Allerdings, antwortete der Fürst, ich habe es lange sagen wollen, daß Euer Liebden hierinn zu weit giengen. Das Spinnhäusgen hat über zwanzig tausend Thaler zu bauen ge- kostet, und erfordert jährlich noch an die tausend Thaler, wenn wir alles rechnen. Warum sollen meine getreuen Un- terthanen, welche doch am Ende alles bezahlen müssen, mit einer solchen Schatzung einigen fremden Landstreichern zum Besten belastet werden? Die Fremden sind Feinde; wir sind ihnen kein Recht schuldig; und wir werden sie, wenn sie es verdienen, als Sklaven auf die Galeeren verkaufen, oder wenn sie nicht so viel verbrochen haben, an ein benachbartes Werbehaus mit der Bedingung abliefern lassen, daß es die- selben in guter Zucht und auf hundert Meile von unsern Gränzen halten solle. Kommen sie denn wieder: so sollen sie ohne Proceß und ohne Begleitung an den ersten Baum hängen. Das Spinnhäusgen ist denn allein für unsre ge- treuen Unterthanen, die wenn sie daraus laufen, das Land von selbst räumen, oder wo sie wieder kommen, als Fremde, die ihr Bürgerrecht verlaufen haben, hängen sollen.
Aber ... sagte die Fürstin, jedoch nur um das letzte Wort zu behalten.
XXXXVI.
und fuͤr unſre Kinder.
Allerdings, antwortete der Fuͤrſt, ich habe es lange ſagen wollen, daß Euer Liebden hierinn zu weit giengen. Das Spinnhaͤusgen hat uͤber zwanzig tauſend Thaler zu bauen ge- koſtet, und erfordert jaͤhrlich noch an die tauſend Thaler, wenn wir alles rechnen. Warum ſollen meine getreuen Un- terthanen, welche doch am Ende alles bezahlen muͤſſen, mit einer ſolchen Schatzung einigen fremden Landſtreichern zum Beſten belaſtet werden? Die Fremden ſind Feinde; wir ſind ihnen kein Recht ſchuldig; und wir werden ſie, wenn ſie es verdienen, als Sklaven auf die Galeeren verkaufen, oder wenn ſie nicht ſo viel verbrochen haben, an ein benachbartes Werbehaus mit der Bedingung abliefern laſſen, daß es die- ſelben in guter Zucht und auf hundert Meile von unſern Graͤnzen halten ſolle. Kommen ſie denn wieder: ſo ſollen ſie ohne Proceß und ohne Begleitung an den erſten Baum haͤngen. Das Spinnhaͤusgen iſt denn allein fuͤr unſre ge- treuen Unterthanen, die wenn ſie daraus laufen, das Land von ſelbſt raͤumen, oder wo ſie wieder kommen, als Fremde, die ihr Buͤrgerrecht verlaufen haben, haͤngen ſollen.
Aber … ſagte die Fuͤrſtin, jedoch nur um das letzte Wort zu behalten.
XXXXVI.
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und fuͤr unſre Kinder.
Allerdings, antwortete der Fuͤrſt, ich habe es lange ſagen
wollen, daß Euer Liebden hierinn zu weit giengen. Das
Spinnhaͤusgen hat uͤber zwanzig tauſend Thaler zu bauen ge-
koſtet, und erfordert jaͤhrlich noch an die tauſend Thaler,
wenn wir alles rechnen. Warum ſollen meine getreuen Un-
terthanen, welche doch am Ende alles bezahlen muͤſſen, mit
einer ſolchen Schatzung einigen fremden Landſtreichern zum
Beſten belaſtet werden? Die Fremden ſind Feinde; wir ſind
ihnen kein Recht ſchuldig; und wir werden ſie, wenn ſie es
verdienen, als Sklaven auf die Galeeren verkaufen, oder
wenn ſie nicht ſo viel verbrochen haben, an ein benachbartes
Werbehaus mit der Bedingung abliefern laſſen, daß es die-
ſelben in guter Zucht und auf hundert Meile von unſern
Graͤnzen halten ſolle. Kommen ſie denn wieder: ſo ſollen
ſie ohne Proceß und ohne Begleitung an den erſten Baum
haͤngen. Das Spinnhaͤusgen iſt denn allein fuͤr unſre ge-
treuen Unterthanen, die wenn ſie daraus laufen, das Land
von ſelbſt raͤumen, oder wo ſie wieder kommen, als Fremde,
die ihr Buͤrgerrecht verlaufen haben, haͤngen ſollen.
Aber … ſagte die Fuͤrſtin, jedoch nur um das letzte
Wort zu behalten.
XXXXVI.
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/319>, abgerufen am 24.11.2024.
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