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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.

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ehrenvolle Anerkennung fühlen müßte, die er noch
jezt erfuhr.

Nun aber drang es Theobalden mächtig, am
Busen der Geliebten auszuruhen. Er steckte ein Nacht-
licht an, welches für die Leichenwache bereit lag, er sagte
unwillkürlich seinem Freund halblaut eine gute Nacht,
und war schon auf der Schwelle, als Lörmer, der
Büchsenmacher, ihm den Weg vertrat. Der Mensch
bot einen Anblick dar, der Ekel, Grauen und Mit-
leid zugleich erwecken mußte. Von Wein furchtbar
erhizt, mit stieren Augen, einen gräßlichen Zug von
Lächeln um den herabhängenden Mund, so war er
im Begriff, das Heiligthum des Todes zu betreten.
Nolten, ganz außer sich vor Schmerz und Zorn,
stößt ihn zurück und reißt den Schlüssel aus der Thür,
Lörmer wird wüthend, der Maler braucht Gewalt
und kann nicht verhüten, daß das Scheusal vor ihm
niederstürzt und [mi]t dem Kopf am Boden aufschlägt.
"Ich bitte Sie," lallt er, indem er sich vergebens
aufzurichten sucht, und nicht bemerkt, daß Nolten
schon verschwunden ist, um die Hausleute von dem
Skandal zu benachrichtigen, "um Gottes Barmherzig-
keit willen! lassen Sie mich hinein! mich! ich bin
noch allein der Mann, ihm zu helfen -- Sie müssen
wissen, Herr, er pflegte gelegentlich auf den Lörmer
was zu halten, Herr -- Sehn Sie, diese Uhr hab'
ich von ihm, -- aber sie ist stehn geblieben -- Wir
standen Du und Du, mein guter Herr, ich und der

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ehrenvolle Anerkennung fühlen müßte, die er noch
jezt erfuhr.

Nun aber drang es Theobalden mächtig, am
Buſen der Geliebten auszuruhen. Er ſteckte ein Nacht-
licht an, welches für die Leichenwache bereit lag, er ſagte
unwillkürlich ſeinem Freund halblaut eine gute Nacht,
und war ſchon auf der Schwelle, als Lörmer, der
Büchſenmacher, ihm den Weg vertrat. Der Menſch
bot einen Anblick dar, der Ekel, Grauen und Mit-
leid zugleich erwecken mußte. Von Wein furchtbar
erhizt, mit ſtieren Augen, einen gräßlichen Zug von
Lächeln um den herabhängenden Mund, ſo war er
im Begriff, das Heiligthum des Todes zu betreten.
Nolten, ganz außer ſich vor Schmerz und Zorn,
ſtößt ihn zurück und reißt den Schlüſſel aus der Thür,
Lörmer wird wüthend, der Maler braucht Gewalt
und kann nicht verhüten, daß das Scheuſal vor ihm
niederſtürzt und [mi]t dem Kopf am Boden aufſchlägt.
„Ich bitte Sie,“ lallt er, indem er ſich vergebens
aufzurichten ſucht, und nicht bemerkt, daß Nolten
ſchon verſchwunden iſt, um die Hausleute von dem
Skandal zu benachrichtigen, „um Gottes Barmherzig-
keit willen! laſſen Sie mich hinein! mich! ich bin
noch allein der Mann, ihm zu helfen — Sie müſſen
wiſſen, Herr, er pflegte gelegentlich auf den Lörmer
was zu halten, Herr — Sehn Sie, dieſe Uhr hab’
ich von ihm, — aber ſie iſt ſtehn geblieben — Wir
ſtanden Du und Du, mein guter Herr, ich und der

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[513/0199] ehrenvolle Anerkennung fühlen müßte, die er noch jezt erfuhr. Nun aber drang es Theobalden mächtig, am Buſen der Geliebten auszuruhen. Er ſteckte ein Nacht- licht an, welches für die Leichenwache bereit lag, er ſagte unwillkürlich ſeinem Freund halblaut eine gute Nacht, und war ſchon auf der Schwelle, als Lörmer, der Büchſenmacher, ihm den Weg vertrat. Der Menſch bot einen Anblick dar, der Ekel, Grauen und Mit- leid zugleich erwecken mußte. Von Wein furchtbar erhizt, mit ſtieren Augen, einen gräßlichen Zug von Lächeln um den herabhängenden Mund, ſo war er im Begriff, das Heiligthum des Todes zu betreten. Nolten, ganz außer ſich vor Schmerz und Zorn, ſtößt ihn zurück und reißt den Schlüſſel aus der Thür, Lörmer wird wüthend, der Maler braucht Gewalt und kann nicht verhüten, daß das Scheuſal vor ihm niederſtürzt und mit dem Kopf am Boden aufſchlägt. „Ich bitte Sie,“ lallt er, indem er ſich vergebens aufzurichten ſucht, und nicht bemerkt, daß Nolten ſchon verſchwunden iſt, um die Hausleute von dem Skandal zu benachrichtigen, „um Gottes Barmherzig- keit willen! laſſen Sie mich hinein! mich! ich bin noch allein der Mann, ihm zu helfen — Sie müſſen wiſſen, Herr, er pflegte gelegentlich auf den Lörmer was zu halten, Herr — Sehn Sie, dieſe Uhr hab’ ich von ihm, — aber ſie iſt ſtehn geblieben — Wir ſtanden Du und Du, mein guter Herr, ich und der 33

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/199>, abgerufen am 22.11.2024.