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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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nehm seyn/ wo derselbe uns die Gütigkeit erweisen
wolte/ etwas von seinen Reisen zu communiciren.
Theogenes. Es wird mir ein Vergnügen seyn/ wo
denenselben etwas angenehmes und nützliches werde
mittheilen können.
Modestin. Wie ist es ihme denn ergangen/ mein
werthester Freund/ seiter der Zeit/ da wir in Hol-
land von einander geschieden.
Theogenes. Auf meinen vielen beschwerlichen/ und
zum Theil gefährlichen Reisen ist es mir/ dem HErrn
sey Lob und Danck davor gesaget/ noch allezeit er-
träglich gegangen. Die meiste Gefahr und Be-
schwerden habe ich auf meinen Morgenländischen
Reisen ausgestanden.
Nicander. So ist der Herr auch in Orient ge-
wesen.
Theogenes. Ja mein Herr/ und zwaren in Egy-
pten/ klein Asien/ Constantinopel und der Orten.
Modestin. Aber was hat doch meinen werthesten
Freund wohl bewogen/ so beschwerliche weite Rei-
sen auf sich zu nehmen: da er bey seiner professione
Medica,
sich hätte können begnügen lassen/ einige
Theile von Europa gesehen zu haben.
Theogenes. Er weiß liebster Freund: daß ich von
Jugend auf eine grosse Begierde gehabt/ alles was
mir nur möglich ware zu erforschen; und was thun-
lich ware/ zu sehen. Eines theils den Grund der
Wahrheit/ desto besser einzusehen. Die verschie-
dene Sitten/ Landes-Arten und Gebräuche der
verschiedenen Völcker kennen zu lernen. Andern
theils auch die mannigfaltige Wunder der Natur
und
G 3


nehm ſeyn/ wo derſelbe uns die Guͤtigkeit erweiſen
wolte/ etwas von ſeinen Reiſen zu communiciren.
Theogenes. Es wird mir ein Vergnuͤgen ſeyn/ wo
denenſelben etwas angenehmes und nuͤtzliches werde
mittheilen koͤnnen.
Modeſtin. Wie iſt es ihme denn ergangen/ mein
wertheſter Freund/ ſeiter der Zeit/ da wir in Hol-
land von einander geſchieden.
Theogenes. Auf meinen vielen beſchwerlichen/ und
zum Theil gefaͤhrlichen Reiſen iſt es mir/ dem HErrn
ſey Lob und Danck davor geſaget/ noch allezeit er-
traͤglich gegangen. Die meiſte Gefahr und Be-
ſchwerden habe ich auf meinen Morgenlaͤndiſchen
Reiſen ausgeſtanden.
Nicander. So iſt der Herr auch in Orient ge-
weſen.
Theogenes. Ja mein Herr/ und zwaren in Egy-
pten/ klein Aſien/ Conſtantinopel und der Orten.
Modeſtin. Aber was hat doch meinen wertheſten
Freund wohl bewogen/ ſo beſchwerliche weite Rei-
ſen auf ſich zu nehmen: da er bey ſeiner profeſſione
Medica,
ſich haͤtte koͤnnen begnuͤgen laſſen/ einige
Theile von Europa geſehen zu haben.
Theogenes. Er weiß liebſter Freund: daß ich von
Jugend auf eine groſſe Begierde gehabt/ alles was
mir nur moͤglich ware zu erforſchen; und was thun-
lich ware/ zu ſehen. Eines theils den Grund der
Wahrheit/ deſto beſſer einzuſehen. Die verſchie-
dene Sitten/ Landes-Arten und Gebraͤuche der
verſchiedenen Voͤlcker kennen zu lernen. Andern
theils auch die mannigfaltige Wunder der Natur
und
G 3
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[101/0107] nehm ſeyn/ wo derſelbe uns die Guͤtigkeit erweiſen wolte/ etwas von ſeinen Reiſen zu communiciren. Theogenes. Es wird mir ein Vergnuͤgen ſeyn/ wo denenſelben etwas angenehmes und nuͤtzliches werde mittheilen koͤnnen. Modeſtin. Wie iſt es ihme denn ergangen/ mein wertheſter Freund/ ſeiter der Zeit/ da wir in Hol- land von einander geſchieden. Theogenes. Auf meinen vielen beſchwerlichen/ und zum Theil gefaͤhrlichen Reiſen iſt es mir/ dem HErrn ſey Lob und Danck davor geſaget/ noch allezeit er- traͤglich gegangen. Die meiſte Gefahr und Be- ſchwerden habe ich auf meinen Morgenlaͤndiſchen Reiſen ausgeſtanden. Nicander. So iſt der Herr auch in Orient ge- weſen. Theogenes. Ja mein Herr/ und zwaren in Egy- pten/ klein Aſien/ Conſtantinopel und der Orten. Modeſtin. Aber was hat doch meinen wertheſten Freund wohl bewogen/ ſo beſchwerliche weite Rei- ſen auf ſich zu nehmen: da er bey ſeiner profeſſione Medica, ſich haͤtte koͤnnen begnuͤgen laſſen/ einige Theile von Europa geſehen zu haben. Theogenes. Er weiß liebſter Freund: daß ich von Jugend auf eine groſſe Begierde gehabt/ alles was mir nur moͤglich ware zu erforſchen; und was thun- lich ware/ zu ſehen. Eines theils den Grund der Wahrheit/ deſto beſſer einzuſehen. Die verſchie- dene Sitten/ Landes-Arten und Gebraͤuche der verſchiedenen Voͤlcker kennen zu lernen. Andern theils auch die mannigfaltige Wunder der Natur und G 3

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/107>, abgerufen am 28.11.2024.