Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.bald einer ruhigeren Stimmung zusagend, waren be¬ bald einer ruhigeren Stimmung zuſagend, waren be¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0024" n="12"/> bald einer ruhigeren Stimmung zuſagend, waren be¬<lb/> ſtimmt, dem lang geſpannten Geiſt nach ungeheurem<lb/> Kraftaufwand die nöthige Raſt zu gewähren; auch<lb/> verfehlten ſie nicht, demſelben nebenher auf den ge¬<lb/> heimnißvollen Wegen, auf welchen das Genie ſein<lb/> Spiel bewußtlos treibt, die feinen flüchtigen Eindrücke<lb/> mitzutheilen, wodurch es ſich gelegentlich befruchtet.<lb/> Doch leider kam in ſolchen Stunden, weil es dann<lb/> immer galt, den glücklichen Moment bis auf die Neige<lb/> auszuſchöpfen, eine andere Rückſicht, es ſey nun der<lb/> Klugheit oder der Pflicht, der Selbſterhaltung wie<lb/> der Häuslichkeit, nicht in Betracht. Genießend oder<lb/> ſchaffend kannte Mozart gleich wenig Maß und Ziel.<lb/> Ein Theil der Nacht war ſtets der Compoſition ge¬<lb/> widmet. Morgens früh, oft lange noch im Bett,<lb/> ward ausgearbeitet. Dann machte er, von zehn<lb/> Uhr an, zu Fuß oder im Wagen abgeholt, die<lb/> Runde ſeiner Lectionen, die in der Regel noch einige<lb/> Nachmittagsſtunden wegnahmen. „Wir plagen uns<lb/> wohl auch rechtſchaffen,“ ſo ſchreibt er ſelber einmal<lb/> einem Gönner, „und es hält öfter ſchwer, nicht<lb/> die Geduld zu verlieren. Da halst man ſich als<lb/> wohl accreditirter Cembaliſt und Muſiklehrmeiſter ein<lb/> Dutzend Schüler auf, und immer wieder einen neuen,<lb/></p> </body> </text> </TEI> [12/0024]
bald einer ruhigeren Stimmung zuſagend, waren be¬
ſtimmt, dem lang geſpannten Geiſt nach ungeheurem
Kraftaufwand die nöthige Raſt zu gewähren; auch
verfehlten ſie nicht, demſelben nebenher auf den ge¬
heimnißvollen Wegen, auf welchen das Genie ſein
Spiel bewußtlos treibt, die feinen flüchtigen Eindrücke
mitzutheilen, wodurch es ſich gelegentlich befruchtet.
Doch leider kam in ſolchen Stunden, weil es dann
immer galt, den glücklichen Moment bis auf die Neige
auszuſchöpfen, eine andere Rückſicht, es ſey nun der
Klugheit oder der Pflicht, der Selbſterhaltung wie
der Häuslichkeit, nicht in Betracht. Genießend oder
ſchaffend kannte Mozart gleich wenig Maß und Ziel.
Ein Theil der Nacht war ſtets der Compoſition ge¬
widmet. Morgens früh, oft lange noch im Bett,
ward ausgearbeitet. Dann machte er, von zehn
Uhr an, zu Fuß oder im Wagen abgeholt, die
Runde ſeiner Lectionen, die in der Regel noch einige
Nachmittagsſtunden wegnahmen. „Wir plagen uns
wohl auch rechtſchaffen,“ ſo ſchreibt er ſelber einmal
einem Gönner, „und es hält öfter ſchwer, nicht
die Geduld zu verlieren. Da halst man ſich als
wohl accreditirter Cembaliſt und Muſiklehrmeiſter ein
Dutzend Schüler auf, und immer wieder einen neuen,
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