da wir ein freyes Recht auf alle uͤbrigen Dinge
Und die freye Wahl, ſo vieler verſchiedenen Freuden,
435Himmliſcher Freuden, haben. Wir wollen vielmehr ihn beſtaͤndig
Loben, und ſeine Guͤtigkeit preiſen; indem wir die ſuͤße
Tagesarbeit vollbringen, die wachſenden Pflanzen zu ſchneiden,
Oder auch dieſe Blumen zu warten. Die Arbeit, die, wenn ſie
Wirklich beſchwerlich waͤre, mit dir doch angenehm wuͤrde!

440Jhm gab Eva zur Antwort: O du, fuͤr den ich geſchaffen,
Und von dem ich, Fleiſch von deinem Fleiſche, gemacht bin,
Ohne den ich von keinem Endzweck waͤre; mein Fuͤhrer,
Und mein Haupt! das was du geſagt haſt, iſt recht, und iſt billig.
Denn in Wahrheit ſind wir ihm taͤglichen Dank zu entrichten,
Und
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[154/0174] Das verlohrne Paradies. Keinen andern Dienſt, als dieſes einzige, leichte, Dieſes ſo leichte Gebot zu halten, von allen Baͤumen Die uns im Paradieſe ſo viel der koͤſtlichſten Fruͤchte Darreichen, nur vom Baum der Erkenntniß nicht zu koſten, Den er zunaͤchſt beym Baume des Lebens gepflanzet. So nahe Waͤchſt der Tod bey dem Leben; was immer der Tod auch nur ſeyn mag, Etwas ſehr ſchreckliches ohne Zweifel; denn Gott hat, du weißt es, Tod es genannt, woferne von dieſem Baume wir eſſen! Dieſes verlangt er zum einzigen Zeichen von unſerm Gehorſam, Unter ſo vielen Zeichen der Herrſchaft und Macht, uͤber alle Uebrige Creaturen, von ihm uns verliehn, die die Erde, Und die Luft, und das Meer, beſitzen: So laß denn ein leichtes, Laß ein einziges leichtes Verbot uns zu ſchwer nicht beduͤnken, Da wir ein freyes Recht auf alle uͤbrigen Dinge Und die freye Wahl, ſo vieler verſchiedenen Freuden, Himmliſcher Freuden, haben. Wir wollen vielmehr ihn beſtaͤndig Loben, und ſeine Guͤtigkeit preiſen; indem wir die ſuͤße Tagesarbeit vollbringen, die wachſenden Pflanzen zu ſchneiden, Oder auch dieſe Blumen zu warten. Die Arbeit, die, wenn ſie Wirklich beſchwerlich waͤre, mit dir doch angenehm wuͤrde! Jhm gab Eva zur Antwort: O du, fuͤr den ich geſchaffen, Und von dem ich, Fleiſch von deinem Fleiſche, gemacht bin, Ohne den ich von keinem Endzweck waͤre; mein Fuͤhrer, Und mein Haupt! das was du geſagt haſt, iſt recht, und iſt billig. Denn in Wahrheit ſind wir ihm taͤglichen Dank zu entrichten, Und

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/174>, abgerufen am 21.11.2024.