Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.der Armen-Anstalten. nicht auch mit den Almosen geschehen können? Wir legenSchatzungen an, um Pulver zu kaufen, und die besten Städte damit in den Grund zu schießen. Solte man denn nicht auch so etwas thun können, um andre wiederum glücklich zu machen? Sind die Armen nicht ein eben so wichtiger Gegen- stand der öffentlichen Vorsorge als andre Dinge? Und würde sich nicht jeder Hauswirth, jährlich gern zu einem gewissen Almosen Beytrag selbst subscribiren, wenn er dagegen von allen andern Ueberlauf enthoben seyn könnte? Würden diese Gelder nicht besser angewandt werden, als diejenigen, die wir ohne genugsame Prüfung vor den Thüren oft an un- würdige verschwenden? Und werden wir von unsern neuan- gelegtem Werkhause, welches wir mit so großen Kosten auf- geführet haben, den wahren Vortheil haben, wofern wir nicht durch jene Claßification zuvor alle mögliche Uegerechtig- keit entfernen? Wie viele Vermächtnisse, Hospitäler und Stiftungen liessen sich nicht ohnehin mit jener Anstalt für die Arme vereinigen, so daß eins den andern die Hand böte, und den Fleiß gemeinschaftlich beförderte? XII. Von der Armenpolicey unsrer Vor- fahren. Man glaubt insgemein, unsre Vorfahren hätten sich we- Das
der Armen-Anſtalten. nicht auch mit den Almoſen geſchehen koͤnnen? Wir legenSchatzungen an, um Pulver zu kaufen, und die beſten Staͤdte damit in den Grund zu ſchießen. Solte man denn nicht auch ſo etwas thun koͤnnen, um andre wiederum gluͤcklich zu machen? Sind die Armen nicht ein eben ſo wichtiger Gegen- ſtand der oͤffentlichen Vorſorge als andre Dinge? Und wuͤrde ſich nicht jeder Hauswirth, jaͤhrlich gern zu einem gewiſſen Almoſen Beytrag ſelbſt ſubſcribiren, wenn er dagegen von allen andern Ueberlauf enthoben ſeyn koͤnnte? Wuͤrden dieſe Gelder nicht beſſer angewandt werden, als diejenigen, die wir ohne genugſame Pruͤfung vor den Thuͤren oft an un- wuͤrdige verſchwenden? Und werden wir von unſern neuan- gelegtem Werkhauſe, welches wir mit ſo großen Koſten auf- gefuͤhret haben, den wahren Vortheil haben, wofern wir nicht durch jene Claßification zuvor alle moͤgliche Uegerechtig- keit entfernen? Wie viele Vermaͤchtniſſe, Hoſpitaͤler und Stiftungen lieſſen ſich nicht ohnehin mit jener Anſtalt fuͤr die Arme vereinigen, ſo daß eins den andern die Hand boͤte, und den Fleiß gemeinſchaftlich befoͤrderte? XII. Von der Armenpolicey unſrer Vor- fahren. Man glaubt insgemein, unſre Vorfahren haͤtten ſich we- Das
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der Armen-Anſtalten.
nicht auch mit den Almoſen geſchehen koͤnnen? Wir legen
Schatzungen an, um Pulver zu kaufen, und die beſten Staͤdte
damit in den Grund zu ſchießen. Solte man denn nicht
auch ſo etwas thun koͤnnen, um andre wiederum gluͤcklich zu
machen? Sind die Armen nicht ein eben ſo wichtiger Gegen-
ſtand der oͤffentlichen Vorſorge als andre Dinge? Und wuͤrde
ſich nicht jeder Hauswirth, jaͤhrlich gern zu einem gewiſſen
Almoſen Beytrag ſelbſt ſubſcribiren, wenn er dagegen von
allen andern Ueberlauf enthoben ſeyn koͤnnte? Wuͤrden dieſe
Gelder nicht beſſer angewandt werden, als diejenigen, die
wir ohne genugſame Pruͤfung vor den Thuͤren oft an un-
wuͤrdige verſchwenden? Und werden wir von unſern neuan-
gelegtem Werkhauſe, welches wir mit ſo großen Koſten auf-
gefuͤhret haben, den wahren Vortheil haben, wofern wir
nicht durch jene Claßification zuvor alle moͤgliche Uegerechtig-
keit entfernen? Wie viele Vermaͤchtniſſe, Hoſpitaͤler und
Stiftungen lieſſen ſich nicht ohnehin mit jener Anſtalt fuͤr die
Arme vereinigen, ſo daß eins den andern die Hand boͤte,
und den Fleiß gemeinſchaftlich befoͤrderte?
XII.
Von der Armenpolicey unſrer Vor-
fahren.
Man glaubt insgemein, unſre Vorfahren haͤtten ſich we-
nig um die Policey bekuͤmmert und die Sachen ſo ge-
hen laſſen, wie ſie gewolt. Um dieſen Vorwurf abzulehnen,
wollen wir einige die Armenanſtalten betreffende Geſetze der
mittlern Zeit wiederum in Erinnerung bringen.
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