den, oder in glücklichen Unternehmungen für den Staat rühmlich beschäftigten Patrioten ohne Geld zu belohnen auf eine schändliche Art vernichtiget. Der Geldreiche fähret in verguldeten Carossen den nur gemein angesehenen Mitbürger zu Boden; und der stolze Diener im unrühmlichen Solde lacht über den Mann, der zu Belohnung für freywillige und grössere Dienste nichts als die Ehre einen schwarzen Mantel tragen zu dürfeu, sich ehedem erworben hat.
Die Zeitumstände sind nicht so beschaffen, um nach dem Beyspiele eines Lycurgs alles Geld zu verbannen, oder alle Bedienungen in rühmliche Reihelasten zu verwandeln, und den Staat von der drückenden Last täglich anwachsender Be- soldungen zu befreyen. Es giebt keine unbesuchte Wildnisse mehr, wo man sich auf einen neuen Contrakt anbauen könnte; und die Sitten der Menschen in einem kleinen europaischen Ländgen, was mit schadenfrohen Nachbarn umgeben ist, las- sen sich nicht nach den strengen Vorschriften William Penns bilden. Uns bleibt nichts übrig, als mit dem Strome über Weg zu gehen, und uns zu bemühen demselben nur seine fer- nere Ausdehnung zu verhindern.
Nichts scheinet mir hiezu bequemer, als daß wir uns von von unserm Landesherrn eine Uniform erbitten, und dieselbe zur Ehrentracht für alle diejenigen machen, welche in gleich rühmlichen Verhältnisse zum gemeinen Besten steuren, und sich als ehrenhafte Männer betragen. Anfänglich wird es euch zwar als eine neue Art von Sclaverey vorkommen, die vorgeschriebene Farbe eines Herrn zu tragen, oder der edlen Freyheit zu entsagen eine Kleidung nicht mehr nach eignen Gefallen wählen zu können. Vielleicht denkt ihr auch wohl gar zu eurer eignen Beschimpfung, daß ihr dieser Uniform
nicht
Die Vortheile einer allgem. Landesuniforme,
den, oder in gluͤcklichen Unternehmungen fuͤr den Staat ruͤhmlich beſchaͤftigten Patrioten ohne Geld zu belohnen auf eine ſchaͤndliche Art vernichtiget. Der Geldreiche faͤhret in verguldeten Caroſſen den nur gemein angeſehenen Mitbuͤrger zu Boden; und der ſtolze Diener im unruͤhmlichen Solde lacht uͤber den Mann, der zu Belohnung fuͤr freywillige und groͤſſere Dienſte nichts als die Ehre einen ſchwarzen Mantel tragen zu duͤrfeu, ſich ehedem erworben hat.
Die Zeitumſtaͤnde ſind nicht ſo beſchaffen, um nach dem Beyſpiele eines Lycurgs alles Geld zu verbannen, oder alle Bedienungen in ruͤhmliche Reihelaſten zu verwandeln, und den Staat von der druͤckenden Laſt taͤglich anwachſender Be- ſoldungen zu befreyen. Es giebt keine unbeſuchte Wildniſſe mehr, wo man ſich auf einen neuen Contrakt anbauen koͤnnte; und die Sitten der Menſchen in einem kleinen europaiſchen Laͤndgen, was mit ſchadenfrohen Nachbarn umgeben iſt, laſ- ſen ſich nicht nach den ſtrengen Vorſchriften William Penns bilden. Uns bleibt nichts uͤbrig, als mit dem Strome uͤber Weg zu gehen, und uns zu bemuͤhen demſelben nur ſeine fer- nere Ausdehnung zu verhindern.
Nichts ſcheinet mir hiezu bequemer, als daß wir uns von von unſerm Landesherrn eine Uniform erbitten, und dieſelbe zur Ehrentracht fuͤr alle diejenigen machen, welche in gleich ruͤhmlichen Verhaͤltniſſe zum gemeinen Beſten ſteuren, und ſich als ehrenhafte Maͤnner betragen. Anfaͤnglich wird es euch zwar als eine neue Art von Sclaverey vorkommen, die vorgeſchriebene Farbe eines Herrn zu tragen, oder der edlen Freyheit zu entſagen eine Kleidung nicht mehr nach eignen Gefallen waͤhlen zu koͤnnen. Vielleicht denkt ihr auch wohl gar zu eurer eignen Beſchimpfung, daß ihr dieſer Uniform
nicht
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Die Vortheile einer allgem. Landesuniforme,
den, oder in gluͤcklichen Unternehmungen fuͤr den Staat
ruͤhmlich beſchaͤftigten Patrioten ohne Geld zu belohnen auf
eine ſchaͤndliche Art vernichtiget. Der Geldreiche faͤhret in
verguldeten Caroſſen den nur gemein angeſehenen Mitbuͤrger
zu Boden; und der ſtolze Diener im unruͤhmlichen Solde
lacht uͤber den Mann, der zu Belohnung fuͤr freywillige und
groͤſſere Dienſte nichts als die Ehre einen ſchwarzen Mantel
tragen zu duͤrfeu, ſich ehedem erworben hat.
Die Zeitumſtaͤnde ſind nicht ſo beſchaffen, um nach dem
Beyſpiele eines Lycurgs alles Geld zu verbannen, oder alle
Bedienungen in ruͤhmliche Reihelaſten zu verwandeln, und
den Staat von der druͤckenden Laſt taͤglich anwachſender Be-
ſoldungen zu befreyen. Es giebt keine unbeſuchte Wildniſſe
mehr, wo man ſich auf einen neuen Contrakt anbauen koͤnnte;
und die Sitten der Menſchen in einem kleinen europaiſchen
Laͤndgen, was mit ſchadenfrohen Nachbarn umgeben iſt, laſ-
ſen ſich nicht nach den ſtrengen Vorſchriften William Penns
bilden. Uns bleibt nichts uͤbrig, als mit dem Strome uͤber
Weg zu gehen, und uns zu bemuͤhen demſelben nur ſeine fer-
nere Ausdehnung zu verhindern.
Nichts ſcheinet mir hiezu bequemer, als daß wir uns von
von unſerm Landesherrn eine Uniform erbitten, und dieſelbe
zur Ehrentracht fuͤr alle diejenigen machen, welche in gleich
ruͤhmlichen Verhaͤltniſſe zum gemeinen Beſten ſteuren, und
ſich als ehrenhafte Maͤnner betragen. Anfaͤnglich wird es
euch zwar als eine neue Art von Sclaverey vorkommen, die
vorgeſchriebene Farbe eines Herrn zu tragen, oder der edlen
Freyheit zu entſagen eine Kleidung nicht mehr nach eignen
Gefallen waͤhlen zu koͤnnen. Vielleicht denkt ihr auch wohl
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/80>, abgerufen am 21.11.2024.
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