Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.Vorschlag, wie der Theurung des Korns Allein den Schaden ungerechnet, welcher dem Staat durchdas darinn angelegte Capital, durch den Unterhalt der Ge- bäude, durch die Besoldung der Bedienten, durch die allezeit dabey einschleichende Betriegerey und durch andre Unglücks- fälle daher zuwächst: so kann man sicher darauf rechnen, daß in dem Lande, wo dieses Magazin liegt, das Korn immer höher im Preise als in andern Ländern, alle übrige Umstände gleich genommen, seyn werde; und dieses aus der vernünfti- gen Ursache, weil der Kaufmann in dem Lande, worinn er durch das Magazin auf ewig verhindert wird, den höchsten Preis zu erhalten, es nicht wagen wird, die Gefahr des nie- drigsten zu stehen. Der Kornhandel ist so beschaffen, daß neun Jahre Verlust durch ein Jahr Gewinnst ersetzet werden müssen. Hat der Kaufmann nun die Hoffnung nicht, sich durch den höchsten Preis des einen theuren Jahrs schadlos halten zu können: so wird er gewiß die Gefahr der neun wohl- feilen nicht übernehmen, folglich von diesem Handel ganz ab- lassen, und wenn die Theurung einfällt, dem Staate die ganze Anstalt allein zuwelzen. Es sollte daher ein ewiges unveränderliches Gesetz in jedem cher
Vorſchlag, wie der Theurung des Korns Allein den Schaden ungerechnet, welcher dem Staat durchdas darinn angelegte Capital, durch den Unterhalt der Ge- baͤude, durch die Beſoldung der Bedienten, durch die allezeit dabey einſchleichende Betriegerey und durch andre Ungluͤcks- faͤlle daher zuwaͤchſt: ſo kann man ſicher darauf rechnen, daß in dem Lande, wo dieſes Magazin liegt, das Korn immer hoͤher im Preiſe als in andern Laͤndern, alle uͤbrige Umſtaͤnde gleich genommen, ſeyn werde; und dieſes aus der vernuͤnfti- gen Urſache, weil der Kaufmann in dem Lande, worinn er durch das Magazin auf ewig verhindert wird, den hoͤchſten Preis zu erhalten, es nicht wagen wird, die Gefahr des nie- drigſten zu ſtehen. Der Kornhandel iſt ſo beſchaffen, daß neun Jahre Verluſt durch ein Jahr Gewinnſt erſetzet werden muͤſſen. Hat der Kaufmann nun die Hoffnung nicht, ſich durch den hoͤchſten Preis des einen theuren Jahrs ſchadlos halten zu koͤnnen: ſo wird er gewiß die Gefahr der neun wohl- feilen nicht uͤbernehmen, folglich von dieſem Handel ganz ab- laſſen, und wenn die Theurung einfaͤllt, dem Staate die ganze Anſtalt allein zuwelzen. Es ſollte daher ein ewiges unveraͤnderliches Geſetz in jedem cher
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Vorſchlag, wie der Theurung des Korns
Allein den Schaden ungerechnet, welcher dem Staat durch
das darinn angelegte Capital, durch den Unterhalt der Ge-
baͤude, durch die Beſoldung der Bedienten, durch die allezeit
dabey einſchleichende Betriegerey und durch andre Ungluͤcks-
faͤlle daher zuwaͤchſt: ſo kann man ſicher darauf rechnen, daß
in dem Lande, wo dieſes Magazin liegt, das Korn immer
hoͤher im Preiſe als in andern Laͤndern, alle uͤbrige Umſtaͤnde
gleich genommen, ſeyn werde; und dieſes aus der vernuͤnfti-
gen Urſache, weil der Kaufmann in dem Lande, worinn er
durch das Magazin auf ewig verhindert wird, den hoͤchſten
Preis zu erhalten, es nicht wagen wird, die Gefahr des nie-
drigſten zu ſtehen. Der Kornhandel iſt ſo beſchaffen, daß
neun Jahre Verluſt durch ein Jahr Gewinnſt erſetzet werden
muͤſſen. Hat der Kaufmann nun die Hoffnung nicht, ſich
durch den hoͤchſten Preis des einen theuren Jahrs ſchadlos
halten zu koͤnnen: ſo wird er gewiß die Gefahr der neun wohl-
feilen nicht uͤbernehmen, folglich von dieſem Handel ganz ab-
laſſen, und wenn die Theurung einfaͤllt, dem Staate die ganze
Anſtalt allein zuwelzen.
Es ſollte daher ein ewiges unveraͤnderliches Geſetz in jedem
Staate ſeyn, daß der Kornpreis, die Umſtaͤnde moͤchten kom-
men wie ſie wollten, immer ſeinen freyen Lauf behalten, nie
die Ausfuhr verboten, nie die Keſſel verſiegelt, nie fremder
Vorrath auf Unkoſten des Staats angeſchafft, nie der Spei-
cher eines Privatmanns eroͤfnet, und uͤberhaupt nie etwas
vorgenommen werden ſollte, wodurch der ordentliche Lauf des
Handels unterbrochen werden koͤnnte. Wo aber ein ſolches
Geſetz noch nicht vorhanden; oder wo es zwar vorhanden, aber
noch nicht genug befeſtiget und geheiliget iſt, da muß freylich
die Obrigkeit zutreten, und dem Mangel abzuhelfen ſuchen.
Denn in einem ſolchen Lande haben die Einwohner natuͤrli-
cher
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