Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.nicht nach dem englischen? Auch ist die Gefahr für vermischte Heyrathen so groß Das einzige was allenfalls zu befürchten wäre, möchte Dem Adel allein schadet die Vermehrung; er kann ge- Mösers patr. Phantas. IV. Th. R
nicht nach dem engliſchen? Auch iſt die Gefahr fuͤr vermiſchte Heyrathen ſo groß Das einzige was allenfalls zu befuͤrchten waͤre, moͤchte Dem Adel allein ſchadet die Vermehrung; er kann ge- Moͤſers patr. Phantaſ. IV. Th. R
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0269" n="257"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">nicht nach dem engliſchen?</hi> </fw><lb/> <p>Auch iſt die Gefahr fuͤr vermiſchte Heyrathen ſo groß<lb/> nicht als man ſich ſolche vorſtellet. Denn ſo bald jene<lb/> Wege geoͤffnet ſind: ſo wird man auch eben wie in Eng-<lb/> land, <hi rendition="#fr">edelgebohrne</hi> Kaufleute, und <hi rendition="#fr">edelgebohrne</hi> Paͤch-<lb/> ter finden, die ihren Soͤhnen und Toͤchtern die Wapen-<lb/> buͤrtigkeit durch das Heroldsamt erhalten haben.</p><lb/> <p>Das einzige was allenfalls zu befuͤrchten waͤre, moͤchte<lb/> darin beſtehen, daß die Adelsfaͤhigkeit zu gemein, und<lb/> die Zahl derjenigen, welche auf eine Kronwuͤrde, oder<lb/> welches nach dem Vorausgeſetzten einerley iſt, auf eine<lb/> Praͤbende und andre dem Adel gleichgeltende Bedienun-<lb/> gen Anſpruch machen koͤnnten, zu groß werden wuͤrde.<lb/> Allein ſo wichtig dieſer Einwurf von einer Seite ſcheinet:<lb/> ſo hart iſt es doch auch auf der andern, daß die juͤngern<lb/> Soͤhne des Adels, wenn ſie keine Reichs- oder Landwuͤr-<lb/> den erhalten, ſich des Eigenthums begeben und manche<lb/> gute <hi rendition="#fr">edelgebohrne</hi> Maͤdgen ledig bleiben muͤſſen; und<lb/> faſt moͤchte ich ſagen, daß es blos der Eigennutz des Adels<lb/> ſey, der die Zahl der Adelsfaͤhigen zu vermindern ſucht,<lb/> um die Praͤbenden jedesmal zur Verſorgung oder Aufo-<lb/> pferung ſeiner jungen Kinder gebrauchen zu koͤnnen. Am<lb/> Ende aber duͤrfte es doch noch wohl eine große Frage<lb/> ſeyn, ob der Adel ſich nicht beſſer dabey ſtehen und we-<lb/> nigſtens wohlthaͤtiger gegen ſein Geſchlecht handeln wuͤr-<lb/> de, wenn ſeine juͤngern Kinder ſich wie in England durch<lb/> die Handlung oder jede andre Art eines anſtaͤndigen Ge-<lb/> werbes bereicherten, und ſich auf dieſe Weiſe die Mittel<lb/> erwuͤrben, kuͤnftig in einer Kronwuͤrde deſto beſſer glaͤn-<lb/> zen zu koͤnnen, als daß ſie auf einer Praͤbende zu Tode<lb/> gefuttert werden.</p><lb/> <p>Dem Adel allein ſchadet die Vermehrung; er kann<lb/> leicht zu zahlreich und zu gemein werden; aber den <hi rendition="#fr">Edel-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Moͤſers patr. Phantaſ.</hi><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> R</fw><fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [257/0269]
nicht nach dem engliſchen?
Auch iſt die Gefahr fuͤr vermiſchte Heyrathen ſo groß
nicht als man ſich ſolche vorſtellet. Denn ſo bald jene
Wege geoͤffnet ſind: ſo wird man auch eben wie in Eng-
land, edelgebohrne Kaufleute, und edelgebohrne Paͤch-
ter finden, die ihren Soͤhnen und Toͤchtern die Wapen-
buͤrtigkeit durch das Heroldsamt erhalten haben.
Das einzige was allenfalls zu befuͤrchten waͤre, moͤchte
darin beſtehen, daß die Adelsfaͤhigkeit zu gemein, und
die Zahl derjenigen, welche auf eine Kronwuͤrde, oder
welches nach dem Vorausgeſetzten einerley iſt, auf eine
Praͤbende und andre dem Adel gleichgeltende Bedienun-
gen Anſpruch machen koͤnnten, zu groß werden wuͤrde.
Allein ſo wichtig dieſer Einwurf von einer Seite ſcheinet:
ſo hart iſt es doch auch auf der andern, daß die juͤngern
Soͤhne des Adels, wenn ſie keine Reichs- oder Landwuͤr-
den erhalten, ſich des Eigenthums begeben und manche
gute edelgebohrne Maͤdgen ledig bleiben muͤſſen; und
faſt moͤchte ich ſagen, daß es blos der Eigennutz des Adels
ſey, der die Zahl der Adelsfaͤhigen zu vermindern ſucht,
um die Praͤbenden jedesmal zur Verſorgung oder Aufo-
pferung ſeiner jungen Kinder gebrauchen zu koͤnnen. Am
Ende aber duͤrfte es doch noch wohl eine große Frage
ſeyn, ob der Adel ſich nicht beſſer dabey ſtehen und we-
nigſtens wohlthaͤtiger gegen ſein Geſchlecht handeln wuͤr-
de, wenn ſeine juͤngern Kinder ſich wie in England durch
die Handlung oder jede andre Art eines anſtaͤndigen Ge-
werbes bereicherten, und ſich auf dieſe Weiſe die Mittel
erwuͤrben, kuͤnftig in einer Kronwuͤrde deſto beſſer glaͤn-
zen zu koͤnnen, als daß ſie auf einer Praͤbende zu Tode
gefuttert werden.
Dem Adel allein ſchadet die Vermehrung; er kann
leicht zu zahlreich und zu gemein werden; aber den Edel-
ge-
Moͤſers patr. Phantaſ. IV. Th. R
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |