XLVII. Von den ersten öffentlichen Anstalten zum Seidenbau im Hochstifte Oßnabrück.
Man hat seit einigen Jahren sehr viel Geräusch vom Seidenbau gemacht; ich glaube aber doch, daß hier im Stifte eher als in einer andern Gegend Westphalens eine grosse Hand daran gelegt worden. Dafern wir aber auch nicht die ersten gewesen seyn sollten: so ist doch alle- mal billig, den Namen des ehrlichen Mannes der dankba- ren Nachwelt aufzubewahren, der seine Zeiten mit einem neuen Nahrungszweige bereichern wollen.
Weiland Ihro Königl. Hoheit Ernst August der II.; einer von den guten Landesvätern, womit die göttliche Für- sehung noch dann und wann ein kleines Ländgen beglücket, sind es, welche zuerst im hiesigen Stifte den Seidenbau einzuführen sich bemühet haben. Aus der darüber abgeleg- ten Rechnung erhellet, daß Höchstdieselbe im October 1727 den damals sogenannten Biermanskampf vor dem Johan- nisthor, nebst einem Stücke Landes vor 1575 Thaler zu einer Maulbeerplantage haben kaufen, und solchen noch den- selben Winter, nachdem die Pflanzung am 24. Nov. d. J. ihren Anfang genommen, völlig bepflanzen lassen. Die darüber geführte Taglohnsrechnung geht bis zum Aug. 1728, und folglich bis an den Tod eines Herrn, der mehr seine Liebe als seine Grösse zu verewigen suchte.
Die Aufsicht darüber hatte einer Namens Fenoglio, welchen der Herzog als Trüffelnjäger aus Italien hattte kommen lassen; und da in dessen Rechnung unterm 5ten Aug. 1718 bereits einiges Haspelgeld zur Ausgabe kommt:
so
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XLVII. Von den erſten oͤffentlichen Anſtalten zum Seidenbau im Hochſtifte Oßnabruͤck.
Man hat ſeit einigen Jahren ſehr viel Geraͤuſch vom Seidenbau gemacht; ich glaube aber doch, daß hier im Stifte eher als in einer andern Gegend Weſtphalens eine groſſe Hand daran gelegt worden. Dafern wir aber auch nicht die erſten geweſen ſeyn ſollten: ſo iſt doch alle- mal billig, den Namen des ehrlichen Mannes der dankba- ren Nachwelt aufzubewahren, der ſeine Zeiten mit einem neuen Nahrungszweige bereichern wollen.
Weiland Ihro Koͤnigl. Hoheit Ernſt Auguſt der II.; einer von den guten Landesvaͤtern, womit die goͤttliche Fuͤr- ſehung noch dann und wann ein kleines Laͤndgen begluͤcket, ſind es, welche zuerſt im hieſigen Stifte den Seidenbau einzufuͤhren ſich bemuͤhet haben. Aus der daruͤber abgeleg- ten Rechnung erhellet, daß Hoͤchſtdieſelbe im October 1727 den damals ſogenannten Biermanskampf vor dem Johan- nisthor, nebſt einem Stuͤcke Landes vor 1575 Thaler zu einer Maulbeerplantage haben kaufen, und ſolchen noch den- ſelben Winter, nachdem die Pflanzung am 24. Nov. d. J. ihren Anfang genommen, voͤllig bepflanzen laſſen. Die daruͤber gefuͤhrte Taglohnsrechnung geht bis zum Aug. 1728, und folglich bis an den Tod eines Herrn, der mehr ſeine Liebe als ſeine Groͤſſe zu verewigen ſuchte.
Die Aufſicht daruͤber hatte einer Namens Fenoglio, welchen der Herzog als Truͤffelnjaͤger aus Italien hattte kommen laſſen; und da in deſſen Rechnung unterm 5ten Aug. 1718 bereits einiges Haſpelgeld zur Ausgabe kommt:
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XLVII.
Von den erſten oͤffentlichen Anſtalten zum
Seidenbau im Hochſtifte Oßnabruͤck.
Man hat ſeit einigen Jahren ſehr viel Geraͤuſch vom
Seidenbau gemacht; ich glaube aber doch, daß hier
im Stifte eher als in einer andern Gegend Weſtphalens
eine groſſe Hand daran gelegt worden. Dafern wir aber
auch nicht die erſten geweſen ſeyn ſollten: ſo iſt doch alle-
mal billig, den Namen des ehrlichen Mannes der dankba-
ren Nachwelt aufzubewahren, der ſeine Zeiten mit einem
neuen Nahrungszweige bereichern wollen.
Weiland Ihro Koͤnigl. Hoheit Ernſt Auguſt der II.;
einer von den guten Landesvaͤtern, womit die goͤttliche Fuͤr-
ſehung noch dann und wann ein kleines Laͤndgen begluͤcket,
ſind es, welche zuerſt im hieſigen Stifte den Seidenbau
einzufuͤhren ſich bemuͤhet haben. Aus der daruͤber abgeleg-
ten Rechnung erhellet, daß Hoͤchſtdieſelbe im October 1727
den damals ſogenannten Biermanskampf vor dem Johan-
nisthor, nebſt einem Stuͤcke Landes vor 1575 Thaler zu
einer Maulbeerplantage haben kaufen, und ſolchen noch den-
ſelben Winter, nachdem die Pflanzung am 24. Nov. d. J.
ihren Anfang genommen, voͤllig bepflanzen laſſen. Die
daruͤber gefuͤhrte Taglohnsrechnung geht bis zum Aug. 1728,
und folglich bis an den Tod eines Herrn, der mehr ſeine
Liebe als ſeine Groͤſſe zu verewigen ſuchte.
Die Aufſicht daruͤber hatte einer Namens Fenoglio,
welchen der Herzog als Truͤffelnjaͤger aus Italien hattte
kommen laſſen; und da in deſſen Rechnung unterm 5ten
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Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und vermehrte Auflage“ des 3. Teils von Justus Mösers „Patriotischen Phantasien“ zur Digitalisierung ausgewählt. Sie erschien 1778, also im selben Jahr wie die Erstauflage dieses Bandes, und ist bis S. 260 seitenidentisch mit dieser. Die Abschnitte LX („Gedanken über den westphälischen Leibeigenthum“) bis LXVIII („Gedanken über den Stillestand der Leibeignen“) sind Ergänzungen gegenüber der ersten Auflage.
Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/183>, abgerufen am 21.11.2024.
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