Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.Beantwortung der Frage: Was muß des letztern macht sich immer selbst fertig, und lebt gut, wenndie Gärtnerey auf einem unfruchtbaren Sande nur da gelingt, wo ihr eine mächtige Hauptstadt zu statten kommt; und so wäre freylich ein gütlicher Vergleich nicht zu verwerfen. Der sicherste Weg bey dem allen aber ist, beydes Ackerbau und Handel zugleich zu befördern, und einem durch den an- dern zu helfen. Der Handel kan zur Noth ohne Ackerbau bestehen, aber dieser nicht leicht ohne jenem. Ein hoher Preis der ersten Bedürfnisse, und selbst die Auflagen auf das Brodt, die in Holland den ganzen Werth desselben übersteigen, scha- den den dortigen Fabriken so sonderlich nicht; aber die Wohl- feiligkeit dieser Bedürfnisse, welche ohne Handlung leicht entsteht, drückt den Ackersmann zu Boden. Doch ... Gewerbe und Handlung find flüchtige Güter, fuhr
Beantwortung der Frage: Was muß des letztern macht ſich immer ſelbſt fertig, und lebt gut, wenndie Gaͤrtnerey auf einem unfruchtbaren Sande nur da gelingt, wo ihr eine maͤchtige Hauptſtadt zu ſtatten kommt; und ſo waͤre freylich ein guͤtlicher Vergleich nicht zu verwerfen. Der ſicherſte Weg bey dem allen aber iſt, beydes Ackerbau und Handel zugleich zu befoͤrdern, und einem durch den an- dern zu helfen. Der Handel kan zur Noth ohne Ackerbau beſtehen, aber dieſer nicht leicht ohne jenem. Ein hoher Preis der erſten Beduͤrfniſſe, und ſelbſt die Auflagen auf das Brodt, die in Holland den ganzen Werth deſſelben uͤberſteigen, ſcha- den den dortigen Fabriken ſo ſonderlich nicht; aber die Wohl- feiligkeit dieſer Beduͤrfniſſe, welche ohne Handlung leicht entſteht, druͤckt den Ackersmann zu Boden. Doch … Gewerbe und Handlung find fluͤchtige Guͤter, fuhr
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Beantwortung der Frage: Was muß
des letztern macht ſich immer ſelbſt fertig, und lebt gut, wenn
die Gaͤrtnerey auf einem unfruchtbaren Sande nur da gelingt,
wo ihr eine maͤchtige Hauptſtadt zu ſtatten kommt; und ſo
waͤre freylich ein guͤtlicher Vergleich nicht zu verwerfen.
Der ſicherſte Weg bey dem allen aber iſt, beydes Ackerbau
und Handel zugleich zu befoͤrdern, und einem durch den an-
dern zu helfen. Der Handel kan zur Noth ohne Ackerbau
beſtehen, aber dieſer nicht leicht ohne jenem. Ein hoher Preis
der erſten Beduͤrfniſſe, und ſelbſt die Auflagen auf das Brodt,
die in Holland den ganzen Werth deſſelben uͤberſteigen, ſcha-
den den dortigen Fabriken ſo ſonderlich nicht; aber die Wohl-
feiligkeit dieſer Beduͤrfniſſe, welche ohne Handlung leicht
entſteht, druͤckt den Ackersmann zu Boden.
Doch … Gewerbe und Handlung find fluͤchtige Guͤter,
die von einer Nation zur andern ziehen. Wie ſehr iſt die
Groͤße der Hollaͤnder nicht geſunken? Ihre Fluͤſſe ſind untief
geworden; ihren Heerings- Cabillau- und Wallfiſchfang haben
ſie mit andern Nationen theilen muͤſſen. Ihr Gewuͤrzhandel
iſt in gleicher Gefahr; ihre Zuckerſiedereyen ſind von den
Hamburgern, Bremern und andern geſtuͤrzt, und nicht ein
Viertheil von dem vorigen mehr; ihre Verſchiffung, womit
ſie vorhin der ganzen Welt dieneten, iſt nur noch ein Schat-
ten, da alle Voͤlker ihre Waaren ſelbſt holen; ihre ſchweren
Fabriken ſind durch die Franzoſen, Schweitzer, Preußen
und Sachſen unnuͤtz gemacht worden; und ſo werden ſie bald,
wann einmal die Abnahme zu einem gewiſſen Grade geht,
durch ihre Impoſten zu Grunde gehn. Wie viel dauerhafter
iſt dagegen ein Staat, deſſen Wohl ſich auf dem Ackerbau
gruͤndet? der allezeit ſeine Nothdurft und wenn er etwas
uͤbrig hat, auch leicht Abſatz findet? und Deutſchland zum maͤch-
tigſten Volke machen wuͤrde, wenn es nur auf Mittel daͤchte
ſeine Ausfuhr zu vermehren, und durch Vermehrung der Aus-
fuhr
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