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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

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Von dem Einflusse der Bevölkerung

Der wahre Landmann reichet bey einer theuren Zeit fast
durchgehends mit seinem Vorrathe aus; den vielen Neben-
wohnern aber fehlts. Wenn nun diesen durch öffentliche An-
stalten geholfen werden muß, es sey mit Fuhren, mit Korn
oder mit Gelde; und diese Hülfe wird von der gemeinen
Masse aller Kräfte des Staats genommen: so ist offenbar, daß
die größte Last davon dem Landbesitzer aufgebürdet werde.

Eben so verhält es sich mit den Armen, Fündlingen, Ge-
brechlichen, Rasenden und andern dem gemeinen Wesen auf
diese oder jene Art zur Last fallenden Personen. Dergleichen
Leute finden sich unter den wahren Landbesitzern gar nicht,
oder wo sie sich finden: so fallen sie dem gemeinen Wesen
nicht zur Beschwerde. Unter den Nebenwohnern und Heuer-
leuten hingegen finden sie sich in Menge; und sie mögen ih-
ren Mangel durch betteln, stehlen, oder aus den Landes-
und Kirchspielscassen ersetzet halten: so muß der Landbesitzer
das mehrste dazu beytragen.

Unsre Kirchen werden uns fast durchgehends zu klein, und
es sind deren einige, wo an die fünfhundert Menschen unter
einer Predigt auf den Kirchhöfen stehen, um die andre ab-
zuwarten; andre hingegen, wo die Einwohner nur um den
den vierten Sonntag zur Kirche kommen können, um sich
einander Platz zu machen. Den mehrsten Raum nehmen
die Nebenwohner ein. Wenn aber die Kirche gebauet und
erweitert wird: so muß der Landbesitzer Holz, Stein und
Lohn bezahlen.

Die gemeinen Weiden, Mohre und Holzungen werden
am mehrsten genutzt; und auch hierunter muß der Landbe-
sitzer leiden. Die Hülfe, die er dagegen von ihnen erhält,
ist gering und kostbar, weil sie die beste Jahreszeit in Hol-
land liegen.....



II.
Von dem Einfluſſe der Bevoͤlkerung

Der wahre Landmann reichet bey einer theuren Zeit faſt
durchgehends mit ſeinem Vorrathe aus; den vielen Neben-
wohnern aber fehlts. Wenn nun dieſen durch oͤffentliche An-
ſtalten geholfen werden muß, es ſey mit Fuhren, mit Korn
oder mit Gelde; und dieſe Huͤlfe wird von der gemeinen
Maſſe aller Kraͤfte des Staats genommen: ſo iſt offenbar, daß
die groͤßte Laſt davon dem Landbeſitzer aufgebuͤrdet werde.

Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Armen, Fuͤndlingen, Ge-
brechlichen, Raſenden und andern dem gemeinen Weſen auf
dieſe oder jene Art zur Laſt fallenden Perſonen. Dergleichen
Leute finden ſich unter den wahren Landbeſitzern gar nicht,
oder wo ſie ſich finden: ſo fallen ſie dem gemeinen Weſen
nicht zur Beſchwerde. Unter den Nebenwohnern und Heuer-
leuten hingegen finden ſie ſich in Menge; und ſie moͤgen ih-
ren Mangel durch betteln, ſtehlen, oder aus den Landes-
und Kirchſpielscaſſen erſetzet halten: ſo muß der Landbeſitzer
das mehrſte dazu beytragen.

Unſre Kirchen werden uns faſt durchgehends zu klein, und
es ſind deren einige, wo an die fuͤnfhundert Menſchen unter
einer Predigt auf den Kirchhoͤfen ſtehen, um die andre ab-
zuwarten; andre hingegen, wo die Einwohner nur um den
den vierten Sonntag zur Kirche kommen koͤnnen, um ſich
einander Platz zu machen. Den mehrſten Raum nehmen
die Nebenwohner ein. Wenn aber die Kirche gebauet und
erweitert wird: ſo muß der Landbeſitzer Holz, Stein und
Lohn bezahlen.

Die gemeinen Weiden, Mohre und Holzungen werden
am mehrſten genutzt; und auch hierunter muß der Landbe-
ſitzer leiden. Die Huͤlfe, die er dagegen von ihnen erhaͤlt,
iſt gering und koſtbar, weil ſie die beſte Jahreszeit in Hol-
land liegen.....



II.
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[14/0032] Von dem Einfluſſe der Bevoͤlkerung Der wahre Landmann reichet bey einer theuren Zeit faſt durchgehends mit ſeinem Vorrathe aus; den vielen Neben- wohnern aber fehlts. Wenn nun dieſen durch oͤffentliche An- ſtalten geholfen werden muß, es ſey mit Fuhren, mit Korn oder mit Gelde; und dieſe Huͤlfe wird von der gemeinen Maſſe aller Kraͤfte des Staats genommen: ſo iſt offenbar, daß die groͤßte Laſt davon dem Landbeſitzer aufgebuͤrdet werde. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Armen, Fuͤndlingen, Ge- brechlichen, Raſenden und andern dem gemeinen Weſen auf dieſe oder jene Art zur Laſt fallenden Perſonen. Dergleichen Leute finden ſich unter den wahren Landbeſitzern gar nicht, oder wo ſie ſich finden: ſo fallen ſie dem gemeinen Weſen nicht zur Beſchwerde. Unter den Nebenwohnern und Heuer- leuten hingegen finden ſie ſich in Menge; und ſie moͤgen ih- ren Mangel durch betteln, ſtehlen, oder aus den Landes- und Kirchſpielscaſſen erſetzet halten: ſo muß der Landbeſitzer das mehrſte dazu beytragen. Unſre Kirchen werden uns faſt durchgehends zu klein, und es ſind deren einige, wo an die fuͤnfhundert Menſchen unter einer Predigt auf den Kirchhoͤfen ſtehen, um die andre ab- zuwarten; andre hingegen, wo die Einwohner nur um den den vierten Sonntag zur Kirche kommen koͤnnen, um ſich einander Platz zu machen. Den mehrſten Raum nehmen die Nebenwohner ein. Wenn aber die Kirche gebauet und erweitert wird: ſo muß der Landbeſitzer Holz, Stein und Lohn bezahlen. Die gemeinen Weiden, Mohre und Holzungen werden am mehrſten genutzt; und auch hierunter muß der Landbe- ſitzer leiden. Die Huͤlfe, die er dagegen von ihnen erhaͤlt, iſt gering und koſtbar, weil ſie die beſte Jahreszeit in Hol- land liegen..... II.

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/32>, abgerufen am 23.11.2024.