Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.XXIV. Eine Scene aus dem Lustspiele der Sollicitant. Erast. Ha! guten Morgen mein würdiger lieber Arist! Arist. Guten Morgen. (vor sich) Wie die heilig- sten Ausdrücke gemißbraucht werden! Erast. Da ich eben so vorbey gieng, wollt ich doch einmal sehen wie sie sich und ihre liebe Frau befänden. Arist. Nun das machen Sie ja gut. (vor sich) Mein guter Kerl das ist sicher die Ursache deines Besuchs nicht. Erast. Sie sind doch gestern in der Comödie gewe- sen? es war ein schön Stück. Arist. Ja! Ja! (vor sich) Armer Tropf, was du vor Umwege nimmst! Erast. Auch war das Nachstück allerliebst. Arist. So? (vor sich) Mich soll doch verlangen wenn du zur Sache kommen willst? Erast. Was werden Sie denn heute bey dem schö- nen Wetter anfangen? fahren Sie mit ihrer Frau nicht ein bisgen spatzieren zu ihren geliebten Freunden nach Holzhausen oder Burghausen, die so sehnlich nach ihnen verlangen? Arist. Vielleicht; ich erwarte noch erst die Post. (vor sich) Er lenkt ein. Erast. Sind sie auch kürzlich zu Freyenwald gewesen? Arist. So ganz kürzlich nicht. (vor sich) Er kömmt etwas näher. Erast. Apropos! ich hätte wohl eine recht große Bitte an Sie, aber Sie müssen mir erst sagen, daß sie mir die- selbe nicht abschlagen wollen. Arist. Mösers patr. Phantas. IV. Th. G
XXIV. Eine Scene aus dem Luſtſpiele der Sollicitant. Eraſt. Ha! guten Morgen mein wuͤrdiger lieber Ariſt! Ariſt. Guten Morgen. (vor ſich) Wie die heilig- ſten Ausdruͤcke gemißbraucht werden! Eraſt. Da ich eben ſo vorbey gieng, wollt ich doch einmal ſehen wie ſie ſich und ihre liebe Frau befaͤnden. Ariſt. Nun das machen Sie ja gut. (vor ſich) Mein guter Kerl das iſt ſicher die Urſache deines Beſuchs nicht. Eraſt. Sie ſind doch geſtern in der Comoͤdie gewe- ſen? es war ein ſchoͤn Stuͤck. Ariſt. Ja! Ja! (vor ſich) Armer Tropf, was du vor Umwege nimmſt! Eraſt. Auch war das Nachſtuͤck allerliebſt. Ariſt. So? (vor ſich) Mich ſoll doch verlangen wenn du zur Sache kommen willſt? Eraſt. Was werden Sie denn heute bey dem ſchoͤ- nen Wetter anfangen? fahren Sie mit ihrer Frau nicht ein bisgen ſpatzieren zu ihren geliebten Freunden nach Holzhauſen oder Burghauſen, die ſo ſehnlich nach ihnen verlangen? Ariſt. Vielleicht; ich erwarte noch erſt die Poſt. (vor ſich) Er lenkt ein. Eraſt. Sind ſie auch kuͤrzlich zu Freyenwald geweſen? Ariſt. So ganz kuͤrzlich nicht. (vor ſich) Er koͤmmt etwas naͤher. Eraſt. Apropos! ich haͤtte wohl eine recht große Bitte an Sie, aber Sie muͤſſen mir erſt ſagen, daß ſie mir die- ſelbe nicht abſchlagen wollen. Ariſt. Moͤſers patr. Phantaſ. IV. Th. G
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XXIV.
Eine Scene aus dem Luſtſpiele der
Sollicitant.
Eraſt.
Ha! guten Morgen mein wuͤrdiger lieber Ariſt!
Ariſt. Guten Morgen. (vor ſich) Wie die heilig-
ſten Ausdruͤcke gemißbraucht werden!
Eraſt. Da ich eben ſo vorbey gieng, wollt ich doch
einmal ſehen wie ſie ſich und ihre liebe Frau befaͤnden.
Ariſt. Nun das machen Sie ja gut. (vor ſich) Mein
guter Kerl das iſt ſicher die Urſache deines Beſuchs nicht.
Eraſt. Sie ſind doch geſtern in der Comoͤdie gewe-
ſen? es war ein ſchoͤn Stuͤck.
Ariſt. Ja! Ja! (vor ſich) Armer Tropf, was du
vor Umwege nimmſt!
Eraſt. Auch war das Nachſtuͤck allerliebſt.
Ariſt. So? (vor ſich) Mich ſoll doch verlangen
wenn du zur Sache kommen willſt?
Eraſt. Was werden Sie denn heute bey dem ſchoͤ-
nen Wetter anfangen? fahren Sie mit ihrer Frau nicht
ein bisgen ſpatzieren zu ihren geliebten Freunden nach
Holzhauſen oder Burghauſen, die ſo ſehnlich nach ihnen
verlangen?
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Ariſt. So ganz kuͤrzlich nicht. (vor ſich) Er koͤmmt
etwas naͤher.
Eraſt. Apropos! ich haͤtte wohl eine recht große Bitte
an Sie, aber Sie muͤſſen mir erſt ſagen, daß ſie mir die-
ſelbe nicht abſchlagen wollen.
Ariſt.
Moͤſers patr. Phantaſ. IV. Th. G
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