Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
Was will aus unserm Garn-
b) die Nachricht ein, daß der Orcan vom letzten
October die Packhäuser auf Eustachius und alle dortige
Commissionairs zu Grunde gerichtet habe. Hieraus ent-
steht ein allgemeiner Mißcredit. Die Holländer müssen
c) täglich einen Anfall der Engländer auf Eusta-
chius *) befürchten, und dieses ist ein neuer Grund, war-
um keiner sein Gut dahin schicken will. Hiedurch geräth
auf einmal der Handel mit Linnen, ins Stecken, und nun
frägt es sich: ob die jetzt angeführten drey Ursachen von
Westphalen ausgehoben werden können?

Mit der ersten scheinet es so, wenn England bewo-
gen werden könnte, Freypässe auf das Linnen, was aus
Westphalen nach Eustachius geht, zu ertheilen. Allein
England hat schon lange den Handel auf Eustachius, wo-
her seine Colonien unterstützet werden, ungern gesehn;
es will seine 5 p. C. von demjenigen was diese gebrau-
chen, ziehen; es will sein schottisches und irländisches
Linnen dort absetzen, es will den Schleichhandel in die
spanischen Colonien, den die Holländer bisher gehabt ha-
ben, auf Charlestown oder einen andern Hafen ziehen;
und so ist nicht zu erwarten, daß es gegen sein eignes
Jnteresse Freypässe geben solle.

Die zweyte Ursache wird gehoben seyn, wenn die
Nachrichten von dem Orcan günstiger werden. Aber der
Credit wird sich immer langsam herstellen, und immittelst
mancher zu Grunde gehn.

Die dritte kann nicht gehoben werden, oder die Hol-
länder müßten eine solche Macht zur See haben, daß sie
Eustachius, und die Fahrt dahin decken können; und
dazu können wir unsers Orts nichts beytragen.

Das
*) Dieses gieng auch einige Monate nachher würklich verlohren.
Was will aus unſerm Garn-
b) die Nachricht ein, daß der Orcan vom letzten
October die Packhaͤuſer auf Euſtachius und alle dortige
Commiſſionairs zu Grunde gerichtet habe. Hieraus ent-
ſteht ein allgemeiner Mißcredit. Die Hollaͤnder muͤſſen
c) taͤglich einen Anfall der Englaͤnder auf Euſta-
chius *) befuͤrchten, und dieſes iſt ein neuer Grund, war-
um keiner ſein Gut dahin ſchicken will. Hiedurch geraͤth
auf einmal der Handel mit Linnen, ins Stecken, und nun
fraͤgt es ſich: ob die jetzt angefuͤhrten drey Urſachen von
Weſtphalen ausgehoben werden koͤnnen?

Mit der erſten ſcheinet es ſo, wenn England bewo-
gen werden koͤnnte, Freypaͤſſe auf das Linnen, was aus
Weſtphalen nach Euſtachius geht, zu ertheilen. Allein
England hat ſchon lange den Handel auf Euſtachius, wo-
her ſeine Colonien unterſtuͤtzet werden, ungern geſehn;
es will ſeine 5 p. C. von demjenigen was dieſe gebrau-
chen, ziehen; es will ſein ſchottiſches und irlaͤndiſches
Linnen dort abſetzen, es will den Schleichhandel in die
ſpaniſchen Colonien, den die Hollaͤnder bisher gehabt ha-
ben, auf Charlestown oder einen andern Hafen ziehen;
und ſo iſt nicht zu erwarten, daß es gegen ſein eignes
Jntereſſe Freypaͤſſe geben ſolle.

Die zweyte Urſache wird gehoben ſeyn, wenn die
Nachrichten von dem Orcan guͤnſtiger werden. Aber der
Credit wird ſich immer langſam herſtellen, und immittelſt
mancher zu Grunde gehn.

Die dritte kann nicht gehoben werden, oder die Hol-
laͤnder muͤßten eine ſolche Macht zur See haben, daß ſie
Euſtachius, und die Fahrt dahin decken koͤnnen; und
dazu koͤnnen wir unſers Orts nichts beytragen.

Das
*) Dieſes gieng auch einige Monate nachher wuͤrklich verlohren.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0196" n="184"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Was will aus un&#x017F;erm Garn-</hi> </fw><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">b</hi>) die Nachricht ein, daß der Orcan vom letzten<lb/>
October die Packha&#x0364;u&#x017F;er auf Eu&#x017F;tachius und alle dortige<lb/>
Commi&#x017F;&#x017F;ionairs zu Grunde gerichtet habe. Hieraus ent-<lb/>
&#x017F;teht ein allgemeiner Mißcredit. Die Holla&#x0364;nder mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">c</hi>) ta&#x0364;glich einen Anfall der Engla&#x0364;nder auf Eu&#x017F;ta-<lb/>
chius <note place="foot" n="*)">Die&#x017F;es gieng auch einige Monate nachher wu&#x0364;rklich verlohren.</note> befu&#x0364;rchten, und die&#x017F;es i&#x017F;t ein neuer Grund, war-<lb/>
um keiner &#x017F;ein Gut dahin &#x017F;chicken will. Hiedurch gera&#x0364;th<lb/>
auf einmal der Handel mit Linnen, ins Stecken, und nun<lb/>
fra&#x0364;gt es &#x017F;ich: ob die jetzt angefu&#x0364;hrten drey Ur&#x017F;achen von<lb/>
We&#x017F;tphalen ausgehoben werden ko&#x0364;nnen?</item>
          </list><lb/>
          <p>Mit der <hi rendition="#fr">er&#x017F;ten</hi> &#x017F;cheinet es &#x017F;o, wenn England bewo-<lb/>
gen werden ko&#x0364;nnte, Freypa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e auf das Linnen, was aus<lb/>
We&#x017F;tphalen nach Eu&#x017F;tachius geht, zu ertheilen. Allein<lb/>
England hat &#x017F;chon lange den Handel auf Eu&#x017F;tachius, wo-<lb/>
her &#x017F;eine Colonien unter&#x017F;tu&#x0364;tzet werden, ungern ge&#x017F;ehn;<lb/>
es will &#x017F;eine 5 p. C. von demjenigen was die&#x017F;e gebrau-<lb/>
chen, ziehen; es will &#x017F;ein &#x017F;chotti&#x017F;ches und irla&#x0364;ndi&#x017F;ches<lb/>
Linnen dort ab&#x017F;etzen, es will den Schleichhandel in die<lb/>
&#x017F;pani&#x017F;chen Colonien, den die Holla&#x0364;nder bisher gehabt ha-<lb/>
ben, auf Charlestown oder einen andern Hafen ziehen;<lb/>
und &#x017F;o i&#x017F;t nicht zu erwarten, daß es gegen &#x017F;ein eignes<lb/>
Jntere&#x017F;&#x017F;e Freypa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e geben &#x017F;olle.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#fr">zweyte</hi> Ur&#x017F;ache wird gehoben &#x017F;eyn, wenn die<lb/>
Nachrichten von dem Orcan gu&#x0364;n&#x017F;tiger werden. Aber der<lb/>
Credit wird &#x017F;ich immer lang&#x017F;am her&#x017F;tellen, und immittel&#x017F;t<lb/>
mancher zu Grunde gehn.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#fr">dritte</hi> kann nicht gehoben werden, oder die Hol-<lb/>
la&#x0364;nder mu&#x0364;ßten eine &#x017F;olche Macht zur See haben, daß &#x017F;ie<lb/>
Eu&#x017F;tachius, und die Fahrt dahin decken ko&#x0364;nnen; und<lb/>
dazu ko&#x0364;nnen wir un&#x017F;ers Orts nichts beytragen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0196] Was will aus unſerm Garn- b) die Nachricht ein, daß der Orcan vom letzten October die Packhaͤuſer auf Euſtachius und alle dortige Commiſſionairs zu Grunde gerichtet habe. Hieraus ent- ſteht ein allgemeiner Mißcredit. Die Hollaͤnder muͤſſen c) taͤglich einen Anfall der Englaͤnder auf Euſta- chius *) befuͤrchten, und dieſes iſt ein neuer Grund, war- um keiner ſein Gut dahin ſchicken will. Hiedurch geraͤth auf einmal der Handel mit Linnen, ins Stecken, und nun fraͤgt es ſich: ob die jetzt angefuͤhrten drey Urſachen von Weſtphalen ausgehoben werden koͤnnen? Mit der erſten ſcheinet es ſo, wenn England bewo- gen werden koͤnnte, Freypaͤſſe auf das Linnen, was aus Weſtphalen nach Euſtachius geht, zu ertheilen. Allein England hat ſchon lange den Handel auf Euſtachius, wo- her ſeine Colonien unterſtuͤtzet werden, ungern geſehn; es will ſeine 5 p. C. von demjenigen was dieſe gebrau- chen, ziehen; es will ſein ſchottiſches und irlaͤndiſches Linnen dort abſetzen, es will den Schleichhandel in die ſpaniſchen Colonien, den die Hollaͤnder bisher gehabt ha- ben, auf Charlestown oder einen andern Hafen ziehen; und ſo iſt nicht zu erwarten, daß es gegen ſein eignes Jntereſſe Freypaͤſſe geben ſolle. Die zweyte Urſache wird gehoben ſeyn, wenn die Nachrichten von dem Orcan guͤnſtiger werden. Aber der Credit wird ſich immer langſam herſtellen, und immittelſt mancher zu Grunde gehn. Die dritte kann nicht gehoben werden, oder die Hol- laͤnder muͤßten eine ſolche Macht zur See haben, daß ſie Euſtachius, und die Fahrt dahin decken koͤnnen; und dazu koͤnnen wir unſers Orts nichts beytragen. Das *) Dieſes gieng auch einige Monate nachher wuͤrklich verlohren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/196
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/196>, abgerufen am 24.11.2024.