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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

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Vorschlag zu einer Zettelbank.
und der Privatcredit nicht zureicht, die Unternehmungen sei-
ner Eingesessenen zu bestreiten, jederzeit von dem größten Nu-
tzen befunden worden. Es ist dieses die erste natürlichste,
einfältigste und sicherste Art den Landescredit zu nutzen; das
Capital was in der Circulation ist, zu verdoppeln, und sol-
ches einzig und allein zum Vortheil der Handlung zu gebrau-
chen. Was kann also einen Staat, dem es an Credit nicht
ermangelt, abhalten, diesen Vortheil sich und seinen Einwoh-
nern zu verschasfen?

Erstlich, wenn Geld und Privatcredit genug vorhanden?
Zweytens, wenn es an einheimischen Fleisse und Gelegen-
heit mangelt ein doppeltes Capital zu gebrauchen?
Drittens, wenn zu befürchten ist, daß die Circulation mit
zu vielen Geltungen (Münze und Papier sind beyde Geltun-
gen) zu sehr überhäuft, folglich die Zinse zu niedrig fallen
werde.

Allein welcher Staat in Deutschland kan sich auf den ersten
und dritten Grund berufen? und welcher Patriot wird nicht
hoffen, daß Mittel auch Muth und Fleiß erwecken werden?

Wahrscheinlich würden die Scheine einer Oßnabrückischen
Bank auch in Bremen und Holland Credit finden; und wie
vieles würde nicht auch hiedurch ersparet werden? Ein Kauf-
mann der in Bremen zu bezahlen hat, schickt das Geld mit
einem Frachtwagen hin; ein andrer der für Linnen dort et-
was zu empfangen hat, läßt dieses eben so unsicher dorther
kommen, und wenn gleich auch dann und wann eine Aßigna-
tion ins Mittel tritt: so ist diese doch bisweilen unsicher, man
muß sie erst aufsuchen, und sie laufen in einem zu kleinen Zir-
kel; wenn dagegen jeder Kaufmann in Bremen das Linnen
mit Bankscheinen bezahlen ließe: so würde der Bremer auch

diese

Vorſchlag zu einer Zettelbank.
und der Privatcredit nicht zureicht, die Unternehmungen ſei-
ner Eingeſeſſenen zu beſtreiten, jederzeit von dem groͤßten Nu-
tzen befunden worden. Es iſt dieſes die erſte natuͤrlichſte,
einfaͤltigſte und ſicherſte Art den Landescredit zu nutzen; das
Capital was in der Circulation iſt, zu verdoppeln, und ſol-
ches einzig und allein zum Vortheil der Handlung zu gebrau-
chen. Was kann alſo einen Staat, dem es an Credit nicht
ermangelt, abhalten, dieſen Vortheil ſich und ſeinen Einwoh-
nern zu verſchaſfen?

Erſtlich, wenn Geld und Privatcredit genug vorhanden?
Zweytens, wenn es an einheimiſchen Fleiſſe und Gelegen-
heit mangelt ein doppeltes Capital zu gebrauchen?
Drittens, wenn zu befuͤrchten iſt, daß die Circulation mit
zu vielen Geltungen (Muͤnze und Papier ſind beyde Geltun-
gen) zu ſehr uͤberhaͤuft, folglich die Zinſe zu niedrig fallen
werde.

Allein welcher Staat in Deutſchland kan ſich auf den erſten
und dritten Grund berufen? und welcher Patriot wird nicht
hoffen, daß Mittel auch Muth und Fleiß erwecken werden?

Wahrſcheinlich wuͤrden die Scheine einer Oßnabruͤckiſchen
Bank auch in Bremen und Holland Credit finden; und wie
vieles wuͤrde nicht auch hiedurch erſparet werden? Ein Kauf-
mann der in Bremen zu bezahlen hat, ſchickt das Geld mit
einem Frachtwagen hin; ein andrer der fuͤr Linnen dort et-
was zu empfangen hat, laͤßt dieſes eben ſo unſicher dorther
kommen, und wenn gleich auch dann und wann eine Aßigna-
tion ins Mittel tritt: ſo iſt dieſe doch bisweilen unſicher, man
muß ſie erſt aufſuchen, und ſie laufen in einem zu kleinen Zir-
kel; wenn dagegen jeder Kaufmann in Bremen das Linnen
mit Bankſcheinen bezahlen ließe: ſo wuͤrde der Bremer auch

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[463/0481] Vorſchlag zu einer Zettelbank. und der Privatcredit nicht zureicht, die Unternehmungen ſei- ner Eingeſeſſenen zu beſtreiten, jederzeit von dem groͤßten Nu- tzen befunden worden. Es iſt dieſes die erſte natuͤrlichſte, einfaͤltigſte und ſicherſte Art den Landescredit zu nutzen; das Capital was in der Circulation iſt, zu verdoppeln, und ſol- ches einzig und allein zum Vortheil der Handlung zu gebrau- chen. Was kann alſo einen Staat, dem es an Credit nicht ermangelt, abhalten, dieſen Vortheil ſich und ſeinen Einwoh- nern zu verſchaſfen? Erſtlich, wenn Geld und Privatcredit genug vorhanden? Zweytens, wenn es an einheimiſchen Fleiſſe und Gelegen- heit mangelt ein doppeltes Capital zu gebrauchen? Drittens, wenn zu befuͤrchten iſt, daß die Circulation mit zu vielen Geltungen (Muͤnze und Papier ſind beyde Geltun- gen) zu ſehr uͤberhaͤuft, folglich die Zinſe zu niedrig fallen werde. Allein welcher Staat in Deutſchland kan ſich auf den erſten und dritten Grund berufen? und welcher Patriot wird nicht hoffen, daß Mittel auch Muth und Fleiß erwecken werden? Wahrſcheinlich wuͤrden die Scheine einer Oßnabruͤckiſchen Bank auch in Bremen und Holland Credit finden; und wie vieles wuͤrde nicht auch hiedurch erſparet werden? Ein Kauf- mann der in Bremen zu bezahlen hat, ſchickt das Geld mit einem Frachtwagen hin; ein andrer der fuͤr Linnen dort et- was zu empfangen hat, laͤßt dieſes eben ſo unſicher dorther kommen, und wenn gleich auch dann und wann eine Aßigna- tion ins Mittel tritt: ſo iſt dieſe doch bisweilen unſicher, man muß ſie erſt aufſuchen, und ſie laufen in einem zu kleinen Zir- kel; wenn dagegen jeder Kaufmann in Bremen das Linnen mit Bankſcheinen bezahlen ließe: ſo wuͤrde der Bremer auch dieſe

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/481>, abgerufen am 22.11.2024.