Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Das lustige Wirthshaus.

Ballade, beim Weine zu singen.

Nichts für ungut, lieber Leser!
Jugendblut hat Uebermuth.

Die Burschen.

Man lebet doch wie im Schlaraffenland hier,
Da schmauset man frühe wie spat;
Schon dreht sich der Boden vor Wonne mit mir,
Kaum daß ich die Schwelle betrat!
Der Becher, ihr Herrn, wird nur gratis gefüllt:
Der Wirth ist kein knausiger Tropf,
Er führt den Hanswurst nicht vergeblich im Schild,
Man wirft euch das Geld an den Kopf.
Der Alte, man sagt's, soll ein Zauberer seyn,
Er lächelt auch immer so schlau;
-- Und seht nur, was treten für Kerl da herein!
Die Eule, der Storch und der Pfau!
Seht nur, wie manierlich die Racker sich drehn!
Die Kratzfüß'! Ei Wetter, so schlag!
Sie nehmen sich Stühle -- das muß ich gestehn,
So was sieht man nicht alle Tag.
Mein Alter am Fäßchen, er zapfet den Wein
Und hält sich vor Lachen den Bauch;
Rebekke schenkt ihnen vom feurigsten ein
Und zierlich kredenzt sie ihn auch.
Das luſtige Wirthshaus.

Ballade, beim Weine zu ſingen.

Nichts fuͤr ungut, lieber Leſer!
Jugendblut hat Uebermuth.

Die Burſchen.

Man lebet doch wie im Schlaraffenland hier,
Da ſchmauſet man fruͤhe wie ſpat;
Schon dreht ſich der Boden vor Wonne mit mir,
Kaum daß ich die Schwelle betrat!
Der Becher, ihr Herrn, wird nur gratis gefuͤllt:
Der Wirth iſt kein knauſiger Tropf,
Er fuͤhrt den Hanswurſt nicht vergeblich im Schild,
Man wirft euch das Geld an den Kopf.
Der Alte, man ſagt's, ſoll ein Zauberer ſeyn,
Er laͤchelt auch immer ſo ſchlau;
— Und ſeht nur, was treten fuͤr Kerl da herein!
Die Eule, der Storch und der Pfau!
Seht nur, wie manierlich die Racker ſich drehn!
Die Kratzfuͤß'! Ei Wetter, ſo ſchlag!
Sie nehmen ſich Stuͤhle — das muß ich geſtehn,
So was ſieht man nicht alle Tag.
Mein Alter am Faͤßchen, er zapfet den Wein
Und haͤlt ſich vor Lachen den Bauch;
Rebekke ſchenkt ihnen vom feurigſten ein
Und zierlich kredenzt ſie ihn auch.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0187" n="171"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b #g">Das lu&#x017F;tige Wirthshaus.</hi><lb/>
        </head>
        <p rendition="#c">Ballade, beim Weine zu &#x017F;ingen.</p><lb/>
        <p rendition="#c">Nichts fu&#x0364;r ungut, lieber Le&#x017F;er!<lb/>
Jugendblut hat Uebermuth.</p><lb/>
        <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die Bur&#x017F;chen.</hi> </p><lb/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Man lebet doch wie im Schlaraffenland hier,</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;chmau&#x017F;et man fru&#x0364;he wie &#x017F;pat;</l><lb/>
            <l>Schon dreht &#x017F;ich der Boden vor Wonne mit mir,</l><lb/>
            <l>Kaum daß ich die Schwelle betrat!</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="2">
            <l>Der Becher, ihr Herrn, wird nur gratis gefu&#x0364;llt:</l><lb/>
            <l>Der Wirth i&#x017F;t kein knau&#x017F;iger Tropf,</l><lb/>
            <l>Er fu&#x0364;hrt den Hanswur&#x017F;t nicht vergeblich im Schild,</l><lb/>
            <l>Man wirft euch das Geld an den Kopf.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="3">
            <l>Der Alte, man &#x017F;agt's, &#x017F;oll ein Zauberer &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Er la&#x0364;chelt auch immer &#x017F;o &#x017F;chlau;</l><lb/>
            <l>&#x2014; Und &#x017F;eht nur, was treten fu&#x0364;r Kerl da herein!</l><lb/>
            <l>Die Eule, der Storch und der Pfau!</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="4">
            <l>Seht nur, wie manierlich die Racker &#x017F;ich drehn!</l><lb/>
            <l>Die Kratzfu&#x0364;ß'! Ei Wetter, &#x017F;o &#x017F;chlag!</l><lb/>
            <l>Sie nehmen &#x017F;ich Stu&#x0364;hle &#x2014; das muß ich ge&#x017F;tehn,</l><lb/>
            <l>So was &#x017F;ieht man nicht alle Tag.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="5">
            <l>Mein Alter am Fa&#x0364;ßchen, er zapfet den Wein</l><lb/>
            <l>Und ha&#x0364;lt &#x017F;ich vor Lachen den Bauch;</l><lb/>
            <l>Rebekke &#x017F;chenkt ihnen vom feurig&#x017F;ten ein</l><lb/>
            <l>Und zierlich kredenzt &#x017F;ie ihn auch.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0187] Das luſtige Wirthshaus. Ballade, beim Weine zu ſingen. Nichts fuͤr ungut, lieber Leſer! Jugendblut hat Uebermuth. Die Burſchen. Man lebet doch wie im Schlaraffenland hier, Da ſchmauſet man fruͤhe wie ſpat; Schon dreht ſich der Boden vor Wonne mit mir, Kaum daß ich die Schwelle betrat! Der Becher, ihr Herrn, wird nur gratis gefuͤllt: Der Wirth iſt kein knauſiger Tropf, Er fuͤhrt den Hanswurſt nicht vergeblich im Schild, Man wirft euch das Geld an den Kopf. Der Alte, man ſagt's, ſoll ein Zauberer ſeyn, Er laͤchelt auch immer ſo ſchlau; — Und ſeht nur, was treten fuͤr Kerl da herein! Die Eule, der Storch und der Pfau! Seht nur, wie manierlich die Racker ſich drehn! Die Kratzfuͤß'! Ei Wetter, ſo ſchlag! Sie nehmen ſich Stuͤhle — das muß ich geſtehn, So was ſieht man nicht alle Tag. Mein Alter am Faͤßchen, er zapfet den Wein Und haͤlt ſich vor Lachen den Bauch; Rebekke ſchenkt ihnen vom feurigſten ein Und zierlich kredenzt ſie ihn auch.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/187
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/187>, abgerufen am 21.11.2024.