Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.die Straße jetzt nach einer kurzen Strecke ebenen "Mir kam," versetzte sie, "in diesen Tagen dein die Straße jetzt nach einer kurzen Strecke ebenen „Mir kam,“ verſetzte ſie, „in dieſen Tagen dein <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0019" n="7"/> die Straße jetzt nach einer kurzen Strecke ebenen<lb/> Wegs allmählig abwärts ſenkte, wo eine lachende<lb/> Gegend ſich bis an die entfernteren Berge verlor,<lb/> fing unſer Meiſter, nachdem er eine Zeitlang ſtill<lb/> geweſen, wieder an: „Die Erde iſt wahrhaftig ſchön,<lb/> und keinem zu verdenken, wenn er ſo lang wie mög¬<lb/> lich darauf bleiben will. Gott ſey's gedankt, ich<lb/> fühle mich ſo friſch und wohl wie je, und wäre bald<lb/> zu tauſend Dingen aufgelegt, die denn auch alle nach<lb/> einander an die Reihe kommen ſollen, wie nur mein<lb/> neues Werk vollendet und aufgeführt ſeyn wird. Wie<lb/> viel iſt draußen in der Welt, und wie viel daheim,<lb/> Merkwürdiges und Schönes, das ich noch gar nicht<lb/> kenne, an Wunderwerken der Natur, an Wiſſen¬<lb/> ſchaften, Künſten und nützlichen Gewerben! Der<lb/> ſchwarze Köhlerbube dort bei ſeinem Meiler weiß dir<lb/> von manchen Sachen auf ein Haar ſo viel Beſcheid<lb/> wie ich, da doch ein Sinn und ein Verlangen in<lb/> mir wäre, auch einen Blick in Dieß und Jen's<lb/> zu thun, das eben nicht zu meinem nächſten Kram<lb/> gehört.“</p><lb/> <p>„Mir kam,“ verſetzte ſie, „in dieſen Tagen dein<lb/> alter Sackkalender in die Hände von Anno fünfund¬<lb/> achtzig; da haſt du hinten angemerkt drei bis vier<lb/></p> </body> </text> </TEI> [7/0019]
die Straße jetzt nach einer kurzen Strecke ebenen
Wegs allmählig abwärts ſenkte, wo eine lachende
Gegend ſich bis an die entfernteren Berge verlor,
fing unſer Meiſter, nachdem er eine Zeitlang ſtill
geweſen, wieder an: „Die Erde iſt wahrhaftig ſchön,
und keinem zu verdenken, wenn er ſo lang wie mög¬
lich darauf bleiben will. Gott ſey's gedankt, ich
fühle mich ſo friſch und wohl wie je, und wäre bald
zu tauſend Dingen aufgelegt, die denn auch alle nach
einander an die Reihe kommen ſollen, wie nur mein
neues Werk vollendet und aufgeführt ſeyn wird. Wie
viel iſt draußen in der Welt, und wie viel daheim,
Merkwürdiges und Schönes, das ich noch gar nicht
kenne, an Wunderwerken der Natur, an Wiſſen¬
ſchaften, Künſten und nützlichen Gewerben! Der
ſchwarze Köhlerbube dort bei ſeinem Meiler weiß dir
von manchen Sachen auf ein Haar ſo viel Beſcheid
wie ich, da doch ein Sinn und ein Verlangen in
mir wäre, auch einen Blick in Dieß und Jen's
zu thun, das eben nicht zu meinem nächſten Kram
gehört.“
„Mir kam,“ verſetzte ſie, „in dieſen Tagen dein
alter Sackkalender in die Hände von Anno fünfund¬
achtzig; da haſt du hinten angemerkt drei bis vier
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