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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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Gedanken über den Verfall
Sachsen nach Rußland; und der Franzose brachte die Feder-
muffen wieder in Mode, nachdem er das Rauchwerk aus
Canada verlohren hatte. Einer fleißigen Hand ist nichts
unmöglich.

Ueberhaupt aber ist der Deutsche Handel nicht allein
in dem äussersten Verfall, sondern wir stehen auch in Ge-
fahr, unser Brod mit der Zeit wohlfeiler aus America zu
erhalten, als es bey uns gebacken wird. England, das
von uns nichts zurück nimmt, und Gottes Wort für Con-
trebande erkläret, wenn es auswärts gebunden ist, wird
unsere offene Häfen mit aller Leibes Nothdurft und Nahrung
versorgen; und die Seestädter, welche entweder bey der
wenigen Ausfuhr aus Deutschland die Hände in den Schooß
legen, oder alle fremde Handlung begünstigen müssen, werden
uns noch mehr Butter, Talg, Wachs, Honig, Hanf und
Korn zuführen, uns mit Burton- oder Dorchester-Bier
tränken, und, wenn es ihnen an bessern Frachten fehlet,
aus Noth mit Eis aus Grönland handeln. Nach England
darf ohne besondere Erlaubniß des Königs keine irländische
Butter kommen. Allein, in Deutschland findet sie überall
ihren Markt, und was noch schlimmer ist, Käufer, welche
sie aus Mangel einheimischer nehmen müssen. Woher rühret
denn dieses? Und warum befinden wir uns in dieser Be-
dürfnisse? Das einzige, was wir jetzt noch ausführen, oder
den Namen einer Ausfuhre verdienet, ist Linnen. Auf
selbigem liegen in England vierzig vom Hundert, wovon
auf dasjenige, was nach America 35, und auf dasjenige,
was über Lissabon und Cadix nach Indien gehet, fast alles
zurück gegeben wird.

Gesetzt nun, es käme dahin, wie es bey der vorigen
Parlementssitzung beynahe gekommen wäre, wenn sich nicht

eini-

Gedanken uͤber den Verfall
Sachſen nach Rußland; und der Franzoſe brachte die Feder-
muffen wieder in Mode, nachdem er das Rauchwerk aus
Canada verlohren hatte. Einer fleißigen Hand iſt nichts
unmoͤglich.

Ueberhaupt aber iſt der Deutſche Handel nicht allein
in dem aͤuſſerſten Verfall, ſondern wir ſtehen auch in Ge-
fahr, unſer Brod mit der Zeit wohlfeiler aus America zu
erhalten, als es bey uns gebacken wird. England, das
von uns nichts zuruͤck nimmt, und Gottes Wort fuͤr Con-
trebande erklaͤret, wenn es auswaͤrts gebunden iſt, wird
unſere offene Haͤfen mit aller Leibes Nothdurft und Nahrung
verſorgen; und die Seeſtaͤdter, welche entweder bey der
wenigen Ausfuhr aus Deutſchland die Haͤnde in den Schooß
legen, oder alle fremde Handlung beguͤnſtigen muͤſſen, werden
uns noch mehr Butter, Talg, Wachs, Honig, Hanf und
Korn zufuͤhren, uns mit Burton- oder Dorcheſter-Bier
traͤnken, und, wenn es ihnen an beſſern Frachten fehlet,
aus Noth mit Eis aus Groͤnland handeln. Nach England
darf ohne beſondere Erlaubniß des Koͤnigs keine irlaͤndiſche
Butter kommen. Allein, in Deutſchland findet ſie uͤberall
ihren Markt, und was noch ſchlimmer iſt, Kaͤufer, welche
ſie aus Mangel einheimiſcher nehmen muͤſſen. Woher ruͤhret
denn dieſes? Und warum befinden wir uns in dieſer Be-
duͤrfniſſe? Das einzige, was wir jetzt noch ausfuͤhren, oder
den Namen einer Ausfuhre verdienet, iſt Linnen. Auf
ſelbigem liegen in England vierzig vom Hundert, wovon
auf dasjenige, was nach America 35, und auf dasjenige,
was uͤber Liſſabon und Cadix nach Indien gehet, faſt alles
zuruͤck gegeben wird.

Geſetzt nun, es kaͤme dahin, wie es bey der vorigen
Parlementsſitzung beynahe gekommen waͤre, wenn ſich nicht

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[16/0034] Gedanken uͤber den Verfall Sachſen nach Rußland; und der Franzoſe brachte die Feder- muffen wieder in Mode, nachdem er das Rauchwerk aus Canada verlohren hatte. Einer fleißigen Hand iſt nichts unmoͤglich. Ueberhaupt aber iſt der Deutſche Handel nicht allein in dem aͤuſſerſten Verfall, ſondern wir ſtehen auch in Ge- fahr, unſer Brod mit der Zeit wohlfeiler aus America zu erhalten, als es bey uns gebacken wird. England, das von uns nichts zuruͤck nimmt, und Gottes Wort fuͤr Con- trebande erklaͤret, wenn es auswaͤrts gebunden iſt, wird unſere offene Haͤfen mit aller Leibes Nothdurft und Nahrung verſorgen; und die Seeſtaͤdter, welche entweder bey der wenigen Ausfuhr aus Deutſchland die Haͤnde in den Schooß legen, oder alle fremde Handlung beguͤnſtigen muͤſſen, werden uns noch mehr Butter, Talg, Wachs, Honig, Hanf und Korn zufuͤhren, uns mit Burton- oder Dorcheſter-Bier traͤnken, und, wenn es ihnen an beſſern Frachten fehlet, aus Noth mit Eis aus Groͤnland handeln. Nach England darf ohne beſondere Erlaubniß des Koͤnigs keine irlaͤndiſche Butter kommen. Allein, in Deutſchland findet ſie uͤberall ihren Markt, und was noch ſchlimmer iſt, Kaͤufer, welche ſie aus Mangel einheimiſcher nehmen muͤſſen. Woher ruͤhret denn dieſes? Und warum befinden wir uns in dieſer Be- duͤrfniſſe? Das einzige, was wir jetzt noch ausfuͤhren, oder den Namen einer Ausfuhre verdienet, iſt Linnen. Auf ſelbigem liegen in England vierzig vom Hundert, wovon auf dasjenige, was nach America 35, und auf dasjenige, was uͤber Liſſabon und Cadix nach Indien gehet, faſt alles zuruͤck gegeben wird. Geſetzt nun, es kaͤme dahin, wie es bey der vorigen Parlementsſitzung beynahe gekommen waͤre, wenn ſich nicht eini-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/34>, abgerufen am 21.11.2024.