Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.
fallenen Zähnen füglich sagen, es seyen lauter elidirte Erre. Durch dergleichen Elisionen gewinnt aber eine Sprache unendlich an süßem italienischem Charakter. Aber, mein Gott, dieses Hemd ist gar zu schmutzig -- Nun! Buchdrucker (stellt sich dicht neben ihn). Wo willst du denn hingehen, so lang der Herr mich abfertigt, mich honorirt? Wispel. -- und meine Kamaschen ebenfalls etwas abgetragen. Wie? Ich bleibe, ich bleibe, Bester. Buchdrucker. Vielleicht machst du in dieser Zeit einen Gang um die Stadt, Bruder? Geh, führ' dich ab! Wispel. Freilich, wir sollten ihn eher an einem dritten Ort empfangen, du hast Recht. Es is doch gar zu unreinlich in unserm Zimmerchen, in unserm klei- nen Apartementchen. Eine unsäuberliche Mansarde präsentirt sich nicht gut, -- malpropre. Buchdrucker (für sich). Er muß fort -- er muß fort. Wie er sich puzt! Ich würde wie ein Schwein aussehen neben ihm; neben seiner geläufigen Zunge müßte ich wie ein einfältiger unwissender Weinzapf da stehn. Ich kann es nicht ertragen, daß er zusehen soll, wie ich meinen Profit einstreiche, er würde gleich auch seine
fallenen Zähnen füglich ſagen, es ſeyen lauter elidirte Erre. Durch dergleichen Eliſionen gewinnt aber eine Sprache unendlich an ſüßem italieniſchem Charakter. Aber, mein Gott, dieſes Hemd iſt gar zu ſchmutzig — Nun! Buchdrucker (ſtellt ſich dicht neben ihn). Wo willſt du denn hingehen, ſo lang der Herr mich abfertigt, mich honorirt? Wispel. — und meine Kamaſchen ebenfalls etwas abgetragen. Wie? Ich bleibe, ich bleibe, Beſter. Buchdrucker. Vielleicht machſt du in dieſer Zeit einen Gang um die Stadt, Bruder? Geh, führ’ dich ab! Wispel. Freilich, wir ſollten ihn eher an einem dritten Ort empfangen, du haſt Recht. Es is doch gar zu unreinlich in unſerm Zimmerchen, in unſerm klei- nen Apartementchen. Eine unſäuberliche Manſarde präſentirt ſich nicht gut, — malpropre. Buchdrucker (für ſich). Er muß fort — er muß fort. Wie er ſich puzt! Ich würde wie ein Schwein ausſehen neben ihm; neben ſeiner geläufigen Zunge müßte ich wie ein einfältiger unwiſſender Weinzapf da ſtehn. Ich kann es nicht ertragen, daß er zuſehen ſoll, wie ich meinen Profit einſtreiche, er würde gleich auch ſeine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#wisp"> <p><pb facs="#f0189" n="181"/> fallenen Zähnen füglich ſagen, es ſeyen lauter elidirte<lb/> Erre. Durch dergleichen Eliſionen gewinnt aber eine<lb/> Sprache unendlich an ſüßem italieniſchem Charakter.<lb/> Aber, mein Gott, dieſes Hemd iſt gar zu ſchmutzig —<lb/> Nun!</p> </sp><lb/> <sp who="#buch"> <speaker> <hi rendition="#g">Buchdrucker</hi> </speaker> <stage>(ſtellt ſich dicht neben ihn).</stage><lb/> <p>Wo willſt du denn hingehen, ſo lang der Herr<lb/> mich abfertigt, mich honorirt?</p> </sp><lb/> <sp who="#wisp"> <speaker><hi rendition="#g">Wispel</hi>.</speaker><lb/> <p>— und meine Kamaſchen ebenfalls etwas abgetragen.<lb/> Wie? Ich bleibe, ich bleibe, Beſter.</p> </sp><lb/> <sp who="#buch"> <speaker><hi rendition="#g">Buchdrucker</hi>.</speaker><lb/> <p>Vielleicht machſt du in dieſer Zeit einen Gang um<lb/> die Stadt, Bruder? Geh, führ’ dich ab!</p> </sp><lb/> <sp who="#wisp"> <speaker><hi rendition="#g">Wispel</hi>.</speaker><lb/> <p>Freilich, wir ſollten ihn eher an einem dritten<lb/> Ort empfangen, du haſt Recht. Es is doch gar<lb/> zu unreinlich in unſerm Zimmerchen, in unſerm klei-<lb/> nen Apartementchen. Eine unſäuberliche Manſarde<lb/> präſentirt ſich nicht gut, — <hi rendition="#aq">malpropre.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#buch"> <speaker> <hi rendition="#g">Buchdrucker</hi> </speaker> <stage>(für ſich).</stage><lb/> <p>Er muß fort — er muß fort. Wie er ſich<lb/> puzt! Ich würde wie ein Schwein ausſehen neben<lb/> ihm; neben ſeiner geläufigen Zunge müßte ich wie<lb/> ein einfältiger unwiſſender Weinzapf da ſtehn. Ich<lb/> kann es nicht ertragen, daß er zuſehen ſoll, wie ich<lb/> meinen Profit einſtreiche, er würde gleich auch ſeine<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0189]
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Erre. Durch dergleichen Eliſionen gewinnt aber eine
Sprache unendlich an ſüßem italieniſchem Charakter.
Aber, mein Gott, dieſes Hemd iſt gar zu ſchmutzig —
Nun!
Buchdrucker (ſtellt ſich dicht neben ihn).
Wo willſt du denn hingehen, ſo lang der Herr
mich abfertigt, mich honorirt?
Wispel.
— und meine Kamaſchen ebenfalls etwas abgetragen.
Wie? Ich bleibe, ich bleibe, Beſter.
Buchdrucker.
Vielleicht machſt du in dieſer Zeit einen Gang um
die Stadt, Bruder? Geh, führ’ dich ab!
Wispel.
Freilich, wir ſollten ihn eher an einem dritten
Ort empfangen, du haſt Recht. Es is doch gar
zu unreinlich in unſerm Zimmerchen, in unſerm klei-
nen Apartementchen. Eine unſäuberliche Manſarde
präſentirt ſich nicht gut, — malpropre.
Buchdrucker (für ſich).
Er muß fort — er muß fort. Wie er ſich
puzt! Ich würde wie ein Schwein ausſehen neben
ihm; neben ſeiner geläufigen Zunge müßte ich wie
ein einfältiger unwiſſender Weinzapf da ſtehn. Ich
kann es nicht ertragen, daß er zuſehen ſoll, wie ich
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