Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.der Handlung in den Landstädten. setzet haben, alles für eigene Rechnung zu thun, und in Er-mangelung deutscher Waaren, uns so viel mehr fremde zu- zuführen. Es liegt an uns, daß wir nicht unsern Vortheil mit dem ihrigen wieder vereinigen, und Leute aus ihnen auf- muntern, welche zum Vortheile Deutschlandes reisen; neue Oefnungen für den Handel suchen; neue Quellen entdecken; die Bedürfnisse eines jeden Landes ausfinden; den Mitteln, wodurch es jetzt von andern Nationen ausgeholfen wird, nach- spüren; die Möglichkeit, ihm besser und wohlfeiler zu dienen, überlegen, und uns denn die Vorschriften geben, wornach wir in den Landstädten arbeiten müssen, um ihre Erfahrungen zu nutzen. Dieses ist wenigstens, da wir selbst dergleichen Reisen nicht unternehmen, und nur mit fremden Augen sehen wollen, das erträglichste, und vielleicht brächten alle unsere Landstädte mehr als dreyhundert Fragen zusammen, welche solchen Reisenden mitgegeben werden könnten. Es gehet kein Jahr vorbey, daß nicht wenigstens zehn Sie B 2
der Handlung in den Landſtaͤdten. ſetzet haben, alles fuͤr eigene Rechnung zu thun, und in Er-mangelung deutſcher Waaren, uns ſo viel mehr fremde zu- zufuͤhren. Es liegt an uns, daß wir nicht unſern Vortheil mit dem ihrigen wieder vereinigen, und Leute aus ihnen auf- muntern, welche zum Vortheile Deutſchlandes reiſen; neue Oefnungen fuͤr den Handel ſuchen; neue Quellen entdecken; die Beduͤrfniſſe eines jeden Landes ausfinden; den Mitteln, wodurch es jetzt von andern Nationen ausgeholfen wird, nach- ſpuͤren; die Moͤglichkeit, ihm beſſer und wohlfeiler zu dienen, uͤberlegen, und uns denn die Vorſchriften geben, wornach wir in den Landſtaͤdten arbeiten muͤſſen, um ihre Erfahrungen zu nutzen. Dieſes iſt wenigſtens, da wir ſelbſt dergleichen Reiſen nicht unternehmen, und nur mit fremden Augen ſehen wollen, das ertraͤglichſte, und vielleicht braͤchten alle unſere Landſtaͤdte mehr als dreyhundert Fragen zuſammen, welche ſolchen Reiſenden mitgegeben werden koͤnnten. Es gehet kein Jahr vorbey, daß nicht wenigſtens zehn Sie B 2
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der Handlung in den Landſtaͤdten.
ſetzet haben, alles fuͤr eigene Rechnung zu thun, und in Er-
mangelung deutſcher Waaren, uns ſo viel mehr fremde zu-
zufuͤhren. Es liegt an uns, daß wir nicht unſern Vortheil
mit dem ihrigen wieder vereinigen, und Leute aus ihnen auf-
muntern, welche zum Vortheile Deutſchlandes reiſen; neue
Oefnungen fuͤr den Handel ſuchen; neue Quellen entdecken;
die Beduͤrfniſſe eines jeden Landes ausfinden; den Mitteln,
wodurch es jetzt von andern Nationen ausgeholfen wird, nach-
ſpuͤren; die Moͤglichkeit, ihm beſſer und wohlfeiler zu dienen,
uͤberlegen, und uns denn die Vorſchriften geben, wornach
wir in den Landſtaͤdten arbeiten muͤſſen, um ihre Erfahrungen
zu nutzen. Dieſes iſt wenigſtens, da wir ſelbſt dergleichen
Reiſen nicht unternehmen, und nur mit fremden Augen ſehen
wollen, das ertraͤglichſte, und vielleicht braͤchten alle unſere
Landſtaͤdte mehr als dreyhundert Fragen zuſammen, welche
ſolchen Reiſenden mitgegeben werden koͤnnten.
Es gehet kein Jahr vorbey, daß nicht wenigſtens zehn
Englaͤnder der Handlung wegen Deutſchland bereiſen, und
ſich Kunden erwerben; zwar ſind es mehrentheils Londoner,
welche blos Beſtellungen ſuchen, und eben ſo viel nicht ſcha-
den, weil Leute von Einſicht, welche ihre Waaren aus den
innern Haͤfen und aus den Landſtaͤdten Großbrittanniens ſelbſt
ziehen, ihnen eben das, was ſie anzubieten haben, wohlfei-
ler in Deutſchland geben koͤnnen, als es ein Londoner, der
ſeine Gebuͤhren auf der Waare und der Zahlung ſuchet, ver-
ſchaffen kann. Wie mancher Landſtaͤdter glaubet aber nicht
alles gefangen zu haben, wenn er ſeine Waaren nur aus der
beſchwerten Themſe erhaͤlt? Und wie ſehr beweiſen dieſe Rei-
ſen die Aufmerkſamkeit des Britten? Es war eine Zeit, wo
ganz Niederdeutſchland mit den ſogenannten engliſchen Adven-
tuͤrers (mercatoribus adventuratoribus) uͤberſchwemmet war.
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