Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

Was will aus unserm Garn-
französischeu Colonien ist nichts freyer, und was die eng-
lischen Colonien an Linnen und Garn aus Europa ge-
brauchten, mußten sie aus einem englischen Hafen ziehen,
und 5 p. C. davon bezahlen.

Nun hielten die Holländer für alle diese vier Natio-
nen schon seit langer Zeit einen Markt zu St. Eustachius,
worauf nicht allein der portugiesische Amerikaner seine
zehn, der spanische seine vierzig, und der englische seine
fünf p. C. ersparen, sondern auch, was er dahin zum
Verkauf brachte, und was sonst abermals nicht anders
als unter einer neuen Auflage, und auf portugiesischen,
spanischen und englischen Schiffen nach den europäischen
Hafen jeder Nation gebracht werden durfte, frey ver-
kaufte, wenn er die Gefahr der Strafe, die jede Nation
auf diese Defraudation gesetzt hatte, stehen wollte.

So lange die Engländer mit ihren Colonisten einig
waren, kamen diese selten dahin; es verlohnte sich um 5
p. C. zu ersparen, für einen Engländer nicht die Mühe,
ein Betrüger zu werden; man passete auch in den ameri-
kanischen Hafen sehr scharf auf. Auch kamen selten die
Portugiesen und Franzosen dahin, weil die Auflage von
10 p. C. noch zu ertragen war. Jmmer aber und seit
mehr als funfzig Jahren hat der schwere Jmpost von 40
p. C. die spanischen Jndianer in die Versuchung gesetzt,
sich auf St. Eustachius mit europäischen Waaren zu ver-
sorgen, und solche dort gegen ihre Producte frey einzu-
tauschen.

So bald die Unruhen in Amerika ausbrachen, gien-
gen die englischen Colonisten, welche entweder zu schwach
waren gerade zu nach Europa zu handeln, oder den Weg
dahin zu unsicher hielten, nach Eustachius, wo ihnen die
Holländer alles was ihr Herz begehrte, entgegen brach-

ten,

Was will aus unſerm Garn-
franzoͤſiſcheu Colonien iſt nichts freyer, und was die eng-
liſchen Colonien an Linnen und Garn aus Europa ge-
brauchten, mußten ſie aus einem engliſchen Hafen ziehen,
und 5 p. C. davon bezahlen.

Nun hielten die Hollaͤnder fuͤr alle dieſe vier Natio-
nen ſchon ſeit langer Zeit einen Markt zu St. Euſtachius,
worauf nicht allein der portugieſiſche Amerikaner ſeine
zehn, der ſpaniſche ſeine vierzig, und der engliſche ſeine
fuͤnf p. C. erſparen, ſondern auch, was er dahin zum
Verkauf brachte, und was ſonſt abermals nicht anders
als unter einer neuen Auflage, und auf portugieſiſchen,
ſpaniſchen und engliſchen Schiffen nach den europaͤiſchen
Hafen jeder Nation gebracht werden durfte, frey ver-
kaufte, wenn er die Gefahr der Strafe, die jede Nation
auf dieſe Defraudation geſetzt hatte, ſtehen wollte.

So lange die Englaͤnder mit ihren Coloniſten einig
waren, kamen dieſe ſelten dahin; es verlohnte ſich um 5
p. C. zu erſparen, fuͤr einen Englaͤnder nicht die Muͤhe,
ein Betruͤger zu werden; man paſſete auch in den ameri-
kaniſchen Hafen ſehr ſcharf auf. Auch kamen ſelten die
Portugieſen und Franzoſen dahin, weil die Auflage von
10 p. C. noch zu ertragen war. Jmmer aber und ſeit
mehr als funfzig Jahren hat der ſchwere Jmpoſt von 40
p. C. die ſpaniſchen Jndianer in die Verſuchung geſetzt,
ſich auf St. Euſtachius mit europaͤiſchen Waaren zu ver-
ſorgen, und ſolche dort gegen ihre Producte frey einzu-
tauſchen.

So bald die Unruhen in Amerika ausbrachen, gien-
gen die engliſchen Coloniſten, welche entweder zu ſchwach
waren gerade zu nach Europa zu handeln, oder den Weg
dahin zu unſicher hielten, nach Euſtachius, wo ihnen die
Hollaͤnder alles was ihr Herz begehrte, entgegen brach-

ten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0194" n="182"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Was will aus un&#x017F;erm Garn-</hi></fw><lb/>
franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cheu Colonien i&#x017F;t nichts freyer, und was die eng-<lb/>
li&#x017F;chen Colonien an Linnen und Garn aus Europa ge-<lb/>
brauchten, mußten &#x017F;ie aus einem engli&#x017F;chen Hafen ziehen,<lb/>
und 5 p. C. davon bezahlen.</p><lb/>
          <p>Nun hielten die Holla&#x0364;nder fu&#x0364;r alle die&#x017F;e vier Natio-<lb/>
nen &#x017F;chon &#x017F;eit langer Zeit einen Markt zu St. Eu&#x017F;tachius,<lb/>
worauf nicht allein der portugie&#x017F;i&#x017F;che Amerikaner &#x017F;eine<lb/>
zehn, der &#x017F;pani&#x017F;che &#x017F;eine vierzig, und der engli&#x017F;che &#x017F;eine<lb/>
fu&#x0364;nf p. C. er&#x017F;paren, &#x017F;ondern auch, was er dahin zum<lb/>
Verkauf brachte, und was &#x017F;on&#x017F;t abermals nicht anders<lb/>
als unter einer neuen Auflage, und auf portugie&#x017F;i&#x017F;chen,<lb/>
&#x017F;pani&#x017F;chen und engli&#x017F;chen Schiffen nach den europa&#x0364;i&#x017F;chen<lb/>
Hafen jeder Nation gebracht werden durfte, frey ver-<lb/>
kaufte, wenn er die Gefahr der Strafe, die jede Nation<lb/>
auf die&#x017F;e Defraudation ge&#x017F;etzt hatte, &#x017F;tehen wollte.</p><lb/>
          <p>So lange die Engla&#x0364;nder mit ihren Coloni&#x017F;ten einig<lb/>
waren, kamen die&#x017F;e &#x017F;elten dahin; es verlohnte &#x017F;ich um 5<lb/>
p. C. zu er&#x017F;paren, fu&#x0364;r einen Engla&#x0364;nder nicht die Mu&#x0364;he,<lb/>
ein Betru&#x0364;ger zu werden; man pa&#x017F;&#x017F;ete auch in den ameri-<lb/>
kani&#x017F;chen Hafen &#x017F;ehr &#x017F;charf auf. Auch kamen &#x017F;elten die<lb/>
Portugie&#x017F;en und Franzo&#x017F;en dahin, weil die Auflage von<lb/>
10 p. C. noch zu ertragen war. Jmmer aber und &#x017F;eit<lb/>
mehr als funfzig Jahren hat der &#x017F;chwere Jmpo&#x017F;t von 40<lb/>
p. C. die &#x017F;pani&#x017F;chen Jndianer in die Ver&#x017F;uchung ge&#x017F;etzt,<lb/>
&#x017F;ich auf St. Eu&#x017F;tachius mit europa&#x0364;i&#x017F;chen Waaren zu ver-<lb/>
&#x017F;orgen, und &#x017F;olche dort gegen ihre Producte frey einzu-<lb/>
tau&#x017F;chen.</p><lb/>
          <p>So bald die Unruhen in Amerika ausbrachen, gien-<lb/>
gen die engli&#x017F;chen Coloni&#x017F;ten, welche entweder zu &#x017F;chwach<lb/>
waren gerade zu nach Europa zu handeln, oder den Weg<lb/>
dahin zu un&#x017F;icher hielten, nach Eu&#x017F;tachius, wo ihnen die<lb/>
Holla&#x0364;nder alles was ihr Herz begehrte, entgegen brach-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0194] Was will aus unſerm Garn- franzoͤſiſcheu Colonien iſt nichts freyer, und was die eng- liſchen Colonien an Linnen und Garn aus Europa ge- brauchten, mußten ſie aus einem engliſchen Hafen ziehen, und 5 p. C. davon bezahlen. Nun hielten die Hollaͤnder fuͤr alle dieſe vier Natio- nen ſchon ſeit langer Zeit einen Markt zu St. Euſtachius, worauf nicht allein der portugieſiſche Amerikaner ſeine zehn, der ſpaniſche ſeine vierzig, und der engliſche ſeine fuͤnf p. C. erſparen, ſondern auch, was er dahin zum Verkauf brachte, und was ſonſt abermals nicht anders als unter einer neuen Auflage, und auf portugieſiſchen, ſpaniſchen und engliſchen Schiffen nach den europaͤiſchen Hafen jeder Nation gebracht werden durfte, frey ver- kaufte, wenn er die Gefahr der Strafe, die jede Nation auf dieſe Defraudation geſetzt hatte, ſtehen wollte. So lange die Englaͤnder mit ihren Coloniſten einig waren, kamen dieſe ſelten dahin; es verlohnte ſich um 5 p. C. zu erſparen, fuͤr einen Englaͤnder nicht die Muͤhe, ein Betruͤger zu werden; man paſſete auch in den ameri- kaniſchen Hafen ſehr ſcharf auf. Auch kamen ſelten die Portugieſen und Franzoſen dahin, weil die Auflage von 10 p. C. noch zu ertragen war. Jmmer aber und ſeit mehr als funfzig Jahren hat der ſchwere Jmpoſt von 40 p. C. die ſpaniſchen Jndianer in die Verſuchung geſetzt, ſich auf St. Euſtachius mit europaͤiſchen Waaren zu ver- ſorgen, und ſolche dort gegen ihre Producte frey einzu- tauſchen. So bald die Unruhen in Amerika ausbrachen, gien- gen die engliſchen Coloniſten, welche entweder zu ſchwach waren gerade zu nach Europa zu handeln, oder den Weg dahin zu unſicher hielten, nach Euſtachius, wo ihnen die Hollaͤnder alles was ihr Herz begehrte, entgegen brach- ten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/194
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/194>, abgerufen am 24.11.2024.