Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.RELIGION. storben. Seine Schüler und Nachfolger lehrten, welche GötterBlitze zu schleudern pflegten; wie man am Quartier des Him- mels und an der Farbe den Blitz eines jeden Gottes erkenne; ob der Blitz einen dauernden Zustand andeute oder ein ein- zelnes Ereigniss und wenn dieses, ob dasselbe ein bestimmt datirtes sei oder durch Kunst sich vorschieben lasse bis zu einer gewissen Grenze; wie man den eingeschlagenen Blitz bestatte oder den drohenden einzuschlagen zwinge, und der- gleichen wundersame Künste mehr, denen man gelegentlich die Sportulirungsgelüste anmerkt. Wie tief dies alles dem römischen Wesen widerstand, zeigt, dass, selbst als man später in Rom es benutzte, doch nie ein Versuch gemacht ward es einzubürgern; in dieser Epoche genügten den Römern wohl noch die einheimischen und die griechischen Orakel. Sie hatten nichts gemein mit einander, die italische Religion des freudigen Vertrauens und die etruskische der bangen Furcht. RELIGION. storben. Seine Schüler und Nachfolger lehrten, welche GötterBlitze zu schleudern pflegten; wie man am Quartier des Him- mels und an der Farbe den Blitz eines jeden Gottes erkenne; ob der Blitz einen dauernden Zustand andeute oder ein ein- zelnes Ereigniſs und wenn dieses, ob dasselbe ein bestimmt datirtes sei oder durch Kunst sich vorschieben lasse bis zu einer gewissen Grenze; wie man den eingeschlagenen Blitz bestatte oder den drohenden einzuschlagen zwinge, und der- gleichen wundersame Künste mehr, denen man gelegentlich die Sportulirungsgelüste anmerkt. Wie tief dies alles dem römischen Wesen widerstand, zeigt, daſs, selbst als man später in Rom es benutzte, doch nie ein Versuch gemacht ward es einzubürgern; in dieser Epoche genügten den Römern wohl noch die einheimischen und die griechischen Orakel. Sie hatten nichts gemein mit einander, die italische Religion des freudigen Vertrauens und die etruskische der bangen Furcht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0135" n="121"/><fw place="top" type="header">RELIGION.</fw><lb/> storben. Seine Schüler und Nachfolger lehrten, welche Götter<lb/> Blitze zu schleudern pflegten; wie man am Quartier des Him-<lb/> mels und an der Farbe den Blitz eines jeden Gottes erkenne;<lb/> ob der Blitz einen dauernden Zustand andeute oder ein ein-<lb/> zelnes Ereigniſs und wenn dieses, ob dasselbe ein bestimmt<lb/> datirtes sei oder durch Kunst sich vorschieben lasse bis zu<lb/> einer gewissen Grenze; wie man den eingeschlagenen Blitz<lb/> bestatte oder den drohenden einzuschlagen zwinge, und der-<lb/> gleichen wundersame Künste mehr, denen man gelegentlich<lb/> die Sportulirungsgelüste anmerkt. Wie tief dies alles dem<lb/> römischen Wesen widerstand, zeigt, daſs, selbst als man später<lb/> in Rom es benutzte, doch nie ein Versuch gemacht ward es<lb/> einzubürgern; in dieser Epoche genügten den Römern wohl<lb/> noch die einheimischen und die griechischen Orakel. Sie<lb/> hatten nichts gemein mit einander, die italische Religion des<lb/> freudigen Vertrauens und die etruskische der bangen Furcht.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [121/0135]
RELIGION.
storben. Seine Schüler und Nachfolger lehrten, welche Götter
Blitze zu schleudern pflegten; wie man am Quartier des Him-
mels und an der Farbe den Blitz eines jeden Gottes erkenne;
ob der Blitz einen dauernden Zustand andeute oder ein ein-
zelnes Ereigniſs und wenn dieses, ob dasselbe ein bestimmt
datirtes sei oder durch Kunst sich vorschieben lasse bis zu
einer gewissen Grenze; wie man den eingeschlagenen Blitz
bestatte oder den drohenden einzuschlagen zwinge, und der-
gleichen wundersame Künste mehr, denen man gelegentlich
die Sportulirungsgelüste anmerkt. Wie tief dies alles dem
römischen Wesen widerstand, zeigt, daſs, selbst als man später
in Rom es benutzte, doch nie ein Versuch gemacht ward es
einzubürgern; in dieser Epoche genügten den Römern wohl
noch die einheimischen und die griechischen Orakel. Sie
hatten nichts gemein mit einander, die italische Religion des
freudigen Vertrauens und die etruskische der bangen Furcht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |