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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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unsrer Vorfahren.
men so er ernähren und die Allmosen so er geben solte, vor-
geschrieben:

Episcopi Abbates et Abbatissae pauperes famelicos
quatuor pro illa striccitate nutrire debent, usque
ad tempora messium - Comites fortiores libram
de argento aut valente donent in eleemosyna - ib.

§. 143.

Die Armensachen sollten an den Gerichtstagen allezeit zuerst
vorgenommen und durch nichts aufgehalten werden.
CAROL. M. LL. §. 58.

Die Bischöffe und Grafen solten sie in ihrem unmittelbaren
Schutze haben.
Capit. add. IV. 5 - 115.

Die Wundärzte wurden von Gerichtswegen augehalten der
Armen zu warten.
Si quis medicum ad placitum pro infirmo visitan-
do aut vulnere curando poposcerit: ut viderit vul-
nus medicus aut dolores agnoverit, statim sub cer-
to placito cautione emissa infirmum suscipiat.
*)
L. 3. Wisig. tit. de medicis.

Und
*) Es zwar hier nicht eigentlich, daß von armen Kranken
die Rede sey. Vermuthlich aber bedürfte es keines Zwan-
ges, um reiche Patienten in die Cur zu nehmen. Doch
konnte bey den Westgothen auch dieses unterweilen nöthig
seyn, weil dieses Volk auf den Einfall des Herrn v. Mau-
pertuis gerathen war, daß der Arzt nicht belohnt und wohl
gar bestraft werden solte, wenn er einen Patienten sterben
ließ; daher mancher sich wegern konnte einen gefährlichen
Patienten in die Cur zu nehmen. Die Westgothen waren
überhaupt den Wundärzten nicht gewogen. Sie mußten
100
Mösers patr. Phantas. I. Th. F

unſrer Vorfahren.
men ſo er ernaͤhren und die Allmoſen ſo er geben ſolte, vor-
geſchrieben:

Epiſcopi Abbates et Abbatiſſae pauperes famelicos
quatuor pro illa ſtriccitate nutrire debent, usque
ad tempora meſſium ‒ Comites fortiores libram
de argento aut valente donent in eleemoſyna ‒ ib.

§. 143.

Die Armenſachen ſollten an den Gerichtstagen allezeit zuerſt
vorgenommen und durch nichts aufgehalten werden.
CAROL. M. LL. §. 58.

Die Biſchoͤffe und Grafen ſolten ſie in ihrem unmittelbaren
Schutze haben.
Capit. add. IV. 5 ‒ 115.

Die Wundaͤrzte wurden von Gerichtswegen augehalten der
Armen zu warten.
Si quis medicum ad placitum pro infirmo viſitan-
do aut vulnere curando popoſcerit: ut viderit vul-
nus medicus aut dolores agnoverit, ſtatim ſub cer-
to placito cautione emiſſa infirmum ſuſcipiat.
*)
L. 3. Wiſig. tit. de medicis.

Und
*) Es zwar hier nicht eigentlich, daß von armen Kranken
die Rede ſey. Vermuthlich aber beduͤrfte es keines Zwan-
ges, um reiche Patienten in die Cur zu nehmen. Doch
konnte bey den Weſtgothen auch dieſes unterweilen noͤthig
ſeyn, weil dieſes Volk auf den Einfall des Herrn v. Mau-
pertuis gerathen war, daß der Arzt nicht belohnt und wohl
gar beſtraft werden ſolte, wenn er einen Patienten ſterben
ließ; daher mancher ſich wegern konnte einen gefaͤhrlichen
Patienten in die Cur zu nehmen. Die Weſtgothen waren
uͤberhaupt den Wundaͤrzten nicht gewogen. Sie mußten
100
Möſers patr. Phantaſ. I. Th. F
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[81/0099] unſrer Vorfahren. men ſo er ernaͤhren und die Allmoſen ſo er geben ſolte, vor- geſchrieben: Epiſcopi Abbates et Abbatiſſae pauperes famelicos quatuor pro illa ſtriccitate nutrire debent, usque ad tempora meſſium ‒ Comites fortiores libram de argento aut valente donent in eleemoſyna ‒ ib. §. 143. Die Armenſachen ſollten an den Gerichtstagen allezeit zuerſt vorgenommen und durch nichts aufgehalten werden. CAROL. M. LL. §. 58. Die Biſchoͤffe und Grafen ſolten ſie in ihrem unmittelbaren Schutze haben. Capit. add. IV. 5 ‒ 115. Die Wundaͤrzte wurden von Gerichtswegen augehalten der Armen zu warten. Si quis medicum ad placitum pro infirmo viſitan- do aut vulnere curando popoſcerit: ut viderit vul- nus medicus aut dolores agnoverit, ſtatim ſub cer- to placito cautione emiſſa infirmum ſuſcipiat. *) L. 3. Wiſig. tit. de medicis. Und *) Es zwar hier nicht eigentlich, daß von armen Kranken die Rede ſey. Vermuthlich aber beduͤrfte es keines Zwan- ges, um reiche Patienten in die Cur zu nehmen. Doch konnte bey den Weſtgothen auch dieſes unterweilen noͤthig ſeyn, weil dieſes Volk auf den Einfall des Herrn v. Mau- pertuis gerathen war, daß der Arzt nicht belohnt und wohl gar beſtraft werden ſolte, wenn er einen Patienten ſterben ließ; daher mancher ſich wegern konnte einen gefaͤhrlichen Patienten in die Cur zu nehmen. Die Weſtgothen waren uͤberhaupt den Wundaͤrzten nicht gewogen. Sie mußten 100 Möſers patr. Phantaſ. I. Th. F

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/99>, abgerufen am 21.11.2024.