Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.fing an zu patschen da und dort, und zwar so stark wie möglich. Dies war ihm stets der unleidlichste Ton, den ich in seiner Gegenwart nie hören lassen durfte. Hm, dacht' ich, daß doch, was man selber thut, zumal die Männer, ganz etwas anderes ist! Uebrigens hatte ich so viele Fliegen gar nicht wahrgenommen. Sein seltsames Betragen verdroß mich wirklich sehr. Sechse auf einen Schlag! rief er, willst du sehen? Keine Antwort. Da legt er mir etwas aufs Nähkissen hin, daß ich es sehen mußte, ohne ein Auge von meiner Arbeit zu verwenden. Es war nichts Schlechteres als ein Häufchen Gold, so viel man Ducaten zwischen zwei Finger nimmt. Er setzte seine Possen hinter meinem Rücken fort. that hin und wieder einen Streich und sprach dabei für sich: Das fatale, unnütze, schamlose Gezücht! Zu was Zweck es nur eigentlich auf der Welt ist -- Patsch! -- offenbar bloß, daß man's todtschlage -- Pitsch! -- darauf verstehe ich mich einigermaßen, darf ich behaupten. -- Die Naturgeschichte belehrt uns über die erstaunliche Vermehrung dieser Geschöpfe -- Pitsch Patsch --: in meinem Hause wird immer sogleich damit aufgeräumt. Ah maledette! disperate! -- Hier wieder ein Stück zwanzig. Magst du sie? -- Er kam und that wie vorhin. Hatte ich bisher mit Mühe das Lachen unterdrückt, länger war es unmöglich, ich platzte heraus, er fiel mir um den Hals, und beide kicherten und lachten wir um die Wette. fing an zu patschen da und dort, und zwar so stark wie möglich. Dies war ihm stets der unleidlichste Ton, den ich in seiner Gegenwart nie hören lassen durfte. Hm, dacht' ich, daß doch, was man selber thut, zumal die Männer, ganz etwas anderes ist! Uebrigens hatte ich so viele Fliegen gar nicht wahrgenommen. Sein seltsames Betragen verdroß mich wirklich sehr. Sechse auf einen Schlag! rief er, willst du sehen? Keine Antwort. Da legt er mir etwas aufs Nähkissen hin, daß ich es sehen mußte, ohne ein Auge von meiner Arbeit zu verwenden. Es war nichts Schlechteres als ein Häufchen Gold, so viel man Ducaten zwischen zwei Finger nimmt. Er setzte seine Possen hinter meinem Rücken fort. that hin und wieder einen Streich und sprach dabei für sich: Das fatale, unnütze, schamlose Gezücht! Zu was Zweck es nur eigentlich auf der Welt ist — Patsch! — offenbar bloß, daß man's todtschlage — Pitsch! — darauf verstehe ich mich einigermaßen, darf ich behaupten. — Die Naturgeschichte belehrt uns über die erstaunliche Vermehrung dieser Geschöpfe — Pitsch Patsch —: in meinem Hause wird immer sogleich damit aufgeräumt. Ah maledette! disperate! — Hier wieder ein Stück zwanzig. Magst du sie? — Er kam und that wie vorhin. Hatte ich bisher mit Mühe das Lachen unterdrückt, länger war es unmöglich, ich platzte heraus, er fiel mir um den Hals, und beide kicherten und lachten wir um die Wette. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0083"/> fing an zu patschen da und dort, und zwar so stark wie möglich. Dies war ihm stets der unleidlichste Ton, den ich in seiner Gegenwart nie hören lassen durfte. Hm, dacht' ich, daß doch, was man selber thut, zumal die Männer, ganz etwas anderes ist! Uebrigens hatte ich so viele Fliegen gar nicht wahrgenommen. Sein seltsames Betragen verdroß mich wirklich sehr. Sechse auf einen Schlag! rief er, willst du sehen? Keine Antwort. Da legt er mir etwas aufs Nähkissen hin, daß ich es sehen mußte, ohne ein Auge von meiner Arbeit zu verwenden. Es war nichts Schlechteres als ein Häufchen Gold, so viel man Ducaten zwischen zwei Finger nimmt. Er setzte seine Possen hinter meinem Rücken fort. that hin und wieder einen Streich und sprach dabei für sich: Das fatale, unnütze, schamlose Gezücht! Zu was Zweck es nur eigentlich auf der Welt ist — Patsch! — offenbar bloß, daß man's todtschlage — Pitsch! — darauf verstehe ich mich einigermaßen, darf ich behaupten. — Die Naturgeschichte belehrt uns über die erstaunliche Vermehrung dieser Geschöpfe — Pitsch Patsch —: in meinem Hause wird immer sogleich damit aufgeräumt. Ah maledette! disperate! — Hier wieder ein Stück zwanzig. Magst du sie? — Er kam und that wie vorhin. Hatte ich bisher mit Mühe das Lachen unterdrückt, länger war es unmöglich, ich platzte heraus, er fiel mir um den Hals, und beide kicherten und lachten wir um die Wette.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0083]
fing an zu patschen da und dort, und zwar so stark wie möglich. Dies war ihm stets der unleidlichste Ton, den ich in seiner Gegenwart nie hören lassen durfte. Hm, dacht' ich, daß doch, was man selber thut, zumal die Männer, ganz etwas anderes ist! Uebrigens hatte ich so viele Fliegen gar nicht wahrgenommen. Sein seltsames Betragen verdroß mich wirklich sehr. Sechse auf einen Schlag! rief er, willst du sehen? Keine Antwort. Da legt er mir etwas aufs Nähkissen hin, daß ich es sehen mußte, ohne ein Auge von meiner Arbeit zu verwenden. Es war nichts Schlechteres als ein Häufchen Gold, so viel man Ducaten zwischen zwei Finger nimmt. Er setzte seine Possen hinter meinem Rücken fort. that hin und wieder einen Streich und sprach dabei für sich: Das fatale, unnütze, schamlose Gezücht! Zu was Zweck es nur eigentlich auf der Welt ist — Patsch! — offenbar bloß, daß man's todtschlage — Pitsch! — darauf verstehe ich mich einigermaßen, darf ich behaupten. — Die Naturgeschichte belehrt uns über die erstaunliche Vermehrung dieser Geschöpfe — Pitsch Patsch —: in meinem Hause wird immer sogleich damit aufgeräumt. Ah maledette! disperate! — Hier wieder ein Stück zwanzig. Magst du sie? — Er kam und that wie vorhin. Hatte ich bisher mit Mühe das Lachen unterdrückt, länger war es unmöglich, ich platzte heraus, er fiel mir um den Hals, und beide kicherten und lachten wir um die Wette.
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1910/83>, abgerufen am 16.02.2025. |