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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Das verlohrne Paradies.
350Die gesammelten Stralen in sich zu behalten. Sie war nun
Ein geraumer Pallast des Lichts; die übrigen Sterne
Kommen und schöpfen allhier mit ihren güldenen Urnen
Wie in der ersten Quelle das Licht; der Morgenstern taucht hier
Seine stralenden Hörner in Gold; und alle vermehren
355Jhr geringes Eigenthum hier, obgleich sie viel kleiner,

Als sie sind, in der weiten Entfernung den Menschen erscheinen.
Glorreich glänzte zuerst im Osten die herrliche Fackel;
Sie, die Regentinn des Tags, und schmückte mit schimmeruden Stralen
Rund um sich her den Horizont; voll freudigen Muthes
360Jhre lange stralende Bahn am Himmel zu laufen.

Tanzend gieng vor ihr her die Dämmerung [Spaltenumbruch] aa); und die Plejaden,
Gossen aus ihrer Schooß den wildesten Einfluß hernieder.
Mit geringerem Glanz ward gegen ihr über im Osten,
Sanfter leuchtend, der Mond gesetzt; ihr Spiegel. Sein Antlitz
365War itzt voll; in dieser Stellung gebraucht' er kein Licht sonst,

Und in diesem Abstand verweilt er beständig den Tag durch,
Bis die Nacht sich genaht; dann scheint er im Osten, nachdem er
Um die Axe des Himmels herum sich gedrehet; er herrschet
Jn Gemeinschaft alsdann mit tausend geringeren Lichtern,
370Mit viel taufendmal tausend Sternen, die itzo den Himmel

Mit
aa) Dieß sind sehr schöne Bilder, und
gleichen sehr des Guido berühmten Ge-
mälde vom Morgen, wo die Sonne auf
ihren Wagen vorgestellt wird, mit der
Aurota, die vor ihr her Blumen aus-
streut. Sieben schöne Nymphen tanzen
um ihren Wagen herum, die man sonst
[Spaltenumbruch] für die Stunden gehalten, aber auch wohl
die Plejaden vorstellen können, da ihrer
sieben an der Zahl sind, und man schwer-
lich einen Grund angeben kann, warum
die Stunden eben durch diese Zahl sollten
angezeigt werden. N.

Das verlohrne Paradies.
350Die geſammelten Stralen in ſich zu behalten. Sie war nun
Ein geraumer Pallaſt des Lichts; die uͤbrigen Sterne
Kommen und ſchoͤpfen allhier mit ihren guͤldenen Urnen
Wie in der erſten Quelle das Licht; der Morgenſtern taucht hier
Seine ſtralenden Hoͤrner in Gold; und alle vermehren
355Jhr geringes Eigenthum hier, obgleich ſie viel kleiner,

Als ſie ſind, in der weiten Entfernung den Menſchen erſcheinen.
Glorreich glaͤnzte zuerſt im Oſten die herrliche Fackel;
Sie, die Regentinn des Tags, und ſchmuͤckte mit ſchimmeruden Stralen
Rund um ſich her den Horizont; voll freudigen Muthes
360Jhre lange ſtralende Bahn am Himmel zu laufen.

Tanzend gieng vor ihr her die Daͤmmerung [Spaltenumbruch] aa); und die Plejaden,
Goſſen aus ihrer Schooß den wildeſten Einfluß hernieder.
Mit geringerem Glanz ward gegen ihr uͤber im Oſten,
Sanfter leuchtend, der Mond geſetzt; ihr Spiegel. Sein Antlitz
365War itzt voll; in dieſer Stellung gebraucht’ er kein Licht ſonſt,

Und in dieſem Abſtand verweilt er beſtaͤndig den Tag durch,
Bis die Nacht ſich genaht; dann ſcheint er im Oſten, nachdem er
Um die Axe des Himmels herum ſich gedrehet; er herrſchet
Jn Gemeinſchaft alsdann mit tauſend geringeren Lichtern,
370Mit viel taufendmal tauſend Sternen, die itzo den Himmel

Mit
aa) Dieß ſind ſehr ſchoͤne Bilder, und
gleichen ſehr des Guido beruͤhmten Ge-
maͤlde vom Morgen, wo die Sonne auf
ihren Wagen vorgeſtellt wird, mit der
Aurota, die vor ihr her Blumen aus-
ſtreut. Sieben ſchoͤne Nymphen tanzen
um ihren Wagen herum, die man ſonſt
[Spaltenumbruch] fuͤr die Stunden gehalten, aber auch wohl
die Plejaden vorſtellen koͤnnen, da ihrer
ſieben an der Zahl ſind, und man ſchwer-
lich einen Grund angeben kann, warum
die Stunden eben durch dieſe Zahl ſollten
angezeigt werden. N.
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[20/0036] Das verlohrne Paradies. Die geſammelten Stralen in ſich zu behalten. Sie war nun Ein geraumer Pallaſt des Lichts; die uͤbrigen Sterne Kommen und ſchoͤpfen allhier mit ihren guͤldenen Urnen Wie in der erſten Quelle das Licht; der Morgenſtern taucht hier Seine ſtralenden Hoͤrner in Gold; und alle vermehren Jhr geringes Eigenthum hier, obgleich ſie viel kleiner, Als ſie ſind, in der weiten Entfernung den Menſchen erſcheinen. Glorreich glaͤnzte zuerſt im Oſten die herrliche Fackel; Sie, die Regentinn des Tags, und ſchmuͤckte mit ſchimmeruden Stralen Rund um ſich her den Horizont; voll freudigen Muthes Jhre lange ſtralende Bahn am Himmel zu laufen. Tanzend gieng vor ihr her die Daͤmmerung aa); und die Plejaden, Goſſen aus ihrer Schooß den wildeſten Einfluß hernieder. Mit geringerem Glanz ward gegen ihr uͤber im Oſten, Sanfter leuchtend, der Mond geſetzt; ihr Spiegel. Sein Antlitz War itzt voll; in dieſer Stellung gebraucht’ er kein Licht ſonſt, Und in dieſem Abſtand verweilt er beſtaͤndig den Tag durch, Bis die Nacht ſich genaht; dann ſcheint er im Oſten, nachdem er Um die Axe des Himmels herum ſich gedrehet; er herrſchet Jn Gemeinſchaft alsdann mit tauſend geringeren Lichtern, Mit viel taufendmal tauſend Sternen, die itzo den Himmel Mit aa) Dieß ſind ſehr ſchoͤne Bilder, und gleichen ſehr des Guido beruͤhmten Ge- maͤlde vom Morgen, wo die Sonne auf ihren Wagen vorgeſtellt wird, mit der Aurota, die vor ihr her Blumen aus- ſtreut. Sieben ſchoͤne Nymphen tanzen um ihren Wagen herum, die man ſonſt fuͤr die Stunden gehalten, aber auch wohl die Plejaden vorſtellen koͤnnen, da ihrer ſieben an der Zahl ſind, und man ſchwer- lich einen Grund angeben kann, warum die Stunden eben durch dieſe Zahl ſollten angezeigt werden. N.

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/36>, abgerufen am 21.11.2024.