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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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und Fallen der Hanseatischen Handlung
ge gieng aus der Natur des veränderten Handels hervor:
und obgleich noch im Jahr 1603. die Hansischen Kaufleute
dem Rusischen Kaiser Foederowitz, einen Adler, Strauß,
Peliean, Greif, Bären, Einhorn, Pferd, Hirsch und Rhino-
ceros; so wie dessen Prinzen einen Adler, eine Fortuna, eine
Venus, einen Paulus und ein Pferd alles von vergoldetem
Silber überschickten: so mogten sie doch damit die alte Zoll-
freyheit nicht wieder erlangen; mithin andern Nationen den
Vorzug abgewinnen. Hiezu kam nun noch das veränderte
Cameralinteresse der allerseitigen Könige. Diese, welche ihre Un-
terthanen nicht mit neuen Zöllen und Auflagen beschweren konn-
ten, waren froh, einen silbernen Adler oder eine silberne
Venus von den Fremden zu erhaschen. Wie aber vor und
nach die Staatsbedürfnisse allerhand neue Auflagen und Zölle
erforderten; und die Untherthanen sich solchen unterwarfen;
hatten sie kein Interesse mehr gleich den heutigen Afrikani-
schen und Asiatischen Mächten, den Handel in ihren Landen
für ein Geschenk Fremden zu verpachten; der Nutze des Lan-
desherrn verband sich mit der Wohlfahrt der eignen Unter-
thanen.

Um eine kleine Sache mit großen zu vergleichen: so
hatten die Hansischen Städte den Plan der Packen- oder
Bundträger, welche in mehrern Städten das Bürgerrecht
nehmen, und dadurch bürgerliche Freyheiten erhalten;

und die Packenträger erleben das Schicksal der Hanseestädte,
da ihnen das Einbringen fremder Waaren aus ihrer Hey-
math gestattet, und der Markt mit solcher Waare, die nicht
in ihrer Heynath fällt, verboten, und blos Einheimischen
erlaubet wird. Die deutschen Landesherrn fangen an ihr
wahres Interesse auf die Wohlfahrt einheimischer Untertha-
nen zu gründen, nachdem sich diese oder die Landstände zu
solchen Abgaben bequemet haben, wogegen ein silberner Rhi-

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und Fallen der Hanſeatiſchen Handlung
ge gieng aus der Natur des veraͤnderten Handels hervor:
und obgleich noch im Jahr 1603. die Hanſiſchen Kaufleute
dem Ruſiſchen Kaiſer Foederowitz, einen Adler, Strauß,
Peliean, Greif, Baͤren, Einhorn, Pferd, Hirſch und Rhino-
ceros; ſo wie deſſen Prinzen einen Adler, eine Fortuna, eine
Venus, einen Paulus und ein Pferd alles von vergoldetem
Silber uͤberſchickten: ſo mogten ſie doch damit die alte Zoll-
freyheit nicht wieder erlangen; mithin andern Nationen den
Vorzug abgewinnen. Hiezu kam nun noch das veraͤnderte
Cameralintereſſe der allerſeitigen Koͤnige. Dieſe, welche ihre Un-
terthanen nicht mit neuen Zoͤllen und Auflagen beſchweren konn-
ten, waren froh, einen ſilbernen Adler oder eine ſilberne
Venus von den Fremden zu erhaſchen. Wie aber vor und
nach die Staatsbeduͤrfniſſe allerhand neue Auflagen und Zoͤlle
erforderten; und die Untherthanen ſich ſolchen unterwarfen;
hatten ſie kein Intereſſe mehr gleich den heutigen Afrikani-
ſchen und Aſiatiſchen Maͤchten, den Handel in ihren Landen
fuͤr ein Geſchenk Fremden zu verpachten; der Nutze des Lan-
desherrn verband ſich mit der Wohlfahrt der eignen Unter-
thanen.

Um eine kleine Sache mit großen zu vergleichen: ſo
hatten die Hanſiſchen Staͤdte den Plan der Packen- oder
Bundtraͤger, welche in mehrern Städten das Bürgerrecht
nehmen, und dadurch bürgerliche Freyheiten erhalten;

und die Packentraͤger erleben das Schickſal der Hanſeeſtaͤdte,
da ihnen das Einbringen fremder Waaren aus ihrer Hey-
math geſtattet, und der Markt mit ſolcher Waare, die nicht
in ihrer Heynath faͤllt, verboten, und blos Einheimiſchen
erlaubet wird. Die deutſchen Landesherrn fangen an ihr
wahres Intereſſe auf die Wohlfahrt einheimiſcher Untertha-
nen zu gruͤnden, nachdem ſich dieſe oder die Landſtaͤnde zu
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[277/0295] und Fallen der Hanſeatiſchen Handlung ge gieng aus der Natur des veraͤnderten Handels hervor: und obgleich noch im Jahr 1603. die Hanſiſchen Kaufleute dem Ruſiſchen Kaiſer Foederowitz, einen Adler, Strauß, Peliean, Greif, Baͤren, Einhorn, Pferd, Hirſch und Rhino- ceros; ſo wie deſſen Prinzen einen Adler, eine Fortuna, eine Venus, einen Paulus und ein Pferd alles von vergoldetem Silber uͤberſchickten: ſo mogten ſie doch damit die alte Zoll- freyheit nicht wieder erlangen; mithin andern Nationen den Vorzug abgewinnen. Hiezu kam nun noch das veraͤnderte Cameralintereſſe der allerſeitigen Koͤnige. Dieſe, welche ihre Un- terthanen nicht mit neuen Zoͤllen und Auflagen beſchweren konn- ten, waren froh, einen ſilbernen Adler oder eine ſilberne Venus von den Fremden zu erhaſchen. Wie aber vor und nach die Staatsbeduͤrfniſſe allerhand neue Auflagen und Zoͤlle erforderten; und die Untherthanen ſich ſolchen unterwarfen; hatten ſie kein Intereſſe mehr gleich den heutigen Afrikani- ſchen und Aſiatiſchen Maͤchten, den Handel in ihren Landen fuͤr ein Geſchenk Fremden zu verpachten; der Nutze des Lan- desherrn verband ſich mit der Wohlfahrt der eignen Unter- thanen. Um eine kleine Sache mit großen zu vergleichen: ſo hatten die Hanſiſchen Staͤdte den Plan der Packen- oder Bundtraͤger, welche in mehrern Städten das Bürgerrecht nehmen, und dadurch bürgerliche Freyheiten erhalten; und die Packentraͤger erleben das Schickſal der Hanſeeſtaͤdte, da ihnen das Einbringen fremder Waaren aus ihrer Hey- math geſtattet, und der Markt mit ſolcher Waare, die nicht in ihrer Heynath faͤllt, verboten, und blos Einheimiſchen erlaubet wird. Die deutſchen Landesherrn fangen an ihr wahres Intereſſe auf die Wohlfahrt einheimiſcher Untertha- nen zu gruͤnden, nachdem ſich dieſe oder die Landſtaͤnde zu ſolchen Abgaben bequemet haben, wogegen ein ſilberner Rhi- no- S 3

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/295>, abgerufen am 22.11.2024.