Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.

Ausgetrieben; Jhm Ehr' und Preis, dem Allmächtgen, dem Ewgen,
185Dessen Weisheit beschloß, aus Bösem Gutes zu schaffen,

Und ein beßres Geschlecht, anstatt der ruchlosen Geister,
Jn die entvölkerte Stelle zu setzen, damit er ohn' Ende
Ueber alle Zeiten und Welten sein Wohlthun verbreite.

Also sangen die Hierarchien. Der Sohn war indessen
190Zu dem großen Werke bereit; mit Allmacht umgürtet

Stand er; das Haupt von Glanz und majestätischem Schimmer
Ganz umwunden; unendliche Weisheit und Liebe verklärt' ihn,
Und in ihm leuchtete ganz sein Vater. Cherub und Seraph
Waren zahllos herum um seinen Wagen gegossen [Spaltenumbruch] m),
195Thronen und Potentaten und Kräfte, geflügelte Geister,

Und geflügelte Wagen, so wie sie im Waffenhaus Gottes
Zahllos zwischen zwey ehernen Bergen von Alters her standen,
Himmlische Rüstungen, welche beständig zu feyrlichen Tagen
Fertig hielten; sie rollten ihm itzt freywillig entgegen,
200Denn ein lebender Geist beseelte jeden, aufmerksam

Auf die Befehle des Herrn. Die ewigdaurenden Pforten
Schloß der Himmel weit auf; in ihren güldenen Angeln
Klang ein harmonischer Schall; sie ließen den König der Ehren
Ausziehn, welcher itzt kam, in seinem mächtigen Worte,
205Und im mächtigen Geist, um neue Welten zu schaffen.

Zahllos standen sie da auf himmlischem Boden [Spaltenumbruch] n), und schauten
Von
m) So sagt oftmals Virgil Fusi per
herbam, agris effusa juventus.
Pearce.
n) Jch kenne in dem ganzen Gedichte
keine prächtgere Beschreibung, als diese,
(sagt

Das verlohrne Paradies.

Ausgetrieben; Jhm Ehr’ und Preis, dem Allmaͤchtgen, dem Ewgen,
185Deſſen Weisheit beſchloß, aus Boͤſem Gutes zu ſchaffen,

Und ein beßres Geſchlecht, anſtatt der ruchloſen Geiſter,
Jn die entvoͤlkerte Stelle zu ſetzen, damit er ohn’ Ende
Ueber alle Zeiten und Welten ſein Wohlthun verbreite.

Alſo ſangen die Hierarchien. Der Sohn war indeſſen
190Zu dem großen Werke bereit; mit Allmacht umguͤrtet

Stand er; das Haupt von Glanz und majeſtaͤtiſchem Schimmer
Ganz umwunden; unendliche Weisheit und Liebe verklaͤrt’ ihn,
Und in ihm leuchtete ganz ſein Vater. Cherub und Seraph
Waren zahllos herum um ſeinen Wagen gegoſſen [Spaltenumbruch] m),
195Thronen und Potentaten und Kraͤfte, gefluͤgelte Geiſter,

Und gefluͤgelte Wagen, ſo wie ſie im Waffenhaus Gottes
Zahllos zwiſchen zwey ehernen Bergen von Alters her ſtanden,
Himmliſche Ruͤſtungen, welche beſtaͤndig zu feyrlichen Tagen
Fertig hielten; ſie rollten ihm itzt freywillig entgegen,
200Denn ein lebender Geiſt beſeelte jeden, aufmerkſam

Auf die Befehle des Herrn. Die ewigdaurenden Pforten
Schloß der Himmel weit auf; in ihren guͤldenen Angeln
Klang ein harmoniſcher Schall; ſie ließen den Koͤnig der Ehren
Ausziehn, welcher itzt kam, in ſeinem maͤchtigen Worte,
205Und im maͤchtigen Geiſt, um neue Welten zu ſchaffen.

Zahllos ſtanden ſie da auf himmliſchem Boden [Spaltenumbruch] n), und ſchauten
Von
m) So ſagt oftmals Virgil Fuſi per
herbam, agris effuſa juventus.
Pearce.
n) Jch kenne in dem ganzen Gedichte
keine praͤchtgere Beſchreibung, als dieſe,
(ſagt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="8">
            <l>
              <pb facs="#f0028" n="12"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Ausgetrieben; Jhm Ehr&#x2019; und Preis, dem Allma&#x0364;chtgen, dem Ewgen,<lb/><note place="left">185</note>De&#x017F;&#x017F;en Weisheit be&#x017F;chloß, aus Bo&#x0364;&#x017F;em Gutes zu &#x017F;chaffen,</l><lb/>
            <l>Und ein beßres Ge&#x017F;chlecht, an&#x017F;tatt der ruchlo&#x017F;en Gei&#x017F;ter,</l><lb/>
            <l>Jn die entvo&#x0364;lkerte Stelle zu &#x017F;etzen, damit er ohn&#x2019; Ende</l><lb/>
            <l>Ueber alle Zeiten und Welten &#x017F;ein Wohlthun verbreite.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Al&#x017F;o &#x017F;angen die Hierarchien. Der Sohn war inde&#x017F;&#x017F;en<lb/><note place="left">190</note>Zu dem großen Werke bereit; mit Allmacht umgu&#x0364;rtet</l><lb/>
            <l>Stand er; das Haupt von Glanz und maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;chem Schimmer</l><lb/>
            <l>Ganz umwunden; unendliche Weisheit und Liebe verkla&#x0364;rt&#x2019; ihn,</l><lb/>
            <l>Und in ihm leuchtete ganz &#x017F;ein Vater. Cherub und Seraph</l><lb/>
            <l>Waren zahllos herum um &#x017F;einen Wagen gego&#x017F;&#x017F;en <cb/>
<note place="foot" n="m)">So &#x017F;agt oftmals Virgil <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fu&#x017F;i</hi> per<lb/>
herbam, agris <hi rendition="#i">effu&#x017F;a</hi> juventus.</hi> <hi rendition="#fr">Pearce.</hi></note>,<lb/><note place="left">195</note>Thronen und Potentaten und Kra&#x0364;fte, geflu&#x0364;gelte Gei&#x017F;ter,</l><lb/>
            <l>Und geflu&#x0364;gelte Wagen, &#x017F;o wie &#x017F;ie im Waffenhaus Gottes</l><lb/>
            <l>Zahllos zwi&#x017F;chen zwey ehernen Bergen von Alters her &#x017F;tanden,</l><lb/>
            <l>Himmli&#x017F;che Ru&#x0364;&#x017F;tungen, welche be&#x017F;ta&#x0364;ndig zu feyrlichen Tagen</l><lb/>
            <l>Fertig hielten; &#x017F;ie rollten ihm itzt freywillig entgegen,<lb/><note place="left">200</note>Denn ein lebender Gei&#x017F;t be&#x017F;eelte jeden, aufmerk&#x017F;am</l><lb/>
            <l>Auf die Befehle des Herrn. Die ewigdaurenden Pforten</l><lb/>
            <l>Schloß der Himmel weit auf; in ihren gu&#x0364;ldenen Angeln</l><lb/>
            <l>Klang ein harmoni&#x017F;cher Schall; &#x017F;ie ließen den Ko&#x0364;nig der Ehren</l><lb/>
            <l>Ausziehn, welcher itzt kam, in &#x017F;einem ma&#x0364;chtigen Worte,<lb/><note place="left">205</note>Und im ma&#x0364;chtigen Gei&#x017F;t, um neue Welten zu &#x017F;chaffen.</l><lb/>
            <l>Zahllos &#x017F;tanden &#x017F;ie da auf himmli&#x017F;chem Boden <cb/>
<note xml:id="f01" next="#f02" place="foot" n="n)">Jch kenne in dem ganzen Gedichte<lb/>
keine pra&#x0364;chtgere Be&#x017F;chreibung, als die&#x017F;e,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">(&#x017F;agt</fw></note>, und &#x017F;chauten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0028] Das verlohrne Paradies. Ausgetrieben; Jhm Ehr’ und Preis, dem Allmaͤchtgen, dem Ewgen, Deſſen Weisheit beſchloß, aus Boͤſem Gutes zu ſchaffen, Und ein beßres Geſchlecht, anſtatt der ruchloſen Geiſter, Jn die entvoͤlkerte Stelle zu ſetzen, damit er ohn’ Ende Ueber alle Zeiten und Welten ſein Wohlthun verbreite. Alſo ſangen die Hierarchien. Der Sohn war indeſſen Zu dem großen Werke bereit; mit Allmacht umguͤrtet Stand er; das Haupt von Glanz und majeſtaͤtiſchem Schimmer Ganz umwunden; unendliche Weisheit und Liebe verklaͤrt’ ihn, Und in ihm leuchtete ganz ſein Vater. Cherub und Seraph Waren zahllos herum um ſeinen Wagen gegoſſen m), Thronen und Potentaten und Kraͤfte, gefluͤgelte Geiſter, Und gefluͤgelte Wagen, ſo wie ſie im Waffenhaus Gottes Zahllos zwiſchen zwey ehernen Bergen von Alters her ſtanden, Himmliſche Ruͤſtungen, welche beſtaͤndig zu feyrlichen Tagen Fertig hielten; ſie rollten ihm itzt freywillig entgegen, Denn ein lebender Geiſt beſeelte jeden, aufmerkſam Auf die Befehle des Herrn. Die ewigdaurenden Pforten Schloß der Himmel weit auf; in ihren guͤldenen Angeln Klang ein harmoniſcher Schall; ſie ließen den Koͤnig der Ehren Ausziehn, welcher itzt kam, in ſeinem maͤchtigen Worte, Und im maͤchtigen Geiſt, um neue Welten zu ſchaffen. Zahllos ſtanden ſie da auf himmliſchem Boden n), und ſchauten Von m) So ſagt oftmals Virgil Fuſi per herbam, agris effuſa juventus. Pearce. n) Jch kenne in dem ganzen Gedichte keine praͤchtgere Beſchreibung, als dieſe, (ſagt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/28
Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/28>, abgerufen am 21.11.2024.