Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.Umgekehrt: es ist rathsamer zu haben uns erinnern, auf keinem dergleichen erbaueten Wege,mehr Pracht angewandt worden, als wegen des Grund und Bodens, und zu solider Erhaltung derselben erforderlich ge- wesen, so begreife ich nicht, wie solche mit Billigkeit zum Luxus zu rechnen. Ich behaupte es allerdings, daß gute Wege in einem nis- a) Der Herr Verfasser hatte es an seinem Gegner getadelt,
daß er eine gar zu bekandte Regel vorausgeschickt hätte. Hier hätte er sich seiner eignen Kritick erinnern sollen. Anmerkung der Herausgeberinn. Umgekehrt: es iſt rathſamer zu haben uns erinnern, auf keinem dergleichen erbaueten Wege,mehr Pracht angewandt worden, als wegen des Grund und Bodens, und zu ſolider Erhaltung derſelben erforderlich ge- weſen, ſo begreife ich nicht, wie ſolche mit Billigkeit zum Luxus zu rechnen. Ich behaupte es allerdings, daß gute Wege in einem niſ- a) Der Herr Verfaſſer hatte es an ſeinem Gegner getadelt,
daß er eine gar zu bekandte Regel vorausgeſchickt haͤtte. Hier haͤtte er ſich ſeiner eignen Kritick erinnern ſollen. Anmerkung der Herausgeberinn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0442" n="424"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Umgekehrt: es iſt rathſamer</hi></fw><lb/> zu haben uns erinnern, auf keinem dergleichen erbaueten Wege,<lb/> mehr Pracht angewandt worden, als wegen des Grund und<lb/> Bodens, und zu ſolider Erhaltung derſelben erforderlich ge-<lb/> weſen, ſo begreife ich nicht, wie ſolche mit Billigkeit zum<lb/> Luxus zu rechnen.</p><lb/> <p>Ich behaupte es allerdings, daß gute Wege in einem<lb/> Lande, wo nicht alles todt oder ſchlaͤft, recht zu treffende Vor-<lb/> richtungen, und fuͤr Fremde das erſte Kennzeichen der Weis-<lb/> heit des Regenten und der Policey ſeines Landes ſind. Wie!<lb/> auch die Bruͤcken, Meilenzeiger? ꝛc. ꝛc. freylich fuͤr geflickte<lb/> Wege ſehr unſchicklich, aber auch fuͤr dieſe nur Hirngeſpinſte!<lb/> Da wo man hingegen den Rath unſers Schriftſtellers nicht<lb/> befolget, wo man die oͤffentlichen Heerſtraßen nicht blos flickt,<lb/> ſondern es zutraͤglicher haͤlt, ſolche zu allen Jahrszeiten fahr-<lb/> bar zu erhalten, da ſind Bruͤcken allerdings nothwendig. Man<lb/> hat es mir bey meinen Erkundigungen allemal als die erſte<lb/> Regel bey Anlegung eines immer guten Weges angegeben,<lb/> daß dem Waſſer von allen Seiten der Heerſtraße ein freyer<lb/> Abzug gegeben werden muͤſſe; und da man in allen dieſen<lb/> Laͤndern, nach dem einſtimmigen Reſultat meiner Nachrichten,<lb/> aus dem durch Erfahrungen beſtaͤtigten Grundſatz, daß es bey<lb/> einer ordentlichen Vorrichtung, vortheilhafter einmal zu<lb/> bauen, als ohne eine Wegebeſſerung zu beſchaffen, ewig zu<lb/> flicken, es ſich vorgeſetzet hatte fuͤr die Ewigkeit zu bauen;<lb/> ſo iſt mir an den von mir befahrnen Heerſtraßen, nichts praͤch-<lb/> tig, nichts glaͤnzend erſchienen. Ich fand es vielmehr hoͤchſt<lb/> vernuͤnftig und angemeſſen, uͤber Fluͤſſe, große Bruͤcken, uͤber<lb/> Baͤche, kleinere und uͤber die Seiten- oder Abzugsgraben noch<lb/> geringere zu erblicken, <note place="foot" n="a)">Der Herr Verfaſſer hatte es an ſeinem Gegner getadelt,<lb/> daß er eine gar zu bekandte Regel vorausgeſchickt haͤtte.<lb/> Hier haͤtte er ſich ſeiner eignen Kritick erinnern ſollen.<lb/><hi rendition="#fr">Anmerkung der Herausgeberinn.</hi></note> ſolche nach Maaßgabe des Verhaͤlt-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">niſ-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [424/0442]
Umgekehrt: es iſt rathſamer
zu haben uns erinnern, auf keinem dergleichen erbaueten Wege,
mehr Pracht angewandt worden, als wegen des Grund und
Bodens, und zu ſolider Erhaltung derſelben erforderlich ge-
weſen, ſo begreife ich nicht, wie ſolche mit Billigkeit zum
Luxus zu rechnen.
Ich behaupte es allerdings, daß gute Wege in einem
Lande, wo nicht alles todt oder ſchlaͤft, recht zu treffende Vor-
richtungen, und fuͤr Fremde das erſte Kennzeichen der Weis-
heit des Regenten und der Policey ſeines Landes ſind. Wie!
auch die Bruͤcken, Meilenzeiger? ꝛc. ꝛc. freylich fuͤr geflickte
Wege ſehr unſchicklich, aber auch fuͤr dieſe nur Hirngeſpinſte!
Da wo man hingegen den Rath unſers Schriftſtellers nicht
befolget, wo man die oͤffentlichen Heerſtraßen nicht blos flickt,
ſondern es zutraͤglicher haͤlt, ſolche zu allen Jahrszeiten fahr-
bar zu erhalten, da ſind Bruͤcken allerdings nothwendig. Man
hat es mir bey meinen Erkundigungen allemal als die erſte
Regel bey Anlegung eines immer guten Weges angegeben,
daß dem Waſſer von allen Seiten der Heerſtraße ein freyer
Abzug gegeben werden muͤſſe; und da man in allen dieſen
Laͤndern, nach dem einſtimmigen Reſultat meiner Nachrichten,
aus dem durch Erfahrungen beſtaͤtigten Grundſatz, daß es bey
einer ordentlichen Vorrichtung, vortheilhafter einmal zu
bauen, als ohne eine Wegebeſſerung zu beſchaffen, ewig zu
flicken, es ſich vorgeſetzet hatte fuͤr die Ewigkeit zu bauen;
ſo iſt mir an den von mir befahrnen Heerſtraßen, nichts praͤch-
tig, nichts glaͤnzend erſchienen. Ich fand es vielmehr hoͤchſt
vernuͤnftig und angemeſſen, uͤber Fluͤſſe, große Bruͤcken, uͤber
Baͤche, kleinere und uͤber die Seiten- oder Abzugsgraben noch
geringere zu erblicken, a) ſolche nach Maaßgabe des Verhaͤlt-
niſ-
a) Der Herr Verfaſſer hatte es an ſeinem Gegner getadelt,
daß er eine gar zu bekandte Regel vorausgeſchickt haͤtte.
Hier haͤtte er ſich ſeiner eignen Kritick erinnern ſollen.
Anmerkung der Herausgeberinn.
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