Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.menschenfreundliche Absicht erklären, und hier das Prachtgefäß stellt man auf einen Tisch als Opferbüchse auf, die beiden Rechen als Decoration rechts und links dahinter gekreuzt. Dies nun geschah zwar nicht, hingegen das Concert kam zu Stande; es warf ein Erkleckliches ab, verschiedene Beiträge folgten nach, daß das beglückte Paar noch Ueberschuß hatte, und auch die andern Hindernisse waren schnell beseitigt. Duscheks in Prag, unsere genauesten Freunde dort, bei denen wir logiren, vernahmen die Geschichte, und sie, eine gar gemüthliche herzige Frau, verlangte von dem Kram aus Kuriosität auch etwas zu haben; so legt' ich denn das Passendste für sie zurück und nahm es bei dieser Gelegenheit mit. Da wir inzwischen unverhofft eine neue liebe Kunstverwandte finden sollten, die nah daran ist, sich den eigenen Herd einzurichten und ein Stück gemeinen Hausrath, welches Mozart ausgewählt, gewißlich nicht verschmähen wird, will ich mein Mitbringen halbiren, und Sie haben die Wahl zwischen einem schön durchbrochenen Chocoladequirl und mehrgedachter Salzbüchse, an welcher sich der Künstler mit einer geschmackvollen Tulpe verunköstigt hat. Ich würde unbedingt zu diesem Stück rathen; das edle Salz, so viel ich weiß, ist ein Symbol der Häuslichkeit und Gastlichkeit, wozu wir alle guten Wünsche für Sie legen wollen. So weit Madame Mozart. Wie dankbar und menschenfreundliche Absicht erklären, und hier das Prachtgefäß stellt man auf einen Tisch als Opferbüchse auf, die beiden Rechen als Decoration rechts und links dahinter gekreuzt. Dies nun geschah zwar nicht, hingegen das Concert kam zu Stande; es warf ein Erkleckliches ab, verschiedene Beiträge folgten nach, daß das beglückte Paar noch Ueberschuß hatte, und auch die andern Hindernisse waren schnell beseitigt. Duscheks in Prag, unsere genauesten Freunde dort, bei denen wir logiren, vernahmen die Geschichte, und sie, eine gar gemüthliche herzige Frau, verlangte von dem Kram aus Kuriosität auch etwas zu haben; so legt' ich denn das Passendste für sie zurück und nahm es bei dieser Gelegenheit mit. Da wir inzwischen unverhofft eine neue liebe Kunstverwandte finden sollten, die nah daran ist, sich den eigenen Herd einzurichten und ein Stück gemeinen Hausrath, welches Mozart ausgewählt, gewißlich nicht verschmähen wird, will ich mein Mitbringen halbiren, und Sie haben die Wahl zwischen einem schön durchbrochenen Chocoladequirl und mehrgedachter Salzbüchse, an welcher sich der Künstler mit einer geschmackvollen Tulpe verunköstigt hat. Ich würde unbedingt zu diesem Stück rathen; das edle Salz, so viel ich weiß, ist ein Symbol der Häuslichkeit und Gastlichkeit, wozu wir alle guten Wünsche für Sie legen wollen. So weit Madame Mozart. Wie dankbar und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0087"/> menschenfreundliche Absicht erklären, und hier das Prachtgefäß stellt man auf einen Tisch als Opferbüchse auf, die beiden Rechen als Decoration rechts und links dahinter gekreuzt.</p><lb/> <p>Dies nun geschah zwar nicht, hingegen das Concert kam zu Stande; es warf ein Erkleckliches ab, verschiedene Beiträge folgten nach, daß das beglückte Paar noch Ueberschuß hatte, und auch die andern Hindernisse waren schnell beseitigt. Duscheks in Prag, unsere genauesten Freunde dort, bei denen wir logiren, vernahmen die Geschichte, und sie, eine gar gemüthliche herzige Frau, verlangte von dem Kram aus Kuriosität auch etwas zu haben; so legt' ich denn das Passendste für sie zurück und nahm es bei dieser Gelegenheit mit. Da wir inzwischen unverhofft eine neue liebe Kunstverwandte finden sollten, die nah daran ist, sich den eigenen Herd einzurichten und ein Stück gemeinen Hausrath, welches Mozart ausgewählt, gewißlich nicht verschmähen wird, will ich mein Mitbringen halbiren, und Sie haben die Wahl zwischen einem schön durchbrochenen Chocoladequirl und mehrgedachter Salzbüchse, an welcher sich der Künstler mit einer geschmackvollen Tulpe verunköstigt hat. Ich würde unbedingt zu diesem Stück rathen; das edle Salz, so viel ich weiß, ist ein Symbol der Häuslichkeit und Gastlichkeit, wozu wir alle guten Wünsche für Sie legen wollen.</p><lb/> <p>So weit Madame Mozart. Wie dankbar und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0087]
menschenfreundliche Absicht erklären, und hier das Prachtgefäß stellt man auf einen Tisch als Opferbüchse auf, die beiden Rechen als Decoration rechts und links dahinter gekreuzt.
Dies nun geschah zwar nicht, hingegen das Concert kam zu Stande; es warf ein Erkleckliches ab, verschiedene Beiträge folgten nach, daß das beglückte Paar noch Ueberschuß hatte, und auch die andern Hindernisse waren schnell beseitigt. Duscheks in Prag, unsere genauesten Freunde dort, bei denen wir logiren, vernahmen die Geschichte, und sie, eine gar gemüthliche herzige Frau, verlangte von dem Kram aus Kuriosität auch etwas zu haben; so legt' ich denn das Passendste für sie zurück und nahm es bei dieser Gelegenheit mit. Da wir inzwischen unverhofft eine neue liebe Kunstverwandte finden sollten, die nah daran ist, sich den eigenen Herd einzurichten und ein Stück gemeinen Hausrath, welches Mozart ausgewählt, gewißlich nicht verschmähen wird, will ich mein Mitbringen halbiren, und Sie haben die Wahl zwischen einem schön durchbrochenen Chocoladequirl und mehrgedachter Salzbüchse, an welcher sich der Künstler mit einer geschmackvollen Tulpe verunköstigt hat. Ich würde unbedingt zu diesem Stück rathen; das edle Salz, so viel ich weiß, ist ein Symbol der Häuslichkeit und Gastlichkeit, wozu wir alle guten Wünsche für Sie legen wollen.
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1910/87>, abgerufen am 16.02.2025. |