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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Zweyter Gesang.
Welche die lange Nacht durch die Wellen des Meeres empöret,
Auffangen, und den verwachten Seemann mit heiserem Tone
Einschläfern; dessen Pinnaß, oder Kahn, nach dem wüthenden Sturme
Jtzt in einer felsichten Bay von ohngefehr ankert.
295Solch ein Beyfall wurde gehört, da Mammon geendet,
Ueber seine Meinung zum Frieden; denn mehr als die Hölle
Scheuten sie noch ein solches Schlachtfeld; so wirkte das Schrecken
Vor dem Donner und Michaels Schwerdt' in ihren Gemüthern,
Und ein eben so starkes Verlangen, ein Reich in der Hölle
300Zu errichten, welches dereinst durch weise Gesetze,
Und die Länge der Zeit, dem Himmel nacheifern könnte.
Als dies Beelzebub sah, (denn ausser Satan saß niemand
Höher, als er) stand er auf mit hohem ernstlichen Ansehn,
Und schien eine Säule des Staats, indem er so aufstand.
305Ueberlegung saß tief auf seine Stirne gegraben,
Und die| Sorge des Staats; aus seinem Angesicht, welches
Majestätisch noch schien, so sehr es verfallen war, stralte
Fürstlicher Rathschluß hervor. So stand er, ein Weiser, die Schwere
Mächtiger Monarchien mit starken atlantischen Schultern l)
310Fähig zu tragen. Sein Blick verlangte Gehör, und erwarb sich
[Spaltenumbruch]

Tiefe
sammlung der Teufel, nach der Ver-
sammlung der Furien geschildert zu
haben. Der Leser kann die Rede der
Alekto mit Molochs Rede, und der
Megära ihre mit Belials oder viel-
mehr Beelzebubs seiner vergleichen. N.
l) Eine Metapher, seine großen
[Spaltenumbruch] Fähigkeiten anzuzeigen. Atlas war
ein so großer Sternkundiger, daß man
von ihm sagte, er habe den Himmel
auf seinen Schultern getragen. Das
ganze Gemählde vom 303 Vers an
bis zu Ende dieses Absatzes ist unver-
gleichlich. Richardson.
H 2

Zweyter Geſang.
Welche die lange Nacht durch die Wellen des Meeres empoͤret,
Auffangen, und den verwachten Seemann mit heiſerem Tone
Einſchlaͤfern; deſſen Pinnaß, oder Kahn, nach dem wuͤthenden Sturme
Jtzt in einer felſichten Bay von ohngefehr ankert.
295Solch ein Beyfall wurde gehoͤrt, da Mammon geendet,
Ueber ſeine Meinung zum Frieden; denn mehr als die Hoͤlle
Scheuten ſie noch ein ſolches Schlachtfeld; ſo wirkte das Schrecken
Vor dem Donner und Michaels Schwerdt’ in ihren Gemuͤthern,
Und ein eben ſo ſtarkes Verlangen, ein Reich in der Hoͤlle
300Zu errichten, welches dereinſt durch weiſe Geſetze,
Und die Laͤnge der Zeit, dem Himmel nacheifern koͤnnte.
Als dies Beelzebub ſah, (denn auſſer Satan ſaß niemand
Hoͤher, als er) ſtand er auf mit hohem ernſtlichen Anſehn,
Und ſchien eine Saͤule des Staats, indem er ſo aufſtand.
305Ueberlegung ſaß tief auf ſeine Stirne gegraben,
Und die| Sorge des Staats; aus ſeinem Angeſicht, welches
Majeſtaͤtiſch noch ſchien, ſo ſehr es verfallen war, ſtralte
Fuͤrſtlicher Rathſchluß hervor. So ſtand er, ein Weiſer, die Schwere
Maͤchtiger Monarchien mit ſtarken atlantiſchen Schultern l)
310Faͤhig zu tragen. Sein Blick verlangte Gehoͤr, und erwarb ſich
[Spaltenumbruch]

Tiefe
ſammlung der Teufel, nach der Ver-
ſammlung der Furien geſchildert zu
haben. Der Leſer kann die Rede der
Alekto mit Molochs Rede, und der
Megaͤra ihre mit Belials oder viel-
mehr Beelzebubs ſeiner vergleichen. N.
l) Eine Metapher, ſeine großen
[Spaltenumbruch] Faͤhigkeiten anzuzeigen. Atlas war
ein ſo großer Sternkundiger, daß man
von ihm ſagte, er habe den Himmel
auf ſeinen Schultern getragen. Das
ganze Gemaͤhlde vom 303 Vers an
bis zu Ende dieſes Abſatzes iſt unver-
gleichlich. Richardſon.
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[59/0075] Zweyter Geſang. Welche die lange Nacht durch die Wellen des Meeres empoͤret, Auffangen, und den verwachten Seemann mit heiſerem Tone Einſchlaͤfern; deſſen Pinnaß, oder Kahn, nach dem wuͤthenden Sturme Jtzt in einer felſichten Bay von ohngefehr ankert. Solch ein Beyfall wurde gehoͤrt, da Mammon geendet, Ueber ſeine Meinung zum Frieden; denn mehr als die Hoͤlle Scheuten ſie noch ein ſolches Schlachtfeld; ſo wirkte das Schrecken Vor dem Donner und Michaels Schwerdt’ in ihren Gemuͤthern, Und ein eben ſo ſtarkes Verlangen, ein Reich in der Hoͤlle Zu errichten, welches dereinſt durch weiſe Geſetze, Und die Laͤnge der Zeit, dem Himmel nacheifern koͤnnte. Als dies Beelzebub ſah, (denn auſſer Satan ſaß niemand Hoͤher, als er) ſtand er auf mit hohem ernſtlichen Anſehn, Und ſchien eine Saͤule des Staats, indem er ſo aufſtand. Ueberlegung ſaß tief auf ſeine Stirne gegraben, Und die| Sorge des Staats; aus ſeinem Angeſicht, welches Majeſtaͤtiſch noch ſchien, ſo ſehr es verfallen war, ſtralte Fuͤrſtlicher Rathſchluß hervor. So ſtand er, ein Weiſer, die Schwere Maͤchtiger Monarchien mit ſtarken atlantiſchen Schultern l) Faͤhig zu tragen. Sein Blick verlangte Gehoͤr, und erwarb ſich Tiefe k) l) Eine Metapher, ſeine großen Faͤhigkeiten anzuzeigen. Atlas war ein ſo großer Sternkundiger, daß man von ihm ſagte, er habe den Himmel auf ſeinen Schultern getragen. Das ganze Gemaͤhlde vom 303 Vers an bis zu Ende dieſes Abſatzes iſt unver- gleichlich. Richardſon. k) ſammlung der Teufel, nach der Ver- ſammlung der Furien geſchildert zu haben. Der Leſer kann die Rede der Alekto mit Molochs Rede, und der Megaͤra ihre mit Belials oder viel- mehr Beelzebubs ſeiner vergleichen. N. H 2

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/75>, abgerufen am 25.11.2024.